Fahnen auf dem Campus der Religionen in der Wiener Seestadt
Kathbild.at/Franz Josef Rupprecht
Kathbild.at/Franz Josef Rupprecht
Wien

„Campus der Religionen“: Scharfe Kritik an Vandalismusakt

Mit Betroffenheit und zugleich scharfer Kritik an jeder Form von Antisemitismus haben sich die Vertreter der acht am Wiener Projekt „Campus der Religionen“ beteiligten Religionsgemeinschaften zum jüngsten Vandalismusakt geäußert.

Am Wochenende hatten drei Burschen eine Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft auf dem Gelände in der Seestadt Aspern heruntergerissen und dies in einem TikTok-Video kommuniziert. Ermittlungen gegen die drei unbekannten Täter wurden aufgenommen. „Wenn eine Religion unter uns angegriffen wird, sind alle angegriffen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme vom Dienstag auf der Website des „Campus der Religionen“ zu dem Vorfall.

Man verurteile zudem „jede Form von Antisemitismus – in Wort oder symbolisch gesetzter Tat“, trete füreinander ein und lasse sich „durch solche Herabwürdigung einer religiösen Tradition nicht auseinanderdividieren“. Man setze jedoch weiterhin auf Gespräche mit den Verantwortlichen und wolle so zeigen, „dass wir jederzeit für eine Aussprache offen sind und bereit sind, ihnen die Hand zu reichen“, heißt es in der Stellungnahme.

„Wir halten zusammen“

„Geschockt, entsetzt und bestürzt“ reagierte der Baudirektor der Erzdiözese Wien und Vorsitzende des Vereins „Campus der Religionen“, Harald Gnilsen auf den Vorfall in der Seestadt. „Alle Religionsgemeinschaften verurteilen diese Aktion aufs Schärfste“, so Gnilsen auf „Kurier“-Anfrage. „Wir entwickeln hier ein Friedensprojekt, da bestürzt uns dieser Übergriff.“

SeestadtIllustration Campus der Religionen – Wettbewerb 2020 Siegerprojekt Burtscher-Durig Perspektive
Burtscher-Durig ZT GmbH, Renderings: ZoomVP.at
Der „Campus der Religionen“ mitten im Stadtentwicklungsgebiet Aspern soll die verschiedenen Religionsgemeinschaften repräsentieren.

Die Entwicklung des Projektes in der Seestadt sei bisher sehr bereichernd, vor allem durch die Vielfalt der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Eines sei sicher: „Wir halten zusammen. Wir spüren auch, dass wir unterschiedlichen Religionsgemeinschaften durch dieses Projekt schon sehr zusammengewachsen sind. Wir lassen uns nicht kleinkriegen.“

„Nicht tolerierbar“

Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meldete sich daraufhin via Twitter zu Wort und unterstrich: „Der Vandalismusakt ist nicht tolerierbar." Die ÖVP meldete sich am Dienstag via OTS ebenfalls zu Wort: In Wien darf es keinen Platz für Antisemitismus geben. Dieser antisemitische Vandalenakt ist auf das Schärfste zu verurteilen“, so Gemeinderätin Caroline Hungerländer angesichts der Vorfälle.

Das „Social Media Team“ der Polizei Wien ist selbst auf das Video in den sozialen Netzwerken gestoßen. Daraufhin wurde die zuständige Polizeiinspektion informiert und Ermittlungen gegen drei unbekannte Täter wegen des Verdachts der Herabwürdigung religiöser Lehren laut § 188 StGB und Sachbeschädigung eingeleitet.

Muslimevertreter versichern Solidarität

Die Initiative Muslimischer Österreicher/innen (IMÖ) reagierte ebenfalls auf den Vorfall. „Als österreichische Musliminnen und Muslime verurteilen wir aufs Schärfste das Herunterreißen der Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und versichern der IKG unsere vollste Solidarität gegen diesen skandalösen Vandalenakt“, so die Initiative via Aussendung von Obmann Tarafa Baghajati.

Die Tatsache, „dass die Täter junge Leute waren, die noch dazu ihre ‚Aktion‘ auf TikTok publik machten“, zeige einmal mehr, wie wichtig Aufklärung und Bewusstseinsbildung für Jugendliche seien. „Als Musliminnen und Muslime ist es unser Anliegen, nicht nur gegen Islamfeindlichkeit aufzutreten, sondern gegen jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung“, so die IMÖ.

Nicht der erste Vorfall

Ähnliche Vorfälle ereigneten sich schon mehrmals, so wurden etwa im Mai 2018 in einem offenbar antisemitisch motivierten Vandalenakt die jüdische Fahne und der Fahnenmast zerstört – mehr dazu in Antisemitischer Akt am „Campus der Religionen“.

Der „Campus der Religionen“ mitten im Stadtentwicklungsgebiet Aspern soll die verschiedenen Religionsgemeinschaften repräsentieren. Beteiligt an diesem Projekt sind die katholische, evangelische, orthodoxe und altkatholische Kirche sowie die Israelitische Kultusgemeinde, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Buddhistische Religionsgemeinschaft sowie die Gemeinde der Sikhs.

IGGÖ: Auch Moscheen betroffen

Mit einem Appell, Vandalismusakt und Angriffe auf Gotteshäuser ernst zu nehmen, meldete sich am Dienstag die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) zu Wort. In den vergangenen Wochen sei es vermehrt zu Angriffen auch auf Moscheen in Form von Vandalismus, Sachbeschädigung und Droh- bzw. Hassbotschaften gekommen – „mit zutiefst rassistischen, verhetzenden und zum Teil auch die nationalsozialistischen Verbrechen verherrlichenden Inhalten“, teilte die IGGÖ mit – mehr dazu in Glaubensgemeinschaft beklagt Vandalenakte an Moscheen.