Publikation

Erstes Buch über Geschichte schwarzer Ordensfrauen in USA

Ein neues Buch von Shannen Dee Williams, Professorin für afroamerikanische Geschichte an der Universität von Dayton (Ohio), befasst sich mit der Geschichte afroamerikanischer Ordensfrauen in den USA.

Unter dem Titel „Subversive Habits: Black Catholic Nuns in the Long African American Freedom Struggle“ veröffentlichte die Historikerin bei ‎ Duke University Press Books nun 150 Zeitzeuginnengespräche und zahlreiche Bilder schwarzer Schwestern, wie Kathpress am Mittwoch berichtete.

Denn, so Williams, viele Menschen in den Vereinigten Staaten wüssten tatsächlich nicht um deren Existenz. Sie wurden aus der Geschichte herausgeschrieben. Williams könne sich noch gut an den Moment erinnern, der ihr Leben veränderte. 2007 schaute sie Mikrofilme durch und sah – eine schwarze Nonne.

Fehlendes Bewusstsein

Obwohl selbst schwarz und katholisch, wusste sie nach eigenem Bekunden nicht, dass es wirklich schwarze Ordensfrauen gab. Am Abend rief sie ihre Mutter an, die ebenfalls im katholischen Schulsystem groß geworden war, um die Neuigkeit zu teilen. Auch ihre Mutter war überrascht.

Die Schwestern waren und sind für ihre afroamerikanische Gemeinschaft unverzichtbar: Sie kümmern sich um die Menschen, sorgen für Bildung und geben den Glauben weiter. Williams charakterisiert sie als Freiheitskämpferinnen, da sie sich für die Rechte ihrer Community einsetzen – in der Kirche und der Gesellschaft.

Die Versklavung afroamerikanischer Menschen gilt als die Ursünde der USA, denn die Folgen sind bis heute spürbar. Williams entfaltet die Geschichte der schwarzen Ordensschwestern in einer Welt, die von dem Gedanken der Überlegenheit der weißen „Rasse“ geprägt war und ist.

Kampf um Gleichberechtigung

Die Ordensfrauen haben dafür gekämpft, ein gleichberechtigter Teil der Kirche zu sein, deswegen gaben auch viele von ihnen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ihr traditionelles Ordenskleid nicht auf. Der Weg dahin war einfach zu schwer gewesen – als erste oder einige der wenigen schwarzen Nonnen in einem „weißen“ Orden.

Der andauernde Kampf gegen alltäglichen Rassismus habe viele Ordensfrauen erschöpft, sie krank gemacht oder sie früh sterben lassen, weist Williams hin. Als ein Beispiel nennt sie Schwester Thea Bowman (1937–1990), aber auch Augustus Tolton (1854–1897), der als erster schwarzer Priester in den USA gilt. Er wurde in Rom ausgebildet und geweiht, da ihn in seiner Heimat kein Seminar aufnahm.

Seligsprechungsverfahren laufen

Für Bowman wie auch für Tolton läuft ein Seligsprechungsverfahren. Während es bereits mehrere Heilige und Selige aus den USA gibt, sind entsprechende Verfahren für Kandidaten aus der afroamerikanischen Gemeinschaft bisher noch nicht abgeschlossen.

Zu diesen zählt auch das von Mary Elizabeth Lange (um 1784–1882), die in Baltimore die erste afroamerikanische Ordensgemeinschaft in den USA gründete. Lange war sie die erste Äbtissin. Oder das von Henriette Delille (1813–1862), die 1842 die „Schwestern von der Heiligen Familie“ gründete, zweitältester Orden für schwarze Frauen. Sie widmete sich den religiösen Bedürfnissen versklavter Menschen – zu einer Zeit, als das verboten war.

Rassismus auch bei Aufnahme

Die Historikerin Williams erklärt die Gründung gerade schwarzer Ordensgemeinschaften mit den Aufnahmebedingungen: Von den Gründungsjahren der USA und bis ins 20. Jahrhundert nahmen die Frauenorden in der Regel keine schwarzen Frauen auf.

Schwester Mary Antona Ebo (1924–2017), die auch auf dem Cover des Buches zu sehen ist, nahm an dem legendären Marsch für Bürgerrechte mit Martin Luther King Jr. im März 1965 in Selma (Alabama) teil. Sie sei hier, weil sie schwarz, Ordensfrau und Katholikin sei „und weil ich Zeugnis ablegen will“. Ein Foto von ihr mit diesem Zitat ging damals durch die nationale Presse.

Historikerin sieht Fortschritte

Nach diesem Legende gewordenen Ereignis hätten sich auch weitere weiße Nonnen für die Bürgerrechte der afroamerikanischen Gemeinschaft eingesetzt, aber faktisch, so stellt die Historikerin fest, waren gerade die weißen US-Ordensfrauen darin geübt, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu diskriminieren.

Shannen Dee Williams sieht trotz allem Fortschritte. Eine wachsende Zahl von katholischen Institutionen und Ordensgemeinschaften stelle sich der Vergangenheit, ob sie nun aktiven Rassismus oder sogar Teilhabe an der Sklaverei beinhaltete.