Missbrauch

Vertuschungsvorwürfe: Vatikan entlastet Kardinal Dziwisz

Der langjährige Vertraute und Sekretär des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, ist vom Vatikan vom Vorwurf entlastet worden, Hinweise auf sexuellen Missbrauch in der polnischen Kirche vernachlässigt zu haben.

Das teilte die Nuntiatur in Polen nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA mit. Der Heilige Stuhl habe die Dokumente geprüft, die Kardinal Angelo Bagnasco, emeritierter Erzbischof von Genua, bei einem Besuch in Polen vom 17. bis 26. Juni 2021 in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Dziwisz gesammelt habe.

Aus den Unterlagen gehe hervor, dass Dziwisz korrekt gehandelt habe. Daher habe der Heilige Stuhl beschlossen, die Untersuchung einzustellen, teilte die polnische Nuntiatur mit. Der Vatikan untersuchte seit dem vergangenen Juli Vertuschungsvorwürfe gegen Dziwisz. Auf Bitten des Heiligen Stuhls hatte sich Kardinal Bagnasco, zehn Tage in Polen aufgehalten, dort Dokumente eingesehen und Gespräche geführt.

Durch Doku schwer belastet

Im November war der 82-jährige Dziwisz durch einen polnischen Dokumentarfilm schwer belastet worden. In der 80-minütigen Dokumentation „Don Stanislao“ des Senders TVN24 kamen Missbrauchsopfer, Priester, Kirchenexperten sowie investigative Journalisten zu Wort.

Sie warfen Dziwisz vor, als Vertrauter und Sekretär des polnischen Papstes Johannes Paul II. zwischen 1978 und 2005 Vorwürfe über kirchliche Würdenträger wegen sexuellen Missbrauchs weltweit unter den Teppich gekehrt zu haben – teils wegen persönlicher Bekanntschaften, teils aber auch, weil die mutmaßlichen Täter der Kirche große Geldspenden eingebracht hätten.

Dziwisz begrüßte die Einstellung der Untersuchung gegen ihn. „Ich bin dem Heiligen Stuhl sehr dankbar für sein gerechtes Urteil in diesem Fall“, so Dziwisz in einer Pressemitteilung. Er bezeichnete die Anschuldigungen gegen ihn als „unverdient und schmerzhaft“.