Wien-Politik

Katholische Aktion „empört“ über Klimacamp-Räumung

Die Katholische Aktion (KA) der Erzdiözese Wien hat sich angesichts der Räumung des Klimacamps der Lobautunnel- und Stadtstraßengegnerinnen und -gegner in der Wiener Donaustadt vom Dienstag „empört“ darüber geäußert, „wie gegen politisch engagierte Jugendliche vorgegangen wird“.

In der KA Wien herrsche Unverständnis über die Räumung der Baustelle der Wiener Stadtstraße durch die Stadt Wien – mehr dazu in Stadtstraße: Polizei räumt Protestcamp. „Die jungen Menschen werden mit dieser Vorgangsweise vor den Kopf gestoßen. Um die verhärteten Fronten aufzuweichen und um eine gute Lösung zu finden“, habe die KA Wien in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig im Dezember 2021 den Stephansplatz als Ort des Dialoges angeboten.

„Wir haben eingeladen, dass sich Vertreter*innen der Politik, Aktivist*innen und Verkehrswissenschaft auf einen transparenten Dialogprozess auf Augenhöhe einlassen“, so die Aussendung. Eskalation sei in dieser Sache nicht der richtige Weg.

Polizei bei der Räumung des Protestcamps von Umweltschützern auf der geplanten Baustelle der Wiener Stadtstra§e in Wien-Donaustadt am Dienstag, 1. Februar
APA/Tobias Steinmaurer
Räumung des Protestcamps: Der Einsatz für eine lebenswerte Zukunf sei ein wertvolles Gut, so die katholische Organisation

Eskalation nicht der richtige Weg

Der Einsatz für eine lebenswerte Zukunft, „und da gehört Umwelt- und Klimaschutz dazu“, sei ein wertvolles Gut, so die katholische Organisation. „Da hilft es nicht, wenn man zum wiederholten Male die gleichen Argumente vorbringt und über Anwälte Drohungen ausspricht. Junge Menschen, die sich politisch engagieren und sich für die Umwelt und Klimaschutz einsetzen, so zu boykottieren und die Baustelle ohne Dialogprozess zu räumen, macht uns Sorgen. Politisches Engagement von jungen Menschen zum Wohle für unsere Gesellschaft darf so nicht missachtet werden.“

Die Katholische Aktion, insbesondere auch die Teilorganisationen Katholische Jugend (KHS), Katholische Jungschar (KJ) und die Katholische Hochschuljugend (KHJ) sind bei „Religions for Future“ aktiv. sie würden sich „Weichenstellungen“ erwarten, die „das Mobilitätssystem nachhaltig verändern“, so die Aussendung weiter.

Bezug auf Papst-Schreiben

„Durch die Arbeit der KJS, KJ und KHJ ermächtigen wir junge Menschen, dass sie aufstehen und für ihre Zukunft einstehen. Wir üben mit ihnen, an Diskussionen teilzunehmen und kritisch mit den Fragen der heutigen Zeit umzugehen.“ Junge Menschen sollten mündige Bürgerinnen und Bürger werden und sich zum Wohl unserer gemeinsamen Zukunft einsetzen.

Die KA Wien bezieht sich auf auf das Papst-Schreiben „Laudato si“: Hier widme sich das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche „sehr klar den Verhältnissen in den Städten und beklagt: ‚Es entspricht nicht dem Wesen der Bewohner dieses Planeten, immer mehr von Zement, Asphalt, Glas und Metall erdrückt und dem physischen Kontakt mit der Natur entzogen zu leben.‘“ Abschließend appelliert die KA Wien an die Stadtregierung „um ein sensibles Vorgehen“.

Ordensmann gegen „Logik des Zuasphaltierens“

Er „bedauere zutiefst, dass die Stadtregierung aus der Logik des Verbauens und Zuasphaltierens nicht rauskommt“. Mit dieser Kritik am Vorgehen von Politik und Behörden gegen das „Klimacamp“ in Wien-Donaustadt hat sich der Ordensmann Franz Helm am Dienstag zu Wort gemeldet.

Ebenso bedauerlich sei, dass es „angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise“ und der Entscheidung des Bundes gegen den Lobautunnel zu keiner Neubewertung und Redimensionierung des Projektes Stadtstraße gekommen sei. „Erschütternd“ fand es der Steyler Missionar in seiner Stellungnahme gegenüber Kathpress, „dass hier junge Menschen, die sich für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, vor den Kopf gestoßen und frustriert werden, statt ihr Potenzial zu nutzen“.

„Erschütternd“

Helm hatte die Demonstranten auf dem Baugelände der Stadtstrraße mehrfach und nicht nur verbal unterstützt – im Vorjahr z. B. durch eine „multireligiöse Lichtfeier“ mit Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen. Er sehe diese jungen Menschen „biblisch ausgedrückt“ als „Licht für die Welt – und dieses Licht wird bekämpft und verdunkelt“, statt mit den Umweltbewegten gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft der Stadt Wien zu bauen. „Das erfüllt mich mit großer Sorge und ich spüre Frustration und Enttäuschung“, sagte Helm.

Seine Überzeugung: Ein Ausweg aus der Klimakrise sei nur gemeinschaftlich zu finden: „Und das gilt auch für Verkehrskonzepte, die gemeinschaftlicher werden müssen, weg vom Individualverkehr und hin zu Konzepten öffentlichen Verkehrs, die weniger umweltschädlich sind.“