Musik

Ordensfrauen singen alle Gregorianischen Choräle

Es ist ein gigantomanisches Vorhaben, das nach drei Jahren nun zu einem Abschluss gekommen ist: Das italienische Non-Profit-Label Odradek hat sämtliche bekannten Gregorianischen Choräle von Ordensfrauen einsingen lassen.

Am Ende des Projekts „Neumz“, dessen Titel sich auf die Neumen, die Notationszeichen der Choräle, bezieht, stehen rund 10.000 Stücke, die zusammengenommen auf etwa 7.000 CDs Platz fänden. 600 wurden mutmaßlich zum ersten Mal überhaupt eingespielt.

Hinter dem Projekt steht der US-amerikanische Pianist und Musikwissenschafter John Anderson, der Odradek Records 2012 als Plattform für Klassik, Jazz und World gegründet hat. Für die eigentliche Arbeit des Einsingens waren allerdings 45 Frauen zuständig – konkret die Benediktinerinnen der Abtei von Notre-Dame de Fidelite in Jouques im Süden Frankreichs.

Schwestern zwischen 22 und 90 Jahren

In deren Kirche wurden acht Mikrofone platziert und von den Schwestern zwischen 22 und 90 Jahren im Verlauf des Kirchenjahres alltäglich vor der Intonation der mehrheitlich aus dem 8. Jahrhundert stammenden Choräle selbst aktiviert. Über drei Jahre hinweg wurden die jüngsten Aufnahmen allabendlich hochgeladen – durchaus eine Herausforderung für die Internetverbindung des Klosters in der Nähe von Marseille. In Summe kamen 6.752 Stunden Musik respektive 34 Terabyte Datenvolumen zustande.

Ordensfrauen des Benediktinerinnenklosters Abbaye Notre Dame de Fidelite in Frankreich singen Gregorianische Choräle
Abbaye Notre Dame de Fidelite
Ordensfrauen der Abbaye Notre Dame de Fidelite in Frankreich

Projekt im Internet zugänglich

Zugänglich gemacht wird das kuratorische Großprojekt nun von Odradek im Internet, wo sich erste Teile bereits 2020 fanden. Mittlerweile ist jetzt das Gesamtvorhaben abrufbar. Der zur aktuellen Stunde passende Choral ist jeweils gratis verfügbar, wiederholt sich im Laufe des Kirchenjahres doch vieles mit kleinen Variationen in puncto Intonation.

Neben der eigentlichen Tonaufnahme sieht man parallel im Netz die Partitur, den lateinischen Text und die Übersetzung. Für den kompletten Gregorianik-Genuss, sprich den Zugriff auf die gesamte Bibliothek, muss man sich kostenpflichtig für 8,99 Euro im Monat registrieren. Zwei Drittel der damit erzielten Einnahmen gehen dann an die stimmgewaltigen Ordensfrauen.