Ein Bagger beseitigt Schlamm nach Überflutungen
APA/AFP
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Humanitäre Hilfe

NGOs für rasche Freigabe von Katastrophenhilfe

Zum Welttag der humanitären Hilfe am Freitag (19. August) haben mehrere Hilfsorganisationen in Österreich – darunter Caritas und Diakonie – von der Regierung die Freigabe von 18 Millionen Euro aus dem Auslandkatastrophenfonds (AKF) gefordert.

„Angesichts des Hungertsunamis, der in vielen Ländern Afrikas und anderen Krisenregionen droht, sollten die restlichen Mittel aus dem AKF so schnell wie möglich beschlossen und ausbezahlt werden“, forderte etwa Annelies Vilim von der AG Globale Verantwortung.

Die österreichische Bundesregierung habe für 2022 weitere Ausschüttungen aus dem Auslandskatastrophenfonds geplant, erinnerte auch Nina Hechenberger, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe. „Allerdings ist bereits August, und die Ausschüttungen für 2022 müssen auch angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika jetzt schnell kommen, damit sie noch wirkungsvoll eingesetzt werden können.“ Sie unterstrich: „Wir dürfen nicht vergessen: Jede Verzögerung kostet letztlich Menschenleben.“

Fonds einmalig aufgestockt

Gleichzeitig begrüßten mehrere Organisationen die einmalige Aufstockung des AKF um 42 Mio. Euro angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Krieges, sowie die schnelle Ausbezahlung der Mittel. "Die Caritas begrüßt ausdrücklich die Erhöhung des staatlichen Auslandskatastrophenfonds.

Diesen Weg gelte es aber konsequent weiterzugehen, um die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe schnellstmöglich auf die international vereinbarten 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens anzuheben und Menschen Perspektiven zu bieten", so Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich, in einer Aussendung. Die Hilfe dürfe allerdings – angesichts der „dramatischen Hungerkrise in vielen Weltregionen“ „nicht an Europas Grenzen enden“, so Knapp weiter.

Mehr als 300 Millionen auf Hilfe angewiesen

Zudem war die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen, nie größer: Darauf machte am Donnerstag das Österreichische Rote Kreuz aufmerksam. „Nie sind so viele Krisen gleichzeitig aufgetreten – Konflikte, Vertreibung, extreme Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandels, Hunger und Pandemie“, hieß es in einer Aussendung. Die Auswirkungen seien verheerend, mehr als 303 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Dramatische Lage in Afrika

Mehrere Organisationen wiesen auf die dramatische Lage vor allem in Ostafrika hin. „Die humanitäre Lage in Äthiopien und am Horn von Afrika ist katastrophal. Die Menschen sind mit der vierten Dürreperiode in Folge konfrontiert“, berichtete Andrea Reisinger, Leiterin der Abteilung für Internationale Katastrophen und Krisen beim Österreichischen Roten Kreuz.

Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, nannte Äthiopien als alarmierendes Beispiel. „Unsere langjährigen Projektpartner vor Ort schicken uns wöchentlich erschreckende Bilder.“ In vielen Regionen herrsche extreme Dürre, auf den lokalen Märkten gebe es oftmals fast nichts mehr zu kaufen. „Die Lagerbestände wichtiger Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Mehl, sind aufgebraucht.“ Der Großteil der Kinder sei lebensbedrohlich unterernährt, berichtete Heiserer. Zuletzt brachte ein von Jugend Eine Welt finanzierter Hilfstransport eine neue Lieferung an Mehl in die Krisenregion Tigray.

Viele komplexe und langdauernde Krisen

„Durch das Ausbleiben von Regenzeiten ist es Bauern nicht möglich, ihr Vieh am Leben zu halten, und aufgrund steigender Lebensmittelpreise müssen Menschen ihre Heimat verlassen, um zu überleben.“ „Es herrscht Hungersnot“, brachte es Hechenberger auf den Punkt.

Wegen der Komplexität und der langen Dauer der Krisen werde es zunehmend schwieriger, Hilfe zu leisten, betonte das Rote Kreuz. Reisinger appellierte an die Regierung, „den Beschluss der Strategie der Humanitären Hilfe der Republik Österreich sowie das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2022-2024 umzusetzen“. Ähnliche Forderungen nach Sicherung der langfristigen Hilfe stellten etwa auch die Concordia Sozialprojekte, die Volkshilfe und World Vision Österreich.

Dürre und Überflutungen

In Afghanistan sei die Existenz von Millionen Menschen durch den jahrzehntelangen Konflikt, extreme wirtschaftliche Not, ein angeschlagenes Gesundheitssystem und eine der schlimmsten Dürreperioden seit Jahrzehnten bedroht. „Mehr als die Hälfte der Menschen leidet an Hunger, und ein verheerendes Erdbeben im Juni verschärft die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage des Landes noch weiter“, so das Rote Kreuz.

In Bangladesch wurden im Mai und Juni mehr als 6,9 Millionen Menschen von schweren Regenfällen und Überflutungen getroffen, 254.000 Hektar Ackerland, darunter einen Großteil der Reisernte in der Region, beschädigt. „Menschen sind gezwungen, zu fliehen, versuchen in anderen Regionen oder den Nachbarländern ein neues Leben aufzubauen, und sind dringend auf unsere Unterstützung angewiesen“, berichtete Reisinger.