Orthodoxie

Türkei: Andacht in Felsenkloster wieder möglich

Der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. wird am 15. August wieder die traditionelle orthodoxe Marienandacht im Kloster Sumela im Nordosten der Türkei leiten. In den vergangenen Jahren wurde das teils gar nicht oder nur sehr kurzfristig von den Behörden gestattet.

Für heuer liegt die Genehmigung schon seit Mai vor, berichtete der Pressedienst der Stiftung „Pro Oriente“ am Freitag. Der Gottesdienst am 15. August führt jedes Jahr tausende orthodoxe Gläubige aus der Türkei und vielen anderen Ländern zu dem berühmten, in eine Felswand gehauenen Marienkloster.

2010 hatten die türkischen Behörden dem Patriarchen erstmals erlaubt, am 15. August die Liturgie in Sumela zu feiern. Bei dem Gottesdienst sagte der Ökumenische Patriarch vor tausenden Gläubigen damals wörtlich: „Nach 88 Jahren weint die Jungfrau Maria nicht mehr.“ 88 Jahre zuvor, am 15. August 1922, war das Marienfest in Sumela zuletzt feierlich begangen worden.

Patriarch Bartholomaios beim Mariengottesdienst im Kloster Sumela in der Türkei am 15. August 2010
APA/AFP/Bulent Kilic
Marienandacht in Sumela 2010

Mehrere Jahre lang konnte Bartholomaios I. in Sumela dann jeweils das Marienfest feiern. 2015 wurde das Kloster aber wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen und die Marienfeiern entfielen. Erst 2020 konnte die Feier in kleinstem Rahmen wieder stattfinden. Allerdings stand dieser nicht der Patriarch, sondern der Metropolit von Gelibolu, Stefanos Dinidis, vor. 2021 konnte Patriarch Bartholomaios dann wieder in gewohnter Weise in Sumela die Liturgie zum Hochfest der „Entschlafung Mariens“ am 15. August (katholisch: Maria Himmelfahrt) feiern.

Wallfahrtsort am Schwarzen Meer

Das Kloster Sumela wurde im Jahr 386 gegründet und war viele Jahrhunderte hindurch der bedeutendste Wallfahrtsort am Schwarzen Meer, vor allem wegen der hier verehrten Marienikone, die dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wird.

Nach dem Ende der kurzlebigen Pontischen Republik mussten 1923 alle griechischen und armenischen Christen des Pontus das Land verlassen, auch die Mönche von Sumela. Jahrzehnte hindurch war das Kloster eine Ruine, bis es 1972 von der Regierung in Ankara zum Nationaldenkmal erklärt wurde.

Seit Mai wieder ganz geöffnet

Seit Mai 2022 ist das Sumela-Kloster wieder zur Gänze für Besucher geöffnet. Nach der Schließung aufgrund von Restaurierungsarbeiten im Jahr 2015 wurden 2019 erste Teile des Klosters wieder für Besucher geöffnet. 2020 folgte ein weiterer Öffnungsschritt, nun ist wieder das gesamte Kloster zugänglich.

Das Felsenkloster Sumela in der Türkei
APA/AFP/Bulent Kilic
Das Felsenkloster Sumela

Die ältesten erhaltenen Gebäude des Klosters in dem romantischen Gebirgstal stammen aus der Zeit der Komnenen, die ab 1204 als Kaiser von Trapezunt herrschten. Mehrere Kaiserkrönungen fanden in Sumela statt. Auch nach der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1461 blieb das Kloster ein spirituelles und kulturelles christliches Zentrum, das auch von den Sultanen durch große Schenkungen gefördert wurde.

Im 19. Jahrhundert erfolgte noch einmal ein großer Ausbau des Klosters, das sowohl christliche als auch muslimische Pilgerinnen und Pilger aus dem ganzen kleinasiatischen Raum, aber auch aus Russland und Kaukasien anzog.

Aufwändige Restaurierung

Die Kosten für die Restaurierungsarbeiten beliefen sich auf rund 50 Millionen Türkische Lira (ca. 4,7 Mio. Euro). Die Arbeiten waren unter anderem auch deshalb so aufwändig, weil das Kloster gleichsam an einer Felswand klebt. So mussten u.a. mehr als tausend Tonnen brüchiger Fels entfernt und andere Bereiche mehrmals aufwendig mit Stahlseilen und Stahlnetzen befestigt und gesichert werden.

Das Kloster befindet sich auf der vorläufigen Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Nun hofft man, nach der Beendigung der Arbeiten einen permanenten Platz auf der Weltkulturerbe-Liste zu finden.