16 der Kandidaten haben das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet und wären damit bei einem künftigen Konklave zur Papst-Wahl berechtigt. Unter den neuen Kardinälen sind die Leiter der vatikanischen Klerus- und der Liturgiebehörde, Lazarus You Heung-sik (70) und Arthur Roche (72), sowie der Regierungschef des Vatikanstaats, Erzbischof Fernando Vergez Alzaga (77). Auch die Erzbischöfe von Marseille (Frankreich), Jean-Marc Noël Aveline (63), von Ekwulobia (Nigeria), Peter Okpaleke (59), und von Manaus (Brasilien), Leonardo Steiner (71), erhalten den Kardinalshut.
Als weitere Kardinäle will der Papst ernennen: Erzbischof Filipe Neri Ferrao (69) von Goa und Damao (Indien), Bischof Robert McElroy (68) von San Diego (USA), Erzbischof Virgilio Do Carmo Da Silva (54) von Dili (Osttimor). Außerdem die Bischöfe Oscar Cantoni (71) von Como (Italien), Anthony Poola (60) von Hyderabad (Indien), Paulo Cezar Costa (55) von Brasilia, Richard Kuuia Baawobr (63) von Wa (Ghana), William Goh Seng Chye (65) von Singapur, Adalberto Martinez Flores (71) von Asuncion (Paraguay) und Giorgio Marengo (48), Apostolischer Präfekt in Ulaanbaatar (Mongolei).
Verzicht wegen Missbrauchsvorwürfen
Zudem ehrt Franziskus zwei emeritierte, bereits über 80-jährige Erzbischöfe mit dem Kardinalshut: Jorge Enrique Jimenez Carvajal (80) von Cartagena in Kolumbien sowie Arrigo Miglio (80) von Cagliari auf Sardinien. Schließlich erhalten auch der italienische Theologe und Jesuit Gianfranco Ghirlanda (80) sowie Fortunato Frezza (80), Priester am Petersdom, die Kardinalswürde.
Der im Mai von Papst Franziskus zunächst ebenfalls als künftiger Kardinal benannte belgische Bischof Luc Van Looy (80) hat hingegen auf seine Kardinalserhebung verzichtet. Im Hintergrund stehen Vorwürfe über den Umgang des früheren Bischofs von Gent mit Missbrauchsfällen in seiner Diözese.
Zahl der Papst-Wähler steigt auf 116
Mit den nunmehrigen Kardinalserhebungen steigt die Zahl der Papst-Wähler am Samstag von 116 auf (kurzfristig) 132, die Gesamtzahl der Kardinäle von 207 auf 227. Doch schon am 3. September erreicht Kardinal Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador die Altersgrenze von 80 Jahren und verliert damit sein Stimmrecht im Konklave.

Nach dem 3. September sind dann 82 Wähler von Papst Franziskus ernannt (62,6 Prozent), 38 von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) und noch elf – unter ihnen auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn – von Johannes Paul II. (1978–2005) Für eine gültige Papstwahl ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich; das wären derzeit 88 Stimmen. Künftig 27 Papstwähler gehören einem Orden oder einer geistlichen Gemeinschaft an; also mehr als jeder Fünfte.
Von den 16 ab 27. August zu einer etwaigen Konklaveteilnahme berechtigten neuen Kardinäle stammen sechs aus Asien und vier aus Europa. Drei Kardinalbiretts gehen dieses Mal drei nach Lateinamerika, eines nach Nordamerika; Westafrika wird zweimal bedacht.
Trend „weg von Europa“
Schon seit Pius XII. (1939–1958) ist das Kardinalskollegium konsequent immer internationaler geworden. Unter Papst Franziskus ist der Trend „weg von Europa“ besonders augenfällig. Die früher quasi naturgesetzliche absolute Mehrheit der Europäer bei der Papst-Wahl ist schon länger gekippt; die von Europäern plus Nordamerikanern fällt spätestens im ersten Halbjahr 2023, wenn fünf europäische Wähler ausscheiden. Bis September 2023 überschreiten allein sieben Kardinäle aus Italien die Altersgrenze von 80 Jahren.
Das Konsistorium, bei der die neuen Kardinäle ernannt werden, ist das neunte unter Papst Franziskus als Kirchenoberhaupt. Am 29. und 30. August ist ein Treffen aller Kardinäle geplant, bei dem über die im März veröffentlichte Kurienkonstitution „Praedicate evangelium“ (Verkündet das Evangelium) beraten wird. Der päpstliche Erlass dient der Reform der vatikanischen Verwaltungsstrukturen, der Kurie.