Eltern mit zwei Kindern
APA/dpa/Frank Leonhardt
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Katholiken

Weltfamilientreffen: Mehr Raum für Ehe und Familie

Das am Sonntag zu Ende gegangene Weltfamilientreffen der römisch-katholischen Kirche hat laut „Familienbischof“ Hermann Glettler deutlich gemacht, dass die Kirche „mehr Raum für die Eheleute“ benötige. In Österreich startet ein Online-Ehevorbereitungskurs.

Im Interview mit Vatican News (Sonntag) sagte er, die Bedeutung von Ehe und Familie für die Gegenwart sei vielstimmig gewürdigt worden – unter anderem als „Friedenschulen unserer Zeit, in denen Erwachsene und Junge lernen, unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen auszuhalten“. Aber es müsse „mehr Raum für die Eheleute in den Pfarrgemeinden, mehr Herzblut in der Ehevorbereitung und eine vernünftige Krisenprävention“ geben, so Glettler.

Als eine wichtige Aufgabe der Kirche sei beim Weltfamilientreffen die Begleitung von Ehepaaren hervorgehoben worden – und zwar „vor dem Ehesakrament, wie auch in allen Phasen ehelichen Lebens“, so Glettler. Entscheidend dabei sei, dass nicht nur Priester, Seelsorgende und Priester, sondern vor allem Ehepaare selbst andere Ehepaare begleiten.

Umgang mit Brüchen

Familienpastoral sei ein „synodales Unterwegssein wo jeder eine ganz spezifische Aufgabe wahrnimmt“. Dabei seien auch die Pfarrgemeinschaften herausgefordert, „Ehepaare und Familien möglichst gut zu begleiten“.

Thema war auch das Scheitern von Ehen und Beziehungen. In der Familie lerne man durch Krisen auch, „das Leben mit dem Unvollkommenen anzunehmen“. Geschiedene oder getrenntlebende Menschen sollten in den Pfarren und kirchlichen Gemeinschaften eine „Willkommenskultur“ erleben, forderte der Bischof. Dies gelinge, wo sie „willkommen geheißen, nicht verurteilt, angehört werden und eine Ermutigung erfahren zu Versöhnung und auch zum Neubeginn“.

Abschluss des „Jahrs der Familie“

Das Weltfamilientreffen mit 2.000 geladenen Gästen aus aller Welt – neben Bischöfen, Priestern und Diakonen waren dies vor allem Familien, Ehepaare und in der Seelsorge tätige Laien – bildete den Abschluss des 2019 von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahres der Familie“. Das heurige Treffen war vergangenen Mittwoch mit einem Festival der Familien eröffnet worden.

Die Konferenzen, die in der Audienzhalle Paul VI. stattfinden, standen jeweils unter Leitbegriffen: „Hauskirche und Synodalität“, „Identität und Mission einer christlichen Familie“ und „Weg zur Heiligkeit der Familie“. Ehepaare aus verschiedenen Ländern hielten dabei Impulsvorträge. Abgerundet wurde das Programm mit Konzerten und Veranstaltungen in römischen Pfarrgemeinden.

Österreich: Ehevorbereitungskurs als Webinar

Die römisch-katholische Kirche in Österreich legte bereits in den vergangenen Jahren ihren Fokus verstärkt auf eine gute Vorbereitung des Ehesakraments. Nun werden auch neue Formate dafür angeboten, die an heutige Lebensumstände angepasst sind.

Die vorgeschriebenen Kurse, in denen angehende Brautpaare die Bedeutung und Tiefe ihres Treueversprechens ausloten, gibt es mittlerweile auch als Webinar: So startet etwa die „Initiative Christliche Familie“ (ICF) im September eine fünf Abende umfassende Online-Reihe, in denen das Ehevorbereitungsprogramm auch von zu Hause aus mitverfolgt werden kann. Das Seminar gilt für Brautleute als gültige Ehevorbereitung.

Hinweis:

Informationen zu Online-Ehekursen sind unter „Fit für die Ehe“ und unter Tel. +43 664 6101245 erhältlich.

Das Online-Ehevorbereitungsprogramm findet zwischen dem 26. September und 21. November statt, die Teilnahme inklusive Kursunterlagen kostet pro Paar 120 Euro.

Neue Richtlinien für Ehevorbereitung

Im April hatte die Österreichische Bischofskonferenz in einem eigenen Leitfaden die kirchliche Ehevorbereitung neu ausgerichtet. Das Dokument wurde in einem knapp vier Jahre dauernden Prozess von einer interdiözesanen Arbeitsgruppe entwickelt und etabliert erstmals einen österreichweiten Standard für die Ehevorbereitung.

„Die Vorbereitung auf die Trauung darf sich keinesfalls in der raschen Erledigung einiger kirchlicher Vorgaben erschöpfen. Sie ist im besten Fall ein längeres miteinander Unterwegs-Sein, das mit einem gastfreundlichen Willkommen für das konkrete Paar beginnt und über das Hochzeitsfest hinausreicht“, schreibt „Ehe- und Familienbischof“ Hermann Glettler in der Einleitung.