Ukraine-Krieg

Schlagabtausch zwischen Papst und russischer Kirche geht weiter

Die russisch-orthodoxe Kirche hat die jüngste Kritik von Papst Franziskus an ihrem Patriarchen Kyrill deutlich zurückgewiesen. Das Außenamt des Moskauer Patriarchats kritisierte am Mittwoch in einer langen Erklärung den „unkorrekten Ton“ des Papstes.

„Es ist bedauerlich, dass Papst Franziskus eineinhalb Monate nach seinem Gespräch mit Patriarch Kyrill einen unkorrekten Ton gewählt hat, um den Inhalt dieses Gesprächs weiterzugeben“, schrieb das Außenamt. „Solche Äußerungen werden kaum zum Zustandekommen eines konstruktiven Dialogs zwischen der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche beitragen, der besonders in der jetzigen Zeit notwendig ist.“

In einem Interview der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag-Ausgabe) hatte der Papst von seinem Videogespräch mit dem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt vom 16. März erzählt. 40 Minuten lang habe er mit Kyrill gesprochen, so Franziskus. In den ersten 20 Minuten habe der Patriarch Rechtfertigungen für den Krieg vorgetragen.

Nicht „Ministrant Putins“

Er habe geantwortet: „Wir sind keine Staatskleriker.“ Der Zeitung sagte der Papst: „Der Patriarch kann sich nicht zum Ministranten Putins machen.“ Er bestätigte, dass ein für 14. Juni geplantes Treffen mit Kyrill in Jerusalem nicht weiter verfolgt werde.

Das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche schilderte nun ausführlich, was der Patriarch dem Papst in dem Videogespräch gesagt habe. Kyrill habe darauf hingewiesen, dass der Ukraine-Konflikt 2014 mit den Ereignissen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew begonnen hätte, die zum Regierungswechsel geführt hätten.

Patriarch gibt Vorwürfe zurück

Der Moskauer Patriarch verwies demnach auch auf die Toten des 2. Mai 2014 in Odessa. Damals war infolge von Zusammenstößen zwischen proukrainischen und prorussischen Aktivisten das örtliche Haus der Gewerkschaften in Brand geraten. Zahlreiche Menschen starben. Die „Lehre aus Odessa“ sei, dass die Rechte der Menschen im Südosten der Ukraine verteidigt werden müssten, so Kyrill.

Zudem habe der Moskauer Patriarch daran erinnert, dass Russland zugesichert worden sei, dass sich das westliche Militärbündnis Nato kein bisschen nach Osten ausweiten werde. „Dieses Versprechen wurde jedoch gebrochen“, heißt es in der Erklärung. Die Nato-Grenze liege 130 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt, die Flugzeit von Raketen betrage wenige Minuten. „Russland konnte und kann das nicht zulassen“, so das russisch-orthodoxe Außenamt.