Sophienkathedrale in Kiew in der Ukraine
APA/AFP/Pierre Guillard
APA/AFP/Pierre Guillard
Ukraine

Zerstörung droht: Kiewer Kathedrale wird digitalisiert

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch Europas Dombaumeister. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Kiewer Sophienkathedrale soll im 3D-Format digitalisiert werden, kündigte der Vorsitzende der Europäischen Dombaumeister, Wiens Dombaumeister Wolfgang Zehetner, an.

Die Kiewer Dombaumeisterin habe dies auch mit Blick auf eine mögliche Zerstörung des Gotteshauses durch Kriegsbeschuss entschieden. Eine Digitalvorlage würde im Zweifelsfall eine Rekonstruktion „sehr erleichtern“, sagte er am Dienstag bei einer Tagung der Vereinigung der Dombaumeister im deutschen Greifswald.

Bis zum kommenden Samstag befassen sich rund 100 Expertinnen und Experten mit dem Erhalt von herausragenden Sakralbauten. Die Sophienkathedrale in der ukrainischen Hauptstadt gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur.

Notre Dame nicht digitalisiert

„In Notre Dame wäre man froh gewesen, wenn man eine solche digitale Erfassung gehabt hätte“, sagte Zehetner unter Verweis auf die Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale vor drei Jahren. Zudem sei ein digitales Monitoring auch für den täglichen Bedarf nötig, um eventuelle Verschiebungen im Fundament feststellen zu können.

Hinweis

Podcast zum Thema „Krieg und Frieden“.

Bei dem Treffen der Dombaumeister geht es laut Zehetner grundsätzlich um die „immer wiederkehrende Herausforderung“, die historisch und architektonisch wertvolle Bausubstanz zu erhalten und eine heutige Nutzung der Gotteshäuser zu ermöglichen. Das reiche vom Einbau einer Lautsprecheranlage bis zu Forderungen nach Barrierefreiheit.

Umweltprobleme bleiben Thema

Zwar sei der „saure Regen“ heute kein Thema mehr, wenn es um Umweltschäden an historischem Mauerwerk geht, so Zehetner. „Die Umweltmaßnahmen haben gegriffen.“ Dafür gebe es inzwischen andere Probleme wie etwa Algen- und Grünbelag an den Außenflächen.

Der Europäische Dombaumeisterverein geht auf ein Treffen von elf Dombau- und Bauhüttenmeistern im Jahr 1975 zurück. In der Folge tagten die Experten jedes Jahr. 1998 wurde der Verein offiziell gegründet. Heute gehören 150 Mitglieder aus ganz Europa der überkonfessionellen und unabhängigen Organisation an.