Vatikan

Expertin: Papst sieht Frauenfrage als „Schmerzpunkt“

Papst Franziskus habe verstanden und als erster Papst auch formuliert, „dass die Kirche ohne Frauen nicht existiert“ und dass das Thema ein mit viel Leid verbundener „Schmerzpunkt“ der Kirche sei, so die Journalistin und Vatikan-Expertin Gudrun Sailer.

Spätestens mit der Amazonien-Synode sei man sich an der Kurie bewusst, dass die Frauenfrage in vielen Ortskirchen schon länger ein Thema sei, sagte die bei Vatican News tätige Österreicherin im Interview mit dem Podcast „Himmelblau“ des Kölner Domradios am Mittwoch. Im aktuellen Pontifikat gebe es hier auch Fortschritte, allerdings nicht beim Thema der Weihe.

Kritisch bemerkte die Journalistin, dass Papst Franziskus ähnlich wie zuvor Johannes Paul II. ein wenig dazu neige, „Frauen auf ein Podest zu stellen“, nach dem Muster: „Die sind zu gut. Viel zu gut für die Niederungen, mit denen wir hier zu tun haben.“ Dies sei durchaus eine Art und Weise, um „Frauen zu entfernen“, bemerkte Sailer.

Frage zu Frauendiakonat unbeantwortet

Dennoch bekenne sich der Papst klar zu einer geteilten Verantwortung von Frauen und Männern wie auch von Geweihten und Nichtgeweihten. „Er ist ein Papst, der in dem Frauenthema viel geöffnet hat, viel Offenheit signalisiert hat, der allerdings auch klar gesagt hat: Eine Priesterweihe für Frauen gibt es nicht, diese Tür ist geschlossen.“ In diesem Punkt agiere Franziskus in der Linie seiner beiden Vorgänger.

Journalistin und Vatikan-Expertin Gudrun Sailer
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Vatican-News-Journalistin Gudrun Sailer

Unklar ist laut Sailer die Position des Papstes in der Frage des Frauendiakonats, zu dem er bereits die zweite Kommission eingesetzt hat. „Mein Verdacht wäre: Franziskus befürwortet den Frauendiakonat nicht. Aber er hat begriffen, dass das eine Debatte ist, die er nicht stoppen kann und nicht stoppen will. Er hat begriffen, dass es etwas ist, was über seine Meinung als Papst und auch über sein Pontifikat hinausgehen wird. Das hört nicht auf.“ Zumindest beim Frauendiakonat sei Franziskus „keiner, der Debatten stoppt“, weshalb er wohl die zweite Kommission eingesetzt habe.

„Nägel mit Köpfen“ bei Kurienreform

„Nägel mit Köpfen“ habe der Papst laut Sailer jedoch mit der Kurienreform gemacht, in welcher er die Entkoppelung von Priesterweihe und Leitungsgewalt bestimmt habe. Er setze damit Forderungen um, die schon seit Jahrzehnten im deutschen Sprachraum wie auch in Nord- und Südamerika laut geworden seien. Laien seien damit nicht mehr per se von höchster Regierungsverantwortung ausgeschlossen – „und damit auch Frauen nicht mehr“.

Ebenso wie es derzeit bereits eine Sekretärin und fünf Untersekretärinnen in päpstlichen Dikasterien gäbe – was früher undenkbar war -, könnten nun zumindest „eines Tages“ auch Präfektinnen im Laienstand zur Realität werden: Franziskus habe dafür „mit großer Gelassenheit die Weichen gestellt“, so die Journalistin.

Frauen in Positionen ohne Weihe

Sie selbst hege den Verdacht, dass die Kurienreform „letztlich auch eine Reaktion auf die Frage der Frauenweihe“ sei, sagte Sailer. Papst Franziskus „will Frauen nicht klerikalisieren und er will sie nicht zu Priestern weihen“. Wenn jemand dies nicht wolle, gleichzeitig aber den Frauen Mitverantwortung zugestehen wolle, so tue dieser gut daran, „sie in alle Positionen zu holen, die mit Verantwortung verbunden sind, aber nicht die Weihe brauchen“. Das Grundlagendokument der Kurienreform habe dies „ziemlich klar verwirklicht“.