Leere Klasse
APA/dpa/Sven Hoppe
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Österreich

Religionsunterricht: Kirche warnt vor Lehrkräftemangel

Durch eine anstehende Pensionierungswelle droht ein Lehrkräftemangel beim Religionsunterricht. Davor warnt nun die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz in der „Kronen Zeitung“ (Montag-Ausgabe).

Von den österreichweit 6.900 Religionspädagoginnen und -pädagogen sind mehr als die Hälfte älter als 50. 780 der Lehrkräfte sind älter als 60 und in den kommenden Jahren in den Ruhestand tretend, sagt Pinz. Die 300 bis 350 Absolvierenden einer religionspädagogischen Ausbildung an einer Hochschule pro Jahr könnten die absehbare Lücke nicht schließen.

Die diözesanen Schulämter würden „mit Hochdruck“ daran arbeiten, „die Pensionierungswelle abzufedern und genügend Lehrer zu finden“, hieß es. So bietet die Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems ab dem kommenden Wintersemester 2022/23 den neuen Hochschullehrgang „Religion unterrichten in der Primarstufe“ an.

Volksschulen besonders betroffen

Mit diesem Lehrgang soll der Quereinstieg in den Beruf des Religionslehrers bzw. der Religionslehrerin in der Volksschule ermöglicht werden, wo die Personalsituation laut Pinz besonders besorgniserregend ist. Kurzfristig sei es unausweichlich, Religionsgruppen gemeinsam zu unterrichten oder das Fach als Blockunterricht anzubieten, sagte Pinz.

Als Gründe für den Personalmangel nannte Pinz, dass Berufseinsteigende oft Teilzeitarbeit bevorzugten, außerdem das nicht besonders hohe Image kirchlicher Berufe sowie die durch die Corona-Pandemie generell erschwerte Unterrichtstätigkeit pädagogisch Tätiger. Trotz der Probleme liege das Augenmerk der kirchlichen Schulverantwortlichen darauf zu verhindern, „dass auch nur ein Kind keinen Religionsunterricht hat“, wie Pinz der Kronen Zeitung sagte: „Wir lassen kein Kind allein.“

Schülerin zeigt auf im Unterricht
APA/dpa/Sebastian Gollnow
Die Ausbildung für Religionslehrkräfte wird in Zukunft interreligiöser

Interreligiös orientierter KPH-Lehrgang

Die KPH Wien/Krems hatte erst vor Kurzem über eine Maßnahme informiert, mit der ab Herbst dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt wird: Die Teilnahme an dem viersemestrigen Lehrgang sei an keine facheinschlägige Vorausbildung gebunden und frei von Studiengebühren. Absolventinnen und Absolventen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen könnten sofort in der Praxis eingesetzt werden.

Zukünftige Religionslehrkräfte werden dabei Teile des Lehrganges miteinander belegen – mit „ökumenischem Mehrwert“: So könnten sie bereits in der Ausbildung das Miteinander von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit „erfahren, praktizieren und reflektieren“.

„Zeitgemäßer Religionsunterricht“

Entstanden ist der Lehrgang in Zusammenarbeit der Religionsinstitute der KPH Wien/Krems, der Schulämter der Diözesen Wien und St. Pölten, der evangelischen Kirche, der orthodoxen Kirche und der Freikirchen sowie der alevitischen, buddhistischen und islamischen Religionsgesellschaften.

Für Pinz, Hochschulratsvorsitzende der KPH Wien/Krems, ist das neue Angebot für Quereinsteiger eine „wichtige Initiative, einen zeitgemäßen und qualitätsvollen Religionsunterricht auch für die Zukunft zu sichern“.