Demonstrantinnen und Demonstranten in Indien
APA/AFP/Sajjad Hussain
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Indien

Mord an Hindu heizt Religionskonflikt an

In Indien ist es nach dem mutmaßlich islamistischen Mord an einem Hindu auch am Donnerstag zu Protesten von Angehörigen des Islams wie auch des Hinduismus gekommen. Die Spannungen zwischen Muslimen und Hindus waren bereits zuvor eskaliert.

Mindestens einer der beiden Muslime, die für den Mord verantwortlich gemacht werden, habe Verbindungen zur islamistischen Gruppierung Dawat-e-Islami aus Pakistan, berichteten indische Medien am Donnerstag. Die Missionsbewegung Dawat-e-Islami sei mit Niederlassungen in Neu Delhi und Mumbai auch in Indien aktiv.

Die beiden Muslime hatten am Dienstag in Udaipur im westlichen Bundesstaat Rajastan den hinduistischen Schneider Kanhaiya Lal auf grausame Weise getötet. Sie filmten den Mord und verbreiteten das Video im Internet. Laut indischen Medien hatten die Männer den blutigen Mord als Racheakt für die islamfeindliche Politik des hindunationalistischen Ministerpräsidenten Narendra Modi von der „Indischen Volkspartei“ (BJP) bezeichnet.

Die Behörden verhängten zur Verhinderung gewaltsamer Vergeltungsaktionen von Hindus gegen Muslime eine Ausgangssperre über Udaipur. Die Polizei konnte die beiden Täter festnehmen.

Protest gegen hindunationalistische Regierungspartei

Die Spannungen zwischen Muslimen und Hindus waren bereits zuvor durch islamfeindliche Bemerkungen der Sprecherin der Regierungspartei BJP eskaliert. Die inzwischen zurückgetretene Nupur Sharma hatte in einem Interview den Propheten in die Nähe von Kinderschändern gerückt. Medienberichten zufolge soll der Ermordete in den Sozialen Medien die Äußerungen von Sharma unterstützt und geteilt haben.

Nach dem Interview der Parteisprecherin kam es zu Protesten von Muslimen. Im Bundesstaat Uttar Pradesh ließ der BJP-Regierungschef und Hindupriester Yogi Adityanath die Polizei auf Demonstranten schießen und in einer Vergeltungsaktion Häuser von Demonstranten niederreißen.

Muslime durch Hindunationalisten bedroht

Die mehr als 170 Millionen Muslime in Indien sind seit der Machtübernahme der BJP von Ministerpräsident Modi 2014 zunehmend Hass, Gewalt und Verfolgung durch Hinduextremisten ausgesetzt. Die BJP als politischer Arm der Hinduextremisten beschuldigt die Muslime, sich gegen den Hinduismus verschworen zu haben. Die BJP strebt eine Art hinduistischen Gottesstaat in Indien an, in dem andere Religionen bestenfalls geduldet sind.