Missbrauchsgutachten

Gänswein: Benedikt XVI. „Vater der Transparenz“

Der deutsche Erzbischof Georg Gänswein hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. gegen die Kritik in Folge des Münchener Missbrauchsgutachtens verteidigt. Man könne von dem 94-Jährigen als „Vater der Transparenz“ sprechen, sagte Benedikts Privatsekretär.

Das Gespräch soll laut Nachrichtenagenturen am Dienstag im katholischen Fernsehsender EWTN ausgestrahlt werden. Gänswein kritisiert darin nach Angaben des Senders die „rasche mediale Verurteilung“ des emeritierten ehemaligen Papstes, der seit seinem Amtsrücktritt 2013 im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae lebt.

Joseph Ratzinger, wie Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heißt, war von 1977 bis 1982 Erzbischof der Diözese München und Freising. Ein Ende Jänner veröffentlichtes Gutachten warf ihm in vier Fällen Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum vor.

Angabe korrigiert

Er geriet weiter in die Kritik, als er kurz darauf über seinen Sprecher Gänswein eine eigene Angabe korrigierte: Entgegen seiner ersten Aussage nahm er am 15. Jänner 1980 doch an einer Sitzung teil, in der es um einen Priester ging, der als Missbrauchstäter bekannt war.

Erzbischof Georg Gänswein
APA/dpa/Rolf Vennenbernd
Erzbischof Gänswein

Am vergangenen Dienstag bat der mittlerweile körperlich schwache Benedikt alle Missbrauchsopfer in einem Brief um Entschuldigung. Anhänger und Anhängerinnen des emeritierten Papstes lobten ihn, Kritikerinnen und Kritikern war das zu wenig.

Keine Kenntnis

Gänswein sagte im EWTN-Interview, Ratzinger sei zwar bei dem Treffen dabei gewesen, er habe jedoch weder Kenntnis von der Missbrauchsvergangenheit des Priester gehabt noch, dass dieser in der Seelsorge eingesetzt werden sollte.

Der enge Vertraute Benedikt XVI. wies auf dessen Einsatz als Papst für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hin. „Er spielt nicht nur eine entscheidende Rolle, er war die entscheidende Figur, der entscheidende Mann, der zu Transparenz wirklich nicht nur geraten hat, sondern auch zur Transparenz geschritten ist“, erklärte Gänswein.