Papst Franziskus tauft ein Baby
APA/AFP/Vatican Media
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Katholiken

Falsche Taufformel: Theologe sieht „Wortklauberei“

Im Fall eines katholischen Priesters im US-Bundesstaat Arizona, der sein Amt niedergelegt hat, weil er bei Taufen jahrzehntelang eine abweichende Formel verwendet hatte, spricht der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock von „Wortklauberei“.

Der Priester Andres Arango soll bei entsprechenden Feiern „Wir taufen dich“ gesagt haben, statt wie vorgeschrieben, „Ich taufe dich“. Tausende von ihm geleitete Taufen gelten dem Vatikan deshalb als ungültig. Über die Website der Kirchengemeinde Saint Gregory in Phoenix teilte der Geistliche am Dienstag seinen Rücktritt mit – mehr dazu in Falsche Taufformel: Priester legte Amt nieder.

Dazu sagte Pock, Theologe und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, zu religion.ORF.at, hier handle es sich um eine sehr strenge Auslegung der Sakramentenlehre. „Es gibt natürlich Vorgaben, an die man sich halten sollte. In Zeremonien gibt es oft einen zentralen Satz, wie zum Beispiel das Eheversprechen und bei der Taufe den Satz ‚Ich taufe dich‘ durch den Priester.“

Pastoraltheologe Johann Pock, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
Joseph Krpelan
Pastoraltheologe Pock: Priester handelte in guter Absicht

„Deuteworte“ und ein Zeichen

Diese „Deuteworte“ in Verbindung mit einem Zeichen – die Worte in Verbindung mit dem Wasser bei der Taufzeremonie – bewirkten zusammen „etwas Unsichtbares“, so Pock. Der Priester in dem vorliegenden Fall habe bewusst von einem „Wir“, der Gemeinde als Gemeinschaft, gesprochen – in guter Absicht, sagte der Theologe. „Es gibt ja Ausnahmen, sogar die Formel ‚unerlaubt, aber gültig‘, für manche unklare Fälle.“ Aber hier habe das zuständige vatikanische Amt, die Gottesdienstkongregation, auf den Regeln beharrt.

„Kleinkrämerei“

Dass man derart auf einem Wort herumreite, könne als Kleinkrämerei bezeichnet werden, so Pock. „Ich hätte erwartet, dass man hier pastoral handelt, im Sinne der Menschen.“ Ähnliche Entscheidungen der Gottesdienstkongregation in den letzten Jahren hätten gezeigt, dass „alles genau vorgelesen“ werden solle.

Vielleicht sollte man intensiver über das „magische Verständnis von Religion“ und die alten Formeln nachdenken, so der Theologe – und auch Rücksicht nehmen auf die „Gewissensnöte“ des betroffenen Priesters, dem immerhin vorgeworfen wird, er habe viele Menschen ungültig getauft.