Großbritannien

Gottesdienst-Details zum Queen-Begräbnis

Die Begräbnisliturgie für Queen Elizabeth II. am Montag soll ein Bild für den Weg des Lebens, der mit dem Tod nicht endet, darstellen. Das Oberhaupt der Church of England (Anglikanische Kirche) war am 8. September 96-jährig gestorben.

Laut dem Wiener Liturgiewissenschaftler Daniel Seper handelt es sich bei der Zeremonie um einen „Gottesdienst, der aus mehreren einzelnen Elementen besteht, die auch unterschiedlichen Orten stattfinden, unterbrochen bzw. verbunden durch Prozessionen“ und Umzüge durch ganz London, mit dem Gottesdienst in der Westminster Abbey als Höhepunkt.

Die sich über mehrere Tage erstreckenden Trauerakte seien ein „Bild für Weg des Lebens, der mit dem Tod nicht endet, sondern der – so der christliche Glaube – weitergeht“, so Seper im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress am Montag. Im Fall des Begräbnisses der verstorbenen Königin sei dieser letzte Weg „natürlich etwas länger“.

Westminster Abbey besondere Bedeutung für Queen

Warum sich Elizabeth II. für einen Gottesdienst in der Westminster Abbey entschied – anders als etwa beim Gedenkgottesdienst für Prinz Philip in Windsor -, begründete Seper mit der besonderen Bedeutung der Kirche im Herzen Londons nicht nur für das englische Königshaus und die Kirche von England im Allgemeinen, sondern auch für die verstorbene Königin persönlich: Hier heiratete sie im November 1947 ihren Ehemann Prinz Philipp von Griechenland und Dänemark und wurde 1953 zur Königin gekrönt.

Der Sarg von Queen Elizabeth mit Wachen
APA/AP/Yui Mok
Queen Elizabeth wird am Montag beerdigt

„Im Tod sind alle gleich“

Grundsätzlich gelte in der anglikanischen Kirche wie auch in den anderen christlichen Konfessionen: „Im Tod sind alle Menschen gleich. Da gibt es keinen Unterschied, ob jemand König oder einfacher Bürger von England ist.“ Unterschiede im Ablauf der Begräbnisfeierlichkeiten ergeben sich laut dem Experten dadurch, dass es sich hier um einen Staatsakt handelt – vergleichbar mit jenen nach dem Tod von Premierminister Winston Churchill oder König George VI., dem Vater von Elizabeth II.

Die Begräbnisse von Prinz Philip, ihrem Gemahl, im Jahr 2021 oder der „Queen Mum“ Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon 2002 folgten einem anderen Zeremoniell. Der Gottesdienst am Montag unterscheide sich vor allem durch die militärischen Zeremonien, die ihn umrahmen, und in der besonders feierlichen Ausgestaltung, erläuterte Seper.

Predigt von Erzbischof Welby

Der vom Dekan von Westminster Abbey, David Hoyle, geleitete Trauergottesdienst in der Westminster Abbey beginnt mit dem Einzug in die Kirche – eine Prozession des Sarges mit den Hinterbliebenen und den zelebrierenden Geistlichen dahinter, begleitet von Musik, Gesängen mit Schriftstellen aus der Bibel. In den Gebeten am Beginn wird um Vergebung gebeten – im Bewusstsein, dass Menschen nicht perfekt sind, Fehler und Sünden begehen.

„Wie eben auch die Verstorbene“, sagte Seper. Neben Liedern und Gesängen aus der Heiligen Schrift sind im eigentlichen Wortgottesdienst auch Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament vorgesehen. Danach die Predigt, in der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, das Gehörte für heute interpretiert. Es folgen Gebete für die Verstorbene, anschließend das Vaterunser.

Rituelle Gebete und Schweigeminute

Der Zelebrant geht dann zum Sarg der Verstorbenen, wo er ein Gebet spricht, mit dem er Elizabeth Gott anempfiehlt und sie ihm anvertraut. Der Gottesdienst schließt mit einem Segen und endet mit einer Zeit der Stille, einer Schweigeminute, die neben den rituellen Gebeten des christlichen Gottesdienstes auch Platz und Zeit für das persönliche Gebet für die Königin bietet.

Bei jedem Begräbnis, sei es nun in der Kirche von England oder in der katholischen Kirche, gibt es laut Liturgiewissenschaftler ähnliche Elemente. Etwa Dank für das Leben und die Verdienste der Verstorbenen, gemeinschaftliches Anempfehlen der Verstorbenen an Gott, Trost und Beistand für die Hinterbliebenen und Trauernden. „Alle christlichen Konfessionen verbindet die christliche Hoffnung auf Auferstehung, dass der Tod nicht das Ende, sondern Anfang eines neuen Lebens ist“, sagte Seper.

Bestattung in Familiengruft

Die eigentliche Bestattung, also die Übergabe des Leichnams in die Familiengruft, bildet den letzten Teil des Staatsbegräbnisses von Elizabeth. Sie findet am Abend im Familienkreis in einer Kapelle auf Schloss Windsor statt, wo die Verstorbene ihre letzte Ruhe neben ihrem Vater und zusammen mit ihrem verstorbenen Gatten Philip findet. Diese beiden zentralen Orte – Westminster Abbey und Schloss Windsor – hatte Elizabeth II. selbst festgelegt.

Monarchen als „Verteidiger des Glaubens“

Der oberste anglikanische Geistliche, der Dekan von Westminster, wird direkt vom Monarchen berufen. Das entspreche einer Besonderheit der anglikanischen Church of England, so Seper: Oberhaupt ist nicht ein Geistlicher, wie in der katholischen Kirche der Papst, sondern seit Heinrich VIII. der jeweils regierende Monarch, bis vor Kurzem Elizabeth II beziehnungsweise jetzt Charles III. De facto wird die Kirche allerdings vom Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, geleitet.

Die verstorbene Queen habe allerdings immer wieder darüber gesprochen, wie wichtig ihr der Glaube sei, der ihr Kraft in ihrem Leben und Orientierung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben schenke. Elizabeth II. habe sicherlich versucht, ihre Aufgaben als Königin auch als Christin zu erfüllen, merkte Seper an.

Den Ehrentitel seit Heinrich VIII. „Verteidiger des Glaubens“ will der neue König Charles III. dem Vernehmen nach so mit Leben füllen, dass er sich als Verteidiger des Glaubens an sich versteht. Es geht ihm also nicht mehr einfach um eine bestimmte Konfession, sondern vielmehr um den Einsatz für Religionen und den Glauben an sich.

Parallele zum Habsburger-Ritus

Liturgiewissenschaftler Seper machte auf eine Besonderheit der Zeremonie aufmerksam: Ein Element des Gottesdienstes sei die Verlesung aller Titel und Ehrungen der Queen: „Elizabeth die Zweite, von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Königreiche und Territorien, Verteidigerin des Glaubens usw“.

Das erinnere ein wenig an die Bestattung der Habsburger in Österreich: Bei der Wiener Kapuzinerkirche – der Bestattungskirche des Adelsgeschlechts – gibt es ein dreifaches Anklopf-Zeremoniell, begleitet vom rituellen Verweigern des Einlasses. Auf die Frage „Wer begehrt Einlass?“ werden zunächst auch alle Titel, die der Verstorbene getragen hat, aufgezählt. Woraufhin der Eintritt verweigert wird.

Erst als der Herold ein drittes Mal anklopft und auf die Frage nur mehr mit dem Vornamen des Verstorbenen antwortet und hinzufügt „ein sterblicher und sündiger Mensch“, wird das Tor zur Kapuzinergruft geöffnet.