„Für den Frieden zu beten und die Menschen beten zu lassen, ist ein Aspekt von Bergoglios Haltung zu diesem Krieg“, so Menozzi im Interview der linken Tageszeitung „Il Manifesto“ (Donnerstag-Ausgabe).
Indem Franziskus nicht nur die Ukraine, sondern auch Russland unter himmlischen Schutz stellt, gehe der Papst über eine langjährige Bitte der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hinaus, sagte Menozzi. Diese hatte seit dem Einmarsch russischer Kämpfer 2014 in die Ostukraine den Papst gebeten, das Land der Gottesmutter zu weihen.
Papst verurteilt Krieg
Insgesamt bedeute die Haltung des Papstes aber keine Neutralität im Ukraine-Krieg, so der frühere Professor für zeitgenössische Geschichte an der Universität Pisa. Franziskus’ öffentliche Reden seien „die rhetorische Form, mit der der Papst heute seine Verurteilung des Krieges zum Ausdruck bringen kann, ohne einen Bruch unter Katholiken zu provozieren, ohne Meinungsverschiedenheiten unter den Christen zu vertiefen und um den diplomatischen Dialog mit dem Kreml offen zu halten“.
Unterschied zu anderen Kirchen
Franziskus wolle „die katastrophalen Auswirkungen des Konflikts anprangern, diplomatische Kanäle für Verhandlungen aktivieren, humanitäre Hilfe fördern, die Menschen zum Gebet für Frieden aufrufen“. Damit unterscheide er sich sowohl vom orthodoxen Moskauer Patriarchat, dessen Rhetorik eher noch an „Heilige Kriege“ erinnere, so Menozzi weiter; aber auch von jener der Kirchen in der Ukraine. Diese hätten sich auf die Seite eines „gerechten Krieges“ gestellt und die Verteidigung des Nationalstaates religiös legitimiert.