Ukrainische Flagge auf dem Petersplatz
APA/AP/Andrew Medichini
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Bußgottesdienst

Papst erbittet Schutz Mariens für Russland und Ukraine

Bei einem Bußgottesdienst am Freitagabend im Petersdom wird Papst Franziskus „die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen“. Er bitte die Weltkirche, sich ihm anzuschließen, hieß es am Donnerstag aus dem Vatikan.

Zum Friedensgebet angesichts des Krieges in der Ukraine ruft Papst Franziskus für kommenden Freitag Gläubige in aller Welt auf. Der Papst selbst wird in einem besonderen liturgischen Akt im Rahmen einer Bußfeier die Weihe vornehmen. Laut italienischen Zeitungsberichten schließt sich auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. privat im vatikanischen Kloster Mater Ecclesiae dem Gebet an.

Der päpstliche Sozialbeauftragte Kardinal Konrad Krajewski vollzieht am selben Tag in Fatima ebenfalls diesen Ritus, in aller Welt werden sich Bischöfe dem Weiheakt anschließen. Auch die Diözesen in Österreich beteiligen sich an der Marienweihe des Papstes.

Bedrohung für Weltfrieden

Der Krieg in der Ukraine bringe immer mehr Leid über die gepeinigte Bevölkerung und bedrohe auch den Weltfrieden, schrieb Franziskus in einem Brief an die Bischöfe der ganzen Welt. In diesem „dramatischen Augenblick“ solle die Weltkirche „durch die Mutter Jesu, die auch unsere Mutter ist, den Schmerzensschrei aller, die leiden und ein Ende der Gewalt herbeisehnen“, vor Gott tragen.

Bischöfe, Priester, Ordensleute und alle Gläubigen sollten in ihren jeweiligen Ortskirchen „einmütig und innig“ zur Muttergottes um Frieden beten. Der Vatikan veröffentlichte am Mittwoch den Gebetstext zur Marienweihe in mehr als 30 Sprachen.

Vatikan erwartet große Beteiligung

Die Glocken des Petersdoms in Rom sollen nach der Weihe läuten. Im Vatikan erwartet man auch vor Ort eine große Beteiligung. Alle Plätze in der vatikanischen Basilika seien bereits belegt, auf dem Petersplatz werde es zusätzliche Beichtgelegenheiten geben, informierten Hinweistafeln bereits am Donnerstag auf dem Petersplatz. Zudem soll die Feier auf die Bildschirme vor dem Petersdom übertragen werden; dort werden seit dem Morgen Sessel aufgebaut.

Der Papst forderte alle Bischöfe auf, sich ihm mit ihren Diözesen anzuschließen. So sollen die Reue, die Bitte um Vergebung wie das Flehen um Frieden ein „Akt der Weltkirche“ werden. Entsprechend wurde der Text des Gebetes in drei Dutzend Sprachen veröffentlicht.

Sendungshinweis

ORF III Kultur und Information überträgt die Bußfeier aus dem Petersdom in Rom live ab 17.00 Uhr.

Zahlreiche Diözesen und Bischofskonferenzen haben ihre Teilnahme zugesagt – oft zum selben Zeitpunkt wie im Petersdom: 17.00 Uhr Beginn der Bußfeier im Petersdom, Weiheakt gegen 18.30 Uhr. Australiens Gläubige wollen dafür um 3.00 Uhr nachts in das Bittgebet einstimmen.

Glocken in allen Bundesländern

Kardinal Christoph Schönborn wird die Marienweihe im Rahmen einer Kreuzwegandacht im Wiener Stephansdom zeitgleich mit dem Papst mitvollziehen. Erzbischof Franz Lackner beteiligt sich bei einer Messe im Rahmen der vorsynodalen Versammlung der Erzdiözese Salzburg. Auch die anderen österreichischen Diözesen schließen sich mit Gottesdiensten und Gebeten der Weihe an. So werden etwa in Vorarlberg auch die Kirchenglocken läuten und zum Gebet und dem Gedenken an die Länder im Krieg aufrufen.

Auch Katholikinnen und Katholiken in Russland beteiligen sich, in der Ukraine ebenfalls. Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew begrüßte die Initiative sehr. In Österreich, Deutschland und der Schweiz beteiligen sich nahezu alle Diözesen an der Gebetsinitiative.

Auch Weihefeiern in Ukraine

Bischof Stanislaw Schyrokoradjuk von Odessa erklärte laut dem Hilfswerk „Kirche in Not“ (Donnerstag): „Mit großer Hoffnung beten wir mit der ganzen Welt und bitten um das Gebet. Wir glauben an die Hilfe der Gottesmutter Maria.“ In den ersten vier Kriegswochen sei seine Bischofsstadt von Kämpfen verschont geblieben, nun aber stehe sie unter Beschuss und es gebe häufig Luftalarm, so Schyrokoradjuk. „Wir fürchten ständig einen Angriff vom Meer aus.“ Die Gedanken an seine Gemeinden und die Menschen in der Region bereiteten ihm ständig Angst: „Mein Gott, so viele Menschen sterben täglich.“

Trotz zunehmender Kämpfe hätten sich die katholischen Gemeinden in Odessa und weiteren Regionen des Landes mit Novenen und Andachten auf den Weiheakt vorbereitet, heißt es. So auch in Charkiw im Osten der Ukraine. Von dort meldete sich Bischof Pavlo Honcharuk mit einer Videobotschaft, in der er seine Freude über die Initiative des Papstes zum Ausdruck brachte. Inmitten des Leids und der Zerstörung sei der Weiheakt „ein Zeichen des Sieges Gottes, der Liebe, der Güte und des Lebens“.