Papst Franziskus im Präsidentenpalast von Malta
APA/AFP/Andreas SOLARO
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Papst auf Malta

Papst mit bisher schärfster Russland-Kritik

Papst Franziskus hat auf seiner Reise in Malta überraschend deutlich den Ukraine-Krieg verurteilt und die mächtigen Akteure des Konflikts ins Visier genommen.

„Der frostige Wind des Krieges, der Tod, Zerstörung und Hass mit sich bringt, ist anmaßend über das Leben vieler und die Tage aller hereingebrochen“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Samstag vor Diplomaten in der maltesischen Hauptstadt Valletta.

„Einige wenige Mächtige“ provozierten und schürten Konflikte und schritten eigenmächtig auf der Suche nach Einflusszonen voran, erklärte der 85-Jährige. Franziskus ging nicht konkret auf Namen ein und nannte wie schon seit Kriegsbeginn weder Russland noch Kremlchef Wladimir Putin als Aggressoren in dem Konflikt.

„Ja, der Krieg hat sich seit langem zusammengebraut, mit großen Investitionen und Waffengeschäften“, kritisierte Franziskus. „Wir dachten, dass Invasionen aus anderen Ländern, brutale Straßenkämpfe und atomare Bedrohungen dunkle Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit seien.“

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Papst Franziskus nach der Landung auf Malta
APA/AFP/VATICAN MEDIA/Handout
Papst Franziskus nach der Landung auf Malta
Präsident, George Vella (R) und seine Frau Miriam Vella (L) begrüßen Papst Franziskus am Flughafen von Malta
APA/AFP/Andreas SOLARO
Präsident, George Vella (R) und seine Frau Miriam Vella (L) begrüßen Papst Franziskus am Flughafen von Malta
Papst Franziskus im Papamobil auf dem Weg zum Präsidentenpalast
APA/AFP/VATICAN MEDIA/Handout
Papst Franziskus im Papamobil auf dem Weg zum Präsidentenpalast
Papst Franziskus im Präsidentenpalast von Malta
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Papst Franziskus im Präsidentenpalast von Malta
Papst Franziskus im Präsidentenpalast von Malta
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Papst Franziskus im Präsidentenpalast von Malta
Der Präsident von Malta, George Vella , bedankt sich bei Papst Franziskus für dessen Besuch
APA/AFP/Andreas SOLARO
Der Präsident von Malta, George Vella , bedankt sich bei Papst Franziskus für dessen Besuch
Papst Franziskus an Bord einer Fähre von Malta nach Gozo
APA/AFP/Andreas SOLARO
Papst Franziskus an Bord einer Fähre von Malta nach Gozo
Ein militärisches Schnellboot begleitet die Fähre mit Papst Franziskus an Bord
APA/AFP/POOL/Andreas SOLARO
Ein militärisches Schnellboot begleitet die Fähre mit Papst Franziskus an Bord
Papst Franziskus an Bord einer Fähre von Malta nach Gozo
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Papst Franziskus an Bord einer Fähre von Malta nach Gozo
Papst Franziskus bei einem Gebet außerhalb der Basilika der heiligen Jungfrau von Ta’ Pinu, in Gharb, auf der Insel Gozo.
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Papst Franziskus bei einem Gebet außerhalb der Basilika der heiligen Jungfrau von Ta’ Pinu, in Gharb, auf der Insel Gozo.
Papst Franziskus bei einem Gebet mit dem Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, dem Kardinal Sekretär der Bischofsynode, Bischof von Gozo, Mario Grech außerhalb der Basilika der heiligen Jungfrau von Ta’ Pinu, in Gharb, auf der Insel Gozo.
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Papst Franziskus bei einem Gebet mit dem Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, dem Kardinal Sekretär der Bischofsynode, Bischof von Gozo, Mario Grech außerhalb der Basilika der heiligen Jungfrau von Ta’ Pinu, in Gharb, auf der Insel Gozo.
Papst Franziskus segnet einen Pilger
APA/AFP/POOL/Andreas SOLARO
Papst Franziskus segnet einen Pilger
Papst Franziskus im Papamobil auf der Insel Gozo
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Papst Franziskus im Papamobil auf der Insel Gozo

Bisher deutlichste Kritik an russischer Invasion in Ukraine

Beobachter werteten in der Rede Franziskus’ die bisher deutlichste Kritik an der russischen Invasion in die Ukraine seit Ausbruch des Konflikts. Während des Fluges Richtung Malta erwog der Papst außerdem im Gespräch mit einem Journalisten eine Reise nach Kiew. „Das liegt auf dem Tisch“, sagte der Papst auf die Frage, ob er die Einladung ukrainischer Politiker für einen Besuch in Betracht ziehe.

