Interview

Synodal: Wie evangelische Kirche funktioniert

Synoden sind der Dreh- und Angelpunkt der Evangelischen Kirche, „weil wir vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen ausgehen“. Das hat der evangelische Bischof Michael Chalupka im Interview mit der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress betont.

Chalupka äußerte sich am Rande der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell. Er hatte am Montag mit einem Impuls die Beratungen der Bischöfe mit den Delegierten aus den österreichischen Diözesen eröffnet. Bischöfe und Delegierte erarbeiten derzeit den finalen österreichischen Text zum Synodalen Prozess, der demnächst nach Rom übermittelt wird.

Bischof Chalupka und der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und orthodoxen Kirche nahmen an diesen Beratungen teil.

Geistliche und weltliche Ämter gleichgestellt

Geistliche und weltliche Ämter seien in der evangelischen Kirche gleichgestellt, erläuterte Chalupka gegenüber Kathpress. Geistliche und weltliche Amtsträger, Männer und Frauen, seinen in gleicher Weise dazu berufen, Leitungsaufgaben wahrzunehmen. Dieses Prinzip ziehe sich in der evangelischen Kirche auf allen Ebenen durch, von den Gemeinden bis zur obersten Kirchenleitung.

Der evangelische Bischof Michael Chalupka
APA/Roland Schlager
Bischof Michael Chalupka

In der lutherischen Synode habe beispielsweise der Synodenpräsident gemeinsam mit dem Bischof die gesamtkirchliche Repräsentanz nach außen inne. „Gerade in wichtigen Fragen wie der des Karfreitags ist unser derzeitiger Synodenpräsident Peter Krömer immer wieder auch medial präsent“, erinnerte Chalupka.

Ziel: „Magnus Consensus“ – große Übereinstimmung

Ein wesentlicher Punkt sei für die evangelische Kirche Partizipation: „Wie lasse ich Menschen teilhaben an Entscheidungen? Das ist für uns ganz zentral, dass alle Menschen am Priestertum aller Gläubigen teilhaben können, Männer und Frauen.“ Hier könne auch die katholische Kirche sicher aus den Erfahrungen der evangelischen Kirche lernen, zeigte sich der Bischof überzeugt. Allerdings lohne sich auch ein kritischer Blick. Etwa auf die Zeit des Nationalsozialismus, wo die evangelischen Synoden in Deutschland missbraucht wurden.

Deswegen sei es in der Kirche bzw. in der Synode auch so wichtig, auf den „Magnus Consensus“ – große Übereinstimmung – zu schauen. Es brauche das Bemühen „um das, was wirklich gemeinsam trägt, statt auf knappe Mehrheitsentscheidungen zu setzen“. Das bedinge oft auch sehr lange Diskussionsprozesse, um zu diesem „Magnus Consensus“ zu gelangen.

Grenze des Parlamentarismus: Das Evangelium

Zur Frage nach den Grenzen des Parlamentarismus in der Kirche meinte der Bischof, dass diese Grenzen durch das Evangelium vorgegeben seien. "Das heißt, evangelisches Bewusstsein bildet sich immer in Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und mit der Beziehung zu Jesus Christus. Das sind unsere wesentlichen Marksteine, das ist unverrückbar. "Daran müssten sich alle kirchliche Entscheidung messen lassen.

Er hoffe sehr, so Bischof Chalupka weiter, dass das gemeinsame Nachdenken über Synodalität die Kirchen auch wieder näher zueinander bringen kann. Und er betonte einmal mehr die „sehr schmerzliche Wunde, dass wir nicht miteinander gemeinsam am Tisch des Herrn Abendmahl feiern können“.

„Das Brot mit allen teilen“

Denn: „Wir sind als Christinnen und Christen dazu berufen, das Brot mit allen zu teilen. Wenn wir aber schon nicht imstande sind, es untereinander zu teilen, dann ist das eine schwierige Situation. Das heißt, da müssen wir weiterkommen.“ Er hoffe sehr, so der evangelische Bischof, „dass das noch zu meinen Lebzeiten möglich ist, dass wir gemeinsam Abendmahl feiern können“.