Ukraine-Krieg

239 ukrainische Pfarren kehren Moskau den Rücken

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine brechen zahlreiche ukrainisch-orthodoxe Kirchengemeinden mit dem Moskauer Patriarchat.

Allein am Sonntag schlossen sich 21 einst moskautreue Pfarreien der eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine an, meldete das ukrainische griechisch-katholische Nachrichtenportal RISU am Montag. Die Gemeinden liegen demnach fast alle im Westen der Ukraine.

In den vergangenen drei Monaten habe die Kirche noch nie so viele Pfarren an einem Tag verloren, so das Portal. Insgesamt haben seit dem russischen Angriff vom 24. Februar laut einer RISU-Statistik bereits 239 Gemeinden die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats verlassen.

Übertritt mit Zweidrittelmehrheit

Die Mitglieder einer Pfarre können laut ukrainischem Gesetz mit Zweidrittelmehrheit den Übertritt der Gemeinde zu einer anderen Konfession beschließen. Beide orthodoxen Kirchen beschuldigen einander allerdings seit Langem gegenseitig, unlautere Mittel im Streit um Kirchengemeinden einzusetzen.

Die Äußerungen des Moskauer Patriarchen Kyrill I. zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin sorgen in der Ukraine seit Wochen für große Empörung. Den Militäreinsatz rechtfertigte das Kirchenoberhaupt unter anderem als „metaphysischen Kampf“ des Guten gegen das Böse aus dem Westen.

Rund 60 Prozent Orthodoxe

Rund 60 Prozent der etwa 41 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Die moskautreue Kirche zählt in der Ukraine zwar deutlich mehr Gemeinden als jede andere Konfession. Aber in Umfragen bekannten sich die meisten Bürger zur neuen, unabhängigen orthodoxen Kirche.

Die UOK-MP zählt mehr als 12.000 Pfarren, die OKU mehr als 7.000. Die OKU soll seit ihrer Gründung 2018 mehr als 800 Gemeinden und Klöster der UOK-MP für sich gewonnen haben. Letztere bestreitet aber, so viele Pfarren verloren zu haben.