In seiner Rede sprach der Papst weiter über Migration im Mittelmeerraum und forderte: „Das Mittelmeer darf nicht zum größten Friedhof Europas werden.“ Das Thema ist in dem überwiegend katholischen Land mit rund 500.000 Einwohnern sehr umstritten. Immer wieder machen sich Migranten von Nordafrika über das Mittelmeer auf in das südliche EU-Land. Zivile Seenotretter lassen die Behörden schon länger nicht mehr in den Häfen anlegen.

Kritik an europäischem Umgang mit Migranten

Franziskus übte Kritik daran, wie Europa mit Migranten umgeht. „Die Ausweitung der Notsituation der Migration – man denke nur an die Flüchtlinge aus der gepeinigten Ukraine – verlangt nach umfassenden, gemeinsamen Antworten“, forderte der Papst. Es sei nicht möglich, dass einige Länder das gesamte Problem aufgebürdet bekämen, während die anderen Länder in der Gleichgültigkeit verharrten.

Maltas Staatschef George Vella sicherte zu, an der Regelung der Migration zu arbeiten: „Wir werden weiter eine menschliche, gerechte und faire Lösung für die ungeregelte Migration suchen.“ Man wisse, wie der Heilige Vater darüber denke, und man teile seinen Schmerz, wann immer Tote an die Küste geschwemmt würden und Migranten in erbärmlichen Zuständen ankämen, „wenn sie es überhaupt schaffen“.

Drittes Thema: Korruption

Franziskus hatte noch ein drittes Thema auf seiner Agenda: Korruption. Der brutale Mord an der Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia 2017, die zu korrupten Machenschaften rund um einen Kraftwerksdeal recherchierte, der sich bis in die höchste Politikebene zog, machte das Problem weltweit bekannt.

Man müsse das Land vor „unersättlicher Raffsucht, Geldgier und Bauspekulationen bewahren“, befand Franziskus. Das Engagement zur Beseitigung von Illegalität und Korruption sollte daher so stark sein „wie der Wind, der aus dem Norden weht“, erklärte er weiter – ein Bezug auf die Länder in Europa.

Eigentlich war Franziskus’ Reise auch schon für Mai 2020 geplant. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie wurde sie dann jedoch abgesagt und verschoben. Insgesamt tausende Menschen jubelten dem Argentinier am Samstag vielerorts zu. Auf den Straßen waren große Plakate mit dem Konterfei des Argentiniers aufgestellt.

Papst trifft Migranten in Malta

Für Papst Franziskus steht am zweiten Tag seiner Malta-Reise ein politischer Höhepunkt auf dem Programm. Am Sonntagnachmittag will der Papst rund 200 Migranten in einer karitativen Einrichtung treffen. Das nach dem als volksnah geltenden Papst Johannes XXIII. benannte „Peace Lab“ (Friedenslabor) beherbergt rund 50 Menschen. In Malta ist das Thema Migration sehr umstritten. Bootsmigranten machen sich immer wieder von Nordafrika in das kleinste EU-Land auf.

Schiffe ziviler Seenotretter lassen die Behörden des südeuropäischen Landes mit rund 500.000 Einwohnern dagegen schon länger nicht mehr in ihre Häfen einlaufen. Die zivilen Seenotretter hoffen auf deutliche Kritik des Papstes zur Lage der Migranten.

Der 85 Jahre alte Argentinier bezeichnete das Mittelmeer schon mehrfach als „größten Friedhof Europas“, weil immer wieder Bootsmigranten auf der gefährlichen Überfahrt ihr Leben verlieren. Vor dem Treffen will der Papst noch vor zahlreichen Gläubigen in Floriana eine Messe feiern und die Paulusgrotte – sie ist ein wichtiger Wallfahrtsort – besuchen. Am Abend plant Franziskus, wieder nach Rom zu fliegen.