Politik

Pflege: Diakonie fordert Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte

Die evangelische Diakonie fordert eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte für Pflegekräfte. „Österreich sucht händeringend nach Pflegekräften und verunmöglicht gleichzeitig Interessierten, den Pflegeberuf zu ergreifen“, so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

Moser verwies am Mittwoch in einer Aussendung anlässlich des Internationalen Tags der Pflege (12. Mai) einmal mehr auf die Hürden, die Menschen mit Interesse an einer Ausbildung im Bereich Pflege und Betreuung davon abhalten, auch wirklich eine Ausbildung zu beginnen: „Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird derzeit in einigen Bereichen reformiert. Die Hürden für den Mangelberuf, die Pflege, werden aber nicht abgebaut.“

Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein befristeter Aufenthaltstitel für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten. Antragstellende müssen Kriterien wie Berufsausbildung, Erfahrung, Alter, Deutsch- und Englischkenntnisse, die über ein Punktesystem bewertet werden, erfüllen.

„System ist nicht treffsicher“

„Das System ist nicht treffsicher, weshalb es den Fachkräftemangel in der Pflege noch verschärft, anstatt ihn zu verbessern“, konstatierte die Diakonie-Direktorin. So gibt es die vollen Punkte für das Alter nur bis 30 Jahre, ab 40 Jahren steigt man mit null Punkten aus.

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich
APA/Hans Punz
Diakonie-Direktorin Moser: Ältere Arbeitskräfte fördern

„Eine Frau mit beispielsweise 42 Jahren, die eine Pflegeausbildung begonnen hat und erfolgreich auf ihre Berufstätigkeit zugeht, ist nicht zu alt für den Beruf. Ganz im Gegenteil, für die Pflege und Betreuung braucht es soziale Reife und Lebenserfahrung“, so Moser. Außerdem zeigten Studien, dass junge Pflege- und Betreuungskräfte eher aus dem Beruf aussteigen wollen. Ältere Arbeitskräfte hingegen blieben der Pflege und Betreuung eher erhalten.

„Im Zuge der Pflegereform möchte die Politik gezielt Berufsumsteigerinnen für die Pflege und Betreuung gewinnen. Warum hier ein Unterschied bei der Staatsbürgerschaft gemacht wird, ist uns nicht verständlich“, so Moser. Sie forderte das Aufheben der Altersgrenzen für alle Mangelberufe – insbesondere aber für den Pflege- und Betreuungsbereich.

Deutschkenntnisse wichtiger als Englisch

Auch die Sprachkenntnisse müssten für die verschiedenen Berufe jeweils spezifisch bewertet werden. „Fehlende Englischkenntnisse machen vielleicht in anderen Berufen einen wichtigen Unterschied. In einem oberösterreichischen Pflegeheim sind Englischkenntnisse aber sicher nicht ausschlaggebend“, wies Moser hin. Wichtig sei gutes Deutsch, das müsse stärker gewichtet werden.

Bis 2030 werden in Österreich 100.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungskräfte benötigt. Um den Bedarf zu decken, brauche es eine Vielzahl an ambitionierten und kostenintensiven Maßnahmen. „Eine Anpassung der Altersgrenzen und der Sprachkenntnisse bei der Rot-Weiß-Rot-Karte ist hingegen kostenlos und kann sofort umgesetzt werden“, gab die Diakonie-Direktorin abschließend zu bedenken.