Angriff

Steinwurf auf Synagoge sorgt für Empörung

Nach der Beschädigung eines Fensters einer Synagoge in Hannover am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur am Mittwoch dauern die Ermittlungen der Polizei an. Politiker und Kirchenverbände haben den Angriff auf die Synagoge vehement verurteilt.

„Ich verurteile ihn aufs Schärfste“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Die jüdische Gemeinde in Deutschland sei schockiert. „Mut geben uns die vielen Solidaritätsbekundungen aus der Zivilgesellschaft und der staatlichen Institutionen.“

Nach bisherigen Ermittlungserkenntnissen wurde am Mittwochabend eine Scheibe einer Synagoge in Hannover eingeworfen. In dem Gebäude beteten zu der Zeit rund 150 Menschen und feierten den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Der Staatsschutz ermittelt. Bisher sind keine Angaben zu möglichen Tätern, einem Motiv oder dem Tathergang bekannt. „Wir ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen“, sagte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstagvormittag.

Angriff am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur

Das Klirren des kaputten Glases sei für alle Besucher zu hören gewesen, hieß es in einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Wir waren alle auf das Gebet konzentriert, irgendwann gegen 19.00 Uhr haben wir einen Knall gehört“, berichtete Arkadij Litvan, Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hannover. Nach der Alarmierung der Polizei hätten die Gläubigen ihr Gebet fortgesetzt.

Michael Fürst, der Vorsitzende der Gemeinde, sagte der Zeitung: „Der Täter muss auf das Gelände der Synagoge gelangt sein. Ich bin zutiefst schockiert.“ „Der Anschlag auf die Synagoge in Hannover gestern Abend entsetzt und beschämt mich zutiefst“, sagte der Landesbischof der evangelischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister. Dass Jüdinnen und Juden bei der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden, sei unerträglich.

Kein Platz für Antisemitismus

„In Niedersachsen ist kein Platz für Antisemitismus, wir stehen fest an der Seