Statistik

Österreich: Zahl der Muslime und Orthodoxen steigt

Die religiöse Landschaft in Österreich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Während die Zahl der Katholiken und Protestanten deutlich zurückging, erhöhte sich jene der Muslime und Orthodoxen erheblich.

Auch gibt es wesentlich mehr Menschen ohne Konfession, die in Wien bereits die größte Gruppe darstellen, geht aus einer aktuellen Erhebung der Statistik Austria hervor. Immerhin 77,6 Prozent der Menschen in Österreich bekennen sich zu einer Glaubensgemeinschaft.

Dabei verlief die Entwicklung unter den Religionen stark unterschiedlich. 1951 bekannten sich 89 Prozent zur katholischen Kirche, 1971 waren es immerhin noch 87 Prozent. Seither ging der Wert signifikant nach unten, zuletzt sogar in höherem Tempo. 2001 waren es noch knapp 74 Prozent, im Vorjahr machten die römisch-katholischen Österreicher nur noch gut 55 Prozent der Bevölkerung aus.

Weniger Katholiken und Evangelische

Nicht unähnlich erging es den Protestanten. Der Anteil der evangelischen Christinnen und Christen sank in den vergangenen 70 Jahren von 6,2 auf 3,8 Prozent, auch die altkatholische Kirche schrumpfte von 0,5 auf 0,1 Prozent.

Grafik zur religiösen Landschaft in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Ganz anders stellt sich die Entwicklung bei Orthodoxen und Muslimen dar, die vor allem durch die Zuwanderung nach Österreich Anteile gewannen. Für 1971 liegen erstmals Daten für den Islam vor. Damals gaben gerade einmal 0,3 Prozent an, islamischen Glaubens zu sein.

8,3 Prozent Muslime, 4,9 Prozent Orthodoxe

2021 waren es 8,3 Prozent, wobei sich der Anteil in den 20 Jahren davor verdoppelt hatte. Mehr oder weniger dieselbe Entwicklung in dieser Periode nahmen die Orthodoxen, für die es erst Zahlen seit 2001 gibt. Ihr Anteil stieg seither von 2,2 auf 4,9 Prozent.

Dritte Aufsteiger dieser Zeitspanne sind die Konfessionslosen, die in den vergangenen 20 Jahren ihren Anteil von zwölf auf 22,4 Prozent ausbauten. Zum Vergleich: 1951 waren es nicht einmal vier Prozent. Den größten Anteil an Konfessionslosen gibt es mit Abstand in Wien (34 Prozent).

Menschen auf dem Stephansplatz
ORF.at/Christian Öser
Nur noch gut 55 Prozent der Bevölkerung verstehen sich als katholisch

Wien als Ausreißer

Auch bei den Orthodoxen und Muslimen mit gut elf bzw. knapp 15 Prozent der Bevölkerung ist die Bundeshauptstadt der Ausreißer nach oben. Dagegen gibt es in Wien nur noch knapp 32 Prozent Katholiken. In allen anderen Bundesländern stellen sie eine absolute Mehrheit, in Tirol mit 66,2 Prozent sogar fast eine Zweidrittelmehrheit.

Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas sieht als Treiber der Entwicklung neben der kräftig zunehmenden Säkularisierung auch einen Trend zu mehr religiöser Diversität. Immerhin gibt es in Österreich beispielsweise auch 26.000 Buddhisten. Dieser Anteil von 0,3 Prozent ist höher als jener der Personen mit israelitischem Glauben mit 0,1 Prozent.

Geschlechter unterschiedlich vertreten

Die Statistik wartet auch mit Detailergebnissen auf. So beläuft sich der Anteil von Frauen und Männern an der Gesamtbevölkerung auf rund 50,7 bzw. 49,3 Prozent. Während es auch im Christentum mehr Frauen als Männer gibt (52,6 Prozent zu 47,4 Prozent), verhält es sich bei den Religionslosen und beim Islam genau umgekehrt. (Religionslose: 46,1 Prozent Frauen, 53,9 Prozent Männer, Islam: 47,1 Prozent Frauen, 52,9 Prozent Männer.) Zu Personen, die keinem der beiden Geschlechter zuzurechnen sind, wurden keine Angaben gemacht.

17,9 Prozent der christlichen Bevölkerung Österreichs hat Migrationshintergrund, beim Islam sind es 91,9 Prozent. Der Islam ist zudem ein ausgeprägt städtisches Phänomen: 51,8 Prozent der Muslime und Musliminnen leben in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte, 37,8 Prozent in solchen mit mittlerer Dichte und nur 10,4 Prozent in Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte. Allein in Wien leben 38,1 Prozent aller Muslime.

Mehr Religionslose in Städten

Beim Christentum verhält es sich eher umgekehrt: hohe Dichte: 23,2 Prozent, mittlere Dichte: 29,2 Prozent, niedrige Dichte: 47,6 Prozent. Die Verteilung der Religionslosen entspricht auch eher jener des Islam, ist also mehr auf die städtischen Gebiete konzentriert: hohe Dichte: 44 Prozent, mittlere Dichte: 31,6 Prozent, niedrige Dichte: 24,4 Prozent.

Deutliche Unterschiede gibt es auch beim Bildungsniveau: 17,9 Prozent der christlichen Bevölkerung haben höchstens einen Pflichtschulabschluss, im Islam sind es 37,5 Prozent. 12,2 Prozent der Christen haben eine Akademie, Hochschule oder Fachhochschule abgeschlossen, bei den Muslimen sind es 6,4 Prozent. Am höchsten ist das durchschnittliche Bildungsniveau bei den Religionslosen: 19,6 Prozent haben einen akademischen Abschluss, und nur 12,1 Prozent haben höchsten die Pflichtschule absolviert.

Die Prozentangaben beziehen sich auf absolute Zahlen der Statistik Austria zur Bevölkerung in Privathaushalten 2021.