Islam

Nach Genderdebatte: IGGÖ-Führung wird weiblicher

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat in ihr höchstes Verwaltungsgremium, den Obersten Rat, die Sozialassistentin Mashaer Ali Hamad aufgenommen. Damit sind nun vier von 15 Mitgliedern Frauen. Der Rücktritt von Ratsmitglied und Frauensprecherin Fatma Akay-Türker hatte 2020 eine Debatte über Gleichberechtigung ausgelöst.

IGGÖ-Präsident Ümit Vural hatte bereits zu Beginn seiner Amtszeit versprochen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der IGGÖ zu steigern. Für Vural, als IGGÖ-Präsident auch Vorsitzender des Obersten Rates, sei die Stärkung der Frauen „eine entscheidende Frage für die Zukunft der muslimischen Gemeinde“, wie die IGGÖ am Montag in einer Aussendung erklärte. Die IGGÖ gehe mutig voran und „hinkt nicht mehr hinterher“, heißt es weiter.

Ali Hamad werde mithelfen, „den Musliminnen Stimme und Vorbild zu sein“, so Vural. Die studierte Wirtschaftswissenschafterin und Sozialassistentin beim Verein Nachbarinnen in Wien, der zugewanderten Frauen bei der Integration in Österreich hilft, bedankte sich für das ihr „entgegengebrachte Vertrauen“.

Mitglied im Obersten Rat, Sozialassistentin Mashaer Ali Hamad, und IGGÖ-Präsident Ümit Vural
IGGÖ
Wirtschaftswissenschafterin und Sozialassistentin beim Verein „Nachbarinnen in Wien“ Mashaer Ali Hamad

Platz für „junge kompetente Frauen“

Die Frage der Geschlechtergerechtigkeit in der Glaubensgemeinschaft ist vor zwei Jahren wegen des Rücktritts der Frauensprecherin und damals einzigen Frau im Obersten Rat, Akay-Türker, öffentlich diskutiert worden. In einem Interview mit dem „Standard“ erklärte sie, in der IGGÖ sei die „Abwertung der Frau institutionalisiert“.

Wie die IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa gegenüber religion.ORF.at sagte, habe die IGGÖ seitdem bereits mehrere Schritte gesetzt: „Bis zum Rücktritt von Akay-Türker im Mai 2020 war stets lediglich nur eine Frau im höchsten Entscheidungsgremium der IGGÖ vertreten“. In einem ersten Schritt seien 2020 drei Posten des Obersten Rates „für kompetente junge Frauen freigeräumt“ worden.

Maßnahmen für Gleichberechtigung

Anfang März 2021 wurde das Referat für Gleichbehandlung und Frauenförderung der IGGÖ gegründet, „das sich der Auseinandersetzung mit genderspezifischen Aspekten innerhalb der IGGÖ, der muslimischen Community und der Gesamtgesellschaft“ widmet.

Leiterin des Referats ist Elif Dagli, die ebenfalls im Obersten Rat vertreten und die Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Vorarlberg ist. Mussa machte auch auf die Aktionswoche „Creating Spaces“ aufmerksam, die sich im Herbst 2021 mit der Schaffung von Entfaltungsräumen für muslimische Mädchen und Frauen beschäftigte.

Frauen in „Schlüsselpositionen“

Innerhalb der IGGÖ würden auch weitere wichtige Schlüsselpositionen von Frauen besetzt – darunter etwa das Generalsekretariat des Schurarates, das Schulamt, die Leitung des Präsidialbüros sowie die Leitung der Islamischen Fachschule für soziale Bildung der IGGÖ – „um nur einige zu nennen“, so Mussa.