Ein Davidstern aus Metall auf einem Geländer
APA/AFP/Ronny Hartmann
APA/AFP/Karim Sahib
Judentum

Reinigung von Sünden zu Jom Kippur

Dienstagabend beginnt der jüdische Versöhnungstag Jom Kippur. Es ist der höchste jüdische Feiertag, an dem Gläubige die Reinigung von Sünden erbitten. Der Feiertag steht in einer Reihe von Festtagen im Herbst, die mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana begonnen haben.

Nach jüdischer Vorstellung trägt Gott zu Rosch ha-Schana sein Urteil über die Geschöpfe in das „Sefer ha-Chajim“ (Buch des Lebens) ein, doch erst am Jom Kippur wird das göttliche Urteil besiegelt. Durch tätige Reue, Umkehr („Tschuva“) und gute Taten in den zehn Tagen zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur können die Gläubigen ein schlechtes Urteil noch zum Guten wenden. Zu Rosch ha-Schana und in den zehn Tagen bis Jom Kippur wünscht man sich daher „Chatima tova“ (idiomatisch: gute Eintragung in das Buch des Lebens).

„Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn", heißt es unter anderem im dritten der fünf Bücher Mose (Lev 16,29–30).

Vier Männer blasen in lange Schofarhörner
APA/AFP/Karim Sahib
Der Klang des Schofarhorns soll Jüdinnen und Juden an zentrale Glaubensinhalte erinnern

Jom Kippur beginnt am 9. Tischri, dem „Erev Jom Kippur“ (Abend des Versöhnungstags), kurz vor Sonnenuntergang und endet am darauffolgenden Tag kurz nach Sonnenuntergang mit dem Blasen des Schofarhorns. Das Schofarhorn ist ein Widderhorn, dessen Klang Jüdinnen und Juden an zentrale Glaubensinhalte erinnern soll.

Reinigung von Körper und Seele

Das etwa 25 Stunden dauernde Fasten ist zu Jom Kippur allumfassend und bedeutet für diejenigen, welche die religiöse Tradition befolgen, in dieser Zeit weder zu essen noch zu trinken. Verboten sind auch Sex, Autofahren, Baden und Schminken – nichts soll den Prozess der seelischen Katharsis stören, nicht einmal der Genuss von Leitungswasser. Auch von vielen nicht strengreligiösen Jüdinnen und Juden wird Jom Kippur eingehalten.

Den Tag selbst verbringen viele Gläubige fast zur Gänze in der Synagoge. Schon am Vorabend wird im Gottesdienst das „Kol Nidrej“ gesprochen, ein Gebet, das Gelübde, die ein Mensch sich selbst aufgebürdet hat, aufhebt. Auch zu Jom Kippur selbst gibt es zahlreiche Zusätze zur üblichen Liturgie. So werden beim Morgengebet die „Slichot“ (wörtlich: Entschuldigungen) gesprochen, Litaneien, in denen die Gemeinde kollektiv ihre Sünden bekennt und Gott um Vergebung bittet.

Gottes Urteil besiegelt

Nach talmudischer Tradition wird zu Jom Kippur das Urteil über den Menschen, das am Neujahrsfest, dem Tag des Gerichts, gefällt wurde, besiegelt und bekommt damit Gültigkeit. Nach jüdischer Vorstellung trägt Gott zu Rosch ha-Schana sein Urteil über die Geschöpfe in das „Sefer ha-Chajim“ (Buch des Lebens) ein, zu Jom Kippur wird das göttliche Urteil besiegelt.

Durch tätige Reue, Umkehr („Tschuva“) und gute Taten in den zehn Tagen zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur können die Gläubigen ein schlechtes Urteil noch zum Guten wenden. Fünf Tage nach dem Versöhnungsfest begehen Jüdinnen und Juden das siebentägige Laubhüttenfest Sukkot.