Salzburger Glockenturm
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Österreich

Kirchenglocken läuteten gegen Hunger

Am Freitag um 15.00 Uhr haben in Österreich alle Kirchenglocken fünf Minuten lang geläutet, um auf den weltweiten Hunger aufmerksam zu machen. Dieser sei ein „leiser Skandal“, der sonst oft übersehen und überhört werde, wie die Caritas in einer Aussendung erklärte.

Dass der weltweite Hunger ein drängendes Problem ist, zeigen aktuelle Zahlen: Rund 828 Millionen Menschen sind nach Angaben der UNO derzeit weltweit akut von Hunger bedroht, womit es nach jahrelang rückläufigen Zahlen erstmals wieder mehr Betroffene sind. Durch die Preissteigerungen für Öl, Getreide und andere Nahrungsmittel infolge des Ukraine-Krieges werde das Problem noch weiter deutlich zunehmen, so die Aussendung im Vorfeld.

Das fünfminütige Geläut von 3.000 Kirchenglocken solle ein Zeichen der Solidarität mit den Hungernden sein und ein Appell, nicht länger zuzusehen, wie die Caritas im Vorfeld erklärte. Die Aktion wurde vor sechs Jahren von der Bischofskonferenz und der Caritas ins Leben gerufen. Jeder und jede war eingeladen, sich mit eigenen Glocken zu beteiligen – „egal ob Fahrradglocke oder Kuhschelle“, so die Caritas. Die katholische Hilfsorganisation rief auch zum Glockenläuten via Social Media auf.

Krieg und Klima mitverantwortlich

„Täglich leiden und sterben Kinder, Frauen und Männer an Hunger. Hunger ist eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit, und seine Beendigung keine Frage des Könnens, sondern nur des Wollens“, wird Caritas-Präsident Michael Landau in der Aussendung zitiert. Gerade die ärmsten Regionen der Welt seien von den Folgen der Klimakrise und des Kriegs in der Ukraine am meisten betroffen. Das Läuten erinnere daran, „dass wir endlich geschlossen und mit aller Kraft handeln müssen. Gemeinsam sagen wir: Wir haben Hunger satt“.

Spendenhinweis

Caritas Hungerhilfe: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560 Kennwort: Hungerhilfe oder online

Besonders schwer vom Hunger betroffen sei laut Caritas Auslandshilfe-Generalsekretär Andreas Knapp die Bevölkerung in den Ländern Afrikas. Es komme dort immer häufiger zu langen Dürreperioden, verheerenden Überschwemmungen und Insektenplagen. „Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Wenn das Vieh verdurstet und die Ernten ausbleiben, fehlt den Menschen plötzlich ihre gesamte Lebensgrundlage.“ Kritisch sei die Lage schon vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine gewesen, fehlende Getreide-Exporte und die steigenden Lebensmittelpreise hätten die Situation der Menschen jedoch nochmals massiv verschärft.

Hilfsprojekte gegen Hunger

Im Rahmen von derzeit 81 Caritas-Projekten für eine „Zukunft ohne Hunger“ werden rund 450.000 Menschen erreicht, mit Nothilfe mittels Lebensmittelpaketen einerseits, andererseits aber mit Hilfe zur Selbsthilfe. So werden etwa Familien am Land in nachhaltiger Landwirtschaft geschult und erhalten Saatgut und Werkzeug. Frauen werden ermächtigt, mit kleinen Projekten selbstständig Geld zu erwirtschaften und Kinder bekommen eine warme Mahlzeit während ihres Schultages.

„Diese Hilfe kommt an. Es braucht aber noch mehr“, heißt es seitens der Hilfsorganisation, die zugleich zum Spenden aufrief. Bereits kleine Spendensummen seien wirksam: Mit nur 30 Euro könne ein Schulkind im Süden Äthiopiens für ein ganzes Semester täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt, mit 45 Euro der Kauf einer Ziege im Rahmen eines Landwirtschaftsprojekts ermöglicht werden. Mit einer Spende von 50 Euro können Nahrungsmittelgutscheine für eine fünfköpfige Familie ausgegeben werden, um den Bedarf von zwei bis vier Wochen abzudecken.