Wanderer auf der Genneralm, Salzburg
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Weltpilgertag

Hunderttausende zurück auf Europas Pilgerwegen

Nach den Jahren der Pandemie ist das Pilgern wieder im Aufwärtstrend: Hunderttausende machen sich auf, um Europas Pilgerwege zu durchmessen. Auf das dichte Netz an Pilgerwegen in Österreich macht die katholische Kirche zum Weltpilgertag am Montag aufmerksam.

Allen voran lockt der Jakobswegs mit dem Ziel Santiago de Compostela in Spanien die Pilgermassen an. Aber auch Österreich hat Pilgernden viel zu bieten. Unter dem Motto „Das Gute liegt so nah“ wirbt etwa die Diözese Linz für die Nutzung der 14 Pilgerwege und elf spirituelle Wanderwege mit einer Gesamtlänge von rund 4.000 Kilometern in Oberösterreich.

Pilgern sei „Wandern mit Mehrwert“ und für sie persönlich „Beten mit den Füßen und mit dem ganzen Körper“, so Andrea Reisinger, diözesane Referentin für Pilgern und Pilgerbegleitung, in einem Beitrag auf der Website Dioezese-linz.at.

Pilgerinnen und Pilger vor der Kathedrale Santiago de Compostela
Reuters/Miguel Vidal
Santiago de Compostela in Spanien lockt viele Pilgerinnen und Pilger

Heilsam für die Seele

Nicht alle Menschen würden aus religiöser Motivation pilgern, sagte Reisinger zu Kathpress, aber: „Das Unterwegssein in der Natur macht offen für spirituelle Erfahrungen“, so Reisinger. Die Menschen entdeckten, dass Pilgern über bloßes Wandern hinausgeht und heilsam auf die Seele wirke.

Verschobene Reisen werden nachgeholt

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie habe sich dieser Trend anhaltend verstärkt. „Ich habe den Eindruck, dass immer noch sehr viele Menschen in der näheren Umgebung pilgern. Gleichzeitig genießen viele, dass das Reisen wieder möglich ist, und machen jetzt lang geplante und verschobene Pilgerreisen nach Santiago de Compostela, Rom oder Assisi.“

Kreuz in der Burggrabenklamm, Attersee, OÖ
Erzdiözese Wien/Wolfgang Seper
Der Josefsweg verbindet Attersee und Traunsee (Burggrabenklamm am Attersee)

Reisinger hebt den Josefweg mit Verbindung von Attersee und Traunsee sowie den Jakobsweg in Vöcklabruck hervor. In der Broschüre „Pilgern in Oberösterreich“ sind mehr als 20 Wege und Wegvarianten beschrieben. Sie wird laufend aktualisiert und steht unter Oberoesterreich.at/pilgern zum Download bereit.

Jakobswege in Österreich

Neu aufgelegt wurde heuer der Pilgerführer Jakobswegweiser Weinviertel. Entlang von über 153 Kilometer schlängelt sich der Jakobsweg Weinviertel von Drasenhofen bis Krems an der Donau. Weingärten, malerische Kellergassen und vier Jakobskirchen säumen dabei den Weg, der sich in sechs Tagesetappen „ideal begehen lässt“, wie eine Aussendung verspricht.

Ausgehend von Drasenhofen führt der Weg nach Poysdorf, der Weinstadt Österreichs, vorbei am Buschberg, der höchsten Erhebung des Weinviertels mit der niedrigsten gelegenen Alpenvereinshütte Österreichs, vorbei an der Festspielstadt Stockerau mit dem höchsten Kirchturm Niederösterreichs, bis an den Wagram und nach Krems.

Naturschönheiten auf dem Weg

25 „Jakobsweggemeinden“ gibt es entlang des Pilgerweges zu besuchen, vier Jakobskirchen, die dem Schutzpatron der Pilger geweiht sind, fünf Wallfahrtskirchen, etliche Trinkbrunnen und Anliegebücher in den Kirchen entlang der Strecke sowie interessante Ausflugsziele und Naturschönheiten, die den Wanderer und die Wanderin entlang der Route erwarten.

Die Basilika Mariazell
APA/AFP/Samuel Kubani
Beliebtes Ziel für Wallfahrten: Basilika Mariazell

Insgesamt warteten über 3.500 Kilometer Pilgerwege allein in Österreich darauf, erkundet zu werden, so die katholische Kirche. Einer der berühmtesten dürfte der Weg zum steirischen Wallfahrtsort Mariazell.

Pilgermagnet Mariazell

„Seit über 850 Jahren suchen Menschen auf der Via Sacra, dem ältesten Pilgerweg nach Mariazell, Ruhe, Einkehr, Besinnung. Insgesamt führen sieben Wege zur Magna Mater Austriae, dem wichtigsten Marienheiligtum Zentraleuropas“, preist die Website Katholisch.at den Wallfahrtsort. Karl Schauer, früherer Superior der Basilika von Mariazell, schätzt laut Katholisch.de, dass jährlich rund eine Million Menschen in den kleinen steirischen Ort kommt.

Auf dem Hemmapilgerweg gelangt man via Kärnten, die Steiermark und Slowenien zur Kärntner Schutzpatronin. Auf dem Marienpilgerweg durch Kärnten begibt man sich auf die Spuren von Bibelschmugglern. Weniger bekannt sind Wege wie der Wolfgangweg von Regenburg nach St. Wolfgang und der St. Rupert Pilgerweg, der Bayern und Salzburg verbindet.

Auch jüngere Pilgerwege

Von Spital am Pyhrn, nahe der oberösterreichisch-steirischen Grenze, führt der „Benediktweg“ über zwei Routen bis nach Passau. Die meisten Etappen verbinden Klöster, „wo das Leben nach der Regel des heiligen Benedikt ausgerichtet ist“, schreibt Kathpress. Der „Münchner Jakobsweg“ führt von Scheidegg nach Bregenz und wurde erst im Jahre 2003 eröffnet.

Ebenfalls noch nicht alt sind der Gründerweg, der seit 2006 auf 190 Kilometern ausgehend vom oberösterreichischen Benediktinerstift St. Lambrecht nach Mariazell führt, und der Benediktweg, der von Spital am Pyhrn über die Klöster Seckau und St. Paul bis nach Slowenien reicht, eingeführt im Jahr 2009.