Missbrauch im Stift Klosterneuburg: Verein fordert mehr Transparenz

Die „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ hat nach einer kirchenrechtlichen Untersuchung rund um Missbrauch im Stift Klosterneuburg Kritik geübt. Die Erklärung des Päpstlichen Delegaten sei unzureichend.

„Sehr enttäuscht“ zeigte sich der Verein am Donnerstag in einer Aussendung über eine aus seiner Sicht „mehr als dürftigen Erklärung“ des Päpstlichen Delegaten, Bischof Josef Clemens. Gefordert wurde, „die Vorgehensweise der Verantwortlichen und deren Versagen transparent zu machen“.

„Anstatt die Untersuchung zumindest in den wichtigsten Punkten transparent zu machen, bedient man sich offensichtlich weiterhin der bewährten Vertuschungsstrategien der Vergangenheit“, teilte die Initiative mit Sitz in Deutschland unter dem Vorsitz von Johannes Heibel mit. Die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf zu erfahren, was die ausschlaggebenden Gründe für die kirchenrechtliche Ermahnung des ehemaligen Propstes Bernhard Backovsky waren.

„Bloße Entschuldigung“ reiche nicht

„Ein Neuanfang kann nur dann möglich werden, wenn nicht nur Propst Backovsky, sondern auch die Hintermänner der damaligen Vertuschung und deren Verfehlungen klar erläutert werden. Mit einer bloßen Entschuldigung ist es nicht getan“, hieß es.

In Zusammenhang mit Missbrauch eines minderjährigen Ministranten im Jahr 1993 durch einen damaligen Augustiner-Chorherren, der in Folge das Stift verließ und aus dem Orden austrat, verlangte die Initiative in der Aussendung weitere Informationen. Konkret geht es darum, welche Verantwortung der ehemalige Propst in Bezug auf die spätere Priesterweihe des aus Deutschland stammenden Mannes in Oradea (Rumänien) getragen habe.

Klare Stellungnahme gefordert

Der Verein forderte den Delegaten auf, dazu klar Stellung zu beziehen, „ansonsten können man derartige kirchenrechtliche Untersuchungen auch gleich sein lassen. So jedenfalls kann der katholischen Kirche kein Neuanfang gelingen.“

Im Abschlussbericht der kirchenrechtlichen Untersuchung wurden laut Aussendung des Stiftes von Mittwoch Versäumnisse der früheren Leitung bei der Unterbindung bzw. Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sowie im Hinblick auf sexuelles Fehlverhalten von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern des Stiftes festgestellt. „Ich entschuldige mich bei den Opfern und bitte für meine Versäumnisse aufrichtig um Verzeihung“, wurde Backovsky zitiert. „Die kirchenrechtliche Untersuchung ist nun abgeschlossen und die Vergangenheit ist aufgearbeitet“, teilte Clemens mit.