Ausstellung

Phänomen Stigmata im Grazer KULTUM

Ein „Zeichenspiel zu Stigmata in vier Akten“ nennt der in Zürich lebende „Gesprächskünstler“ Till Velten seine multimediale Schau „Die andere Maria“, die bis 20. März im Grazer KULTUM (Kulturzentrum bei den Minoriten) zu sehen ist.

Dieses kirchliche Haus, das auf den heiligen Franziskus zurückgeht, der als erster die Wundmale Christi (Stigmata) am Körper trug, wird damit zum Gastgeber eines Kunstprojekts, zu dem KULTUM-Leiter und Kurator Johannes Rauchenberger: „Wer Stigmata bislang nicht so interessant fand wie der Künstler: Nach dem Besuch dieser besonderen Schau wird er/sie anderer Meinung sein!“

Die Schau handelt von Stigmata, Stigmatisierung und den wissenschaftlichen Fragen, die sich dabei auftun – sie wird „ein Zeichenspiel zu Stigmata in vier Akten“. Der Zürcher Künstler Velten ist der Gestalter dieser aufwändigen Schau, die auch bei der diesjährigen „Kunst zum Aschermittwoch“ im Zentrum steht.

„Sehr humorvoll, aber ernsthaft“

Ausgangspunkt Veltens, der immer wieder Gespräche unter anderem mit Flüchtlingen, Mitarbeitenden in einer Demenzklinik, Prostituierten oder den Swarowski-Erben in sein Schaffen einbaut, sollte ein Interview mit einer angeblichen Stigmata-Expertin sein. Doch statt Judith von Halle, die sich selbst als stigmatisiert bezeichnet und zahlreiche Schriften zur Stigmatisierung herausgab, befragte Velten Fachleute aus dem Bereich der Medizin und der Theologie, darunter den Abt von Einsiedeln, Urban Federer.

Ausstellung im Grazer KULTUM: Projektion der „anderen Maria“ (Claudia Fellmer) als Druckerin
KULTUM
„Stigmata“ durch Drucke mit Farbe und Apfelhälften

Diese Erkundungen setzte er 2019 im Zürcher Cabaret Voltaire in vier Veranstaltungen ein, die auf religiöse Feiertage fielen und eine Mischung aus leichtem Volkshochschulvortrag und Variete-Abend sein sollten – „alles sehr humorvoll, aber ernsthaft“, wie der Künstler anmerkte.

Die Zuseherinnen und Zuseher kamen in den Genuss von Vorträgen und Aktionen zu Stigmata aus den Bereichen Wissenschaft, Religion und Esoterik, es gab viel Nebel, ausgewähltes Blumendekor, Bloody Marys als Getränke und das Ave Maria, gesungen von Maria Callas, die nun auch in der Grazer Ausstellung zu hören ist.

Farbe und Apfelhälften

Velten als „Gastgeber“ wird dabei wortlos begleitet von der „anderen Maria“ im Hintergrund, dargestellt von Claudia Fellmer. Sie fertigte in diesem „Zeichenspiel“ im Hoodie und Arbeitsmantel mit Farbe und Apfelhälften Drucke an. Kurator Rauchenberger eröffnete die Ausstellung am 19. Februar im Kulturzentrum bei den Minoriten.

Ausstellungshinweis

Multimediale Schau „Die andere Maria“, bis 20. März im Grazer KULTUM, Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz

Velten wurde 1961 in Wuppertal geboren, studierte an der Düsseldorfer Akademie bei Gerhard Richter und Fritz Schwegler Kunst und später in Stuttgart Soziologie. Es folgten zahlreiche Einzelausstellungen, Publikationen und Professuren an Hochschulen in Europa. Seit 2001 ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit, in Gesprächen die Erfahrungswelten höchst unterschiedlicher Menschen zur Sprache zu bringen und diese in komplexen Installationen hör- und sichtbar zu machen.