Rom

Weltfamilientreffen: Papst will inklusivere Kirche

Mit einer feierlichen Zeremonie in der vatikanischen Audienzhalle ist am Mittwochabend das zehnte katholische Weltfamilientreffen eröffnet worden. Papst Franziskus warb bei dem weltweit übertragenen Auftakt der mehrtägigen Veranstaltung für eine inklusivere Kirche.

„Wir müssen umkehren und uns als Kirche auf den Weg machen“, sagte der 85-Jährige. Diözesen und Pfarren sollten „zu Gemeinschaften werden, die jeden mit offenen Armen empfangen“. Das sei angesichts einer „Kultur der Gleichgültigkeit“ sehr notwendig.

An dem bis Sonntag dauernden Treffen in Rom nehmen rund 2.000 Delegierte aus 120 Ländern teil. Der Fokus liegt auf der pastoralen Fürsorge gegenüber Familien. Thematische Schwerpunkte sind etwa der Dialog zwischen Jung und Alt, Herausforderungen des Ehelebens, aber auch Sexualität und Migration. Das Motto lautet „Die Liebe in der Familie: Berufung und Weg zur Heiligkeit“.

Kongress, Messe und Konzert

Höhepunkt ist eine Messe mit Franziskus am Samstagabend auf dem Petersplatz. Programmkern ist ein theologisch-pastoraler Kongress in der vatikanischen Audienzhalle. Auch ein Abend mit Veranstaltungen in römischen Pfarren und ein Konzert im Lateranpalast sind geplant.

Papst Franziskus mit Geistlichen und Kindern bei der Eröffnung des Welfamilientags im Vatikan
APA/AFP/Filippo Monteforte
Eröffnung des Weltfamilientreffens 2022

Zur Eröffnung berichteten mehrere Familien dem Papst über ihre Erfahrungen; darunter ein römisches Ehepaar, das ukrainische Flüchtlinge zu Hause aufgenommen hat. Während einer Live-Schaltung zu einer Pfarre in Kiew schilderten Betroffene des Krieges ihre Erlebnisse. Begleitet wurde das Programm von musikalisch-künstlerischen Beiträgen.

Hinterbliebene kamen zu Wort

Auch die Eltern von Chiara Corbella Petrillo kamen zu Wort. Die Italienerin starb 2012 im Alter von 28 Jahren, nachdem sie in der Schwangerschaft auf eine Behandlung ihrer Krebserkrankung verzichtet hatte, um das Leben ihres Kindes zu retten. Für sie wurde 2018 ein Seligsprechungsverfahren eröffnet. Zakia Seddiki, Witwe des italienischen Botschafters Luca Attanasio, sprach ebenfalls zum Papst. Ihr Mann wurde im vergangenen Jahr bei einem Attentat auf einen Konvoi des Welternährungsprogramms (WFP) im Kongo getötet.

Der Papst dankte den Vortragenden für ihre Zeugnisse, die als „Verstärker“ gewirkt hätten: „Ihr habt den Erfahrungen so vieler anderer Familien in der Welt eine Stimme verliehen, die wie ihr die gleichen Freuden, Sorgen, Leiden und Hoffnungen erleben.“

Bischof Glettler mit Ehepaaren vor Ort

Aus Österreich nehmen am Weltfamilientreffen elf Delegierte teil. Die Gruppe setzt sich zusammen aus dem in der Bischofskonferenz für den Themenbereich „Familie“ verantwortlichen Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sowie fünf Ehepaaren aus Diözesen, kirchlichen Verbänden und Gemeinschaften. Der Delegation hätte auch der Salzburger Bischofsvikar Gerhard Viehhauser angehören sollen. Er musste seine Teilnahme in Rom krankheitsbedingt kurzfristig absagen.

Das Weltfamilientreffen beschließt das vom Papst ausgerufene „Amoris-laetitia-Familienjahr“. Das Aktionsjahr war dem 2016 von Franziskus veröffentlichten gleichnamigen Schreiben zu Ehe und Familie gewidmet.

Erste Weltfamilientreffen 1994

Auf Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) war 1994 das erste Weltfamilientreffen in Rom ins Leben gerufen worden. Seither findet das internationale Forum in der Regel alle drei Jahre an wechselnden Orten statt. Zuletzt waren in Dublin 2018 rund 37.000 registrierte Dauerteilnehmer dabei.

Das ursprünglich für 2021 geplante Treffen in Italiens Hauptstadt wurde wegen der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschoben. Aus Rücksicht auf das anhaltende Infektionsgeschehen findet es in einem deutlich reduzierten Format statt. Die Veranstaltungen und Feiern in Rom können via Livestreams mitverfolgt werden.