USA

Amok: Papst fordert Aus von wahllosem Waffenhandel

Papst Franziskus hat sich bei der Generalaudienz am Mittwoch über das Massaker an einer Volksschule im US-Bundesstaat Texas erschüttert gezeigt. „Es ist an der Zeit, dem wahllosem Waffenhandel ein Ende zu setzen“, so der Papst.

„Ich habe ein gebrochenes Herz“, sagte das Kirchenoberhaupt. Er bete für die Opfer und Hinterbliebenen. „Es ist an der Zeit, dem wahllosem Waffenhandel ein Ende zu setzen! Wir sollten uns alle dafür einsetzen, damit solche Tragödien nie wieder vorkommen“, forderte Franziskus am Ende der Generalaudienz.

An einer Volksschule in der kleinen Stadt Uvalde nahe San Antonio in Texas hatte ein 18-Jähriger am Dienstag mindestens 19 Kinder erschossen. Auch mindestens zwei Erwachsene wurden bei der Tat getötet. Der Schütze wurde nach ersten Erkenntnissen von Sicherheitskräften getötet. Es war unklar, ob er zu den erwachsenen Todesopfern gezählt wurde.

Papst Franziskus spricht bei seiner Mittwochsaudienz
APA/AP/Andrew Medichini
Papst Franziskus fordert das Ende wahllosen Waffenhandels in den USA

Auch US-Bischöfe fordern Kehrtwende in Waffenpolitik

Mit Entsetzen reagierten die katholischen Bischöfe in den Vereinigten Staaten auf das Massaker an einer Volksschule im Bundesstaat Texas. „Es hat zu viele Schießereien an Schulen gegeben, zu viele Tötungen von Unschuldigen“, sagte Bischofskonferenz-Sprecherin Chieko Noguchi in einer ersten Reaktion am Dienstag (Ortszeit).

„Jeder von uns muss in sich gehen und nach Wegen suchen, wie wir mehr tun können, um diese Epidemie des Bösen und der Gewalt zu verstehen, und unsere gewählten Vertreter anflehen, uns beim Handeln zu helfen.“ Die Bischöfe riefen dazu auf, sich den Gebeten für die Menschen in Uvalde anzuschließen.

Gottesdienst in Uvalde

San Antonios Erzbischof Gustavo Garcia-Siller war unmittelbar nach Bekanntwerden der Ereignisse nach Uvalde gefahren. Bilder in US-Medien zeigten ihn in unter anderem vor einem Krankenhaus und einem örtlichen Bürgerzentrum, wo er versuchte, verzweifelten Menschen Trost zu spenden.

Die Erzdiözese werde für die Familien der Opfer da sein und „alles tun, was nötig ist“, sagte er sichtlich mitgenommen in einem kurzen Statement vor Medienvertretern. Noch am Abend feierte Garcia-Siller einen Gottesdienst in Uvalde. Zuvor hatte er via Soziale Medien zu Gebeten für die Opfer und zum Zusammenhalt aufgerufen.

Kritik an Waffenkult und Politik

Gegenüber dem Portal „Crux“ kritisierte Garcia-Siller den Waffenkult in den USA und Politiker, „die im Allgemeinen nicht den Mut haben, die Waffen im Land zu kontrollieren“. Man wisse noch nicht viel über den Täter, der die Morde begangen habe, so der Erzbischof. „Aber was auch immer der Fall ist, Waffen sind verfügbar und Menschen sterben, und wir haben Waffen zu Götzen gemacht.“ „Wir beten und versuchen, den betroffenen Menschen nahe zu sein“, fügte Garcia-Siller hinzu. „Aber es ist ein systemisches Problem. Wir müssen die Menschen schützen.“

Die US-amerikanischen Bischöfe haben in den vergangenen Jahren immer wieder strengere Waffengesetze eingemahnt. Erst vergangene Woche forderten sie in einer Reaktion auf ein extremistisches Attentat in einem Supermarkt in Buffalo und eine Schusswaffenattacke in einer Kirche in Kalifornien „vernünftige und wirksame Formen der Regulierung von gefährlichen Waffen“.

„Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Elternteil“

Besonders deutlich wurde am Mittwoch Chicagos Erzbischof Kardinal Blaise Cupich. „Das Recht, Waffen zu tragen, wird niemals wichtiger sein als das menschliche Leben. Auch unsere Kinder haben Rechte. Und unsere gewählten Vertreter haben die moralische Pflicht, sie zu schützen“, forderte er mit einer Reihe an Botschaften im Kurznachrichtendienst Twitter strengere Gesetze zur Waffenkontrolle. „Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Elternteil mit einem Kind in dieser Schule. Stellen Sie sich vor, Sie müssten es begraben.“

In seinen Zeilen wies Cupich laut „Vatican News“ auch darauf hin, dass ab Freitag die US-Waffenlobby NRA ihr jährliches Treffen in Houston abhalten wird – nur 300 Meilen östlich von Uvalde. Erst vor einem Jahr habe der Gouverneur von Texas ein Gesetz unterzeichnet, das es Menschen „ohne Ausbildung oder Lizenz“ gestatte, eine Handfeuerwaffe zu tragen, klagte der Kardinal an. Zwar wisse man noch nicht, ob der Attentäter von Uvalde dank dieses Gesetzes an seine Waffe gekommen sei, doch „wir wissen, dass Amerika mit Waffen überschwemmt ist. Wir haben mehr Schusswaffen als Menschen“, unterstrich Cupich.

Auch Großmutter verletzt

Vor dem Amoklauf in der Schule hatte der 18-Jährige seine Großmutter in deren Wohnung angeschossen. Die Frau wurde ins Spital gebracht, laut CNN befindet sie sich in kritischem Zustand. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter alleine handelte.

Die bei der Tat verwendete Waffen soll er vor rund einer Woche kurz nach seinem 18. Geburtstag legal gekauft haben. Zudem veröffentlichte er CNN zufolge Fotos seiner Waffen in mittlerweile gelöschten Postings in sozialen Netzwerken. Das Verhalten des Schützen habe sich zuletzt verändert, zitierte die „Washington Post“ einen Jugendfreund des Täters. Er habe bei seiner Mutter und manchmal bei seiner Großmutter gelebt und sich in letzter Zeit aggressiv verhalten.