In einem am Dienstag ausgestrahlten Interview des Kirchensenders EWTN sagte Gänswein, der Synodale Weg in Deutschland könne zwar „Texte fabrizieren“. Kirchenrechtlich entscheidend sei aber die von Rom organisierte Weltsynode, auf die derartige Erklärungen Einfluss haben müssten. „Ich bin überzeugt, dass sie unfruchtbar sind.“
Vergangene Woche hatte die katholische Kirche in Deutschland bei einer Synodalversammlung in Frankfurt Reformen beschlossen. Sie sprach sich für mehr Teilhabe der Gläubigen bei der Auswahl von Bischöfen, die Segnung homosexueller Paare sowie die Zulassung von verheirateten Priestern und Frauen als Diakoninnen aus.

Gänswein sagte, wenn die Deutschen meinten, sie müssten „Rom sozusagen auf die Sprünge helfen, dann dürfen sie das gerne tun“. „Ich wäre etwas vorsichtiger, ich wäre etwas weniger – jetzt sage ich es brutal – präpotent und würde dann also auch einen Gang runterschalten, auch in der Vorstellung in der Öffentlichkeit.“
„Kampagne“ gegen Benedikt
Man könne darüber spekulieren, inwieweit die jüngsten Entwicklungen mit dem Missbrauchsgutachten und der Kritik an Benedikt zusammenhängen. Der Erzbischof sprach von einer Kampagne. „Man will ihm – ich sage es mal etwas salopp – an den Karren fahren.“ In dem Gutachten wird Benedikt während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising Fehlverhalten in vier Fällen vorgeworfen.
Der enge Vertraute Benedikt XVI. wies auf dessen Einsatz als Papst für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hin. „Er spielt nicht nur eine entscheidende Rolle, er war die entscheidende Figur, der entscheidende Mann, der zu Transparenz wirklich nicht nur geraten hat, sondern auch zur Transparenz geschritten ist“, so Gänswein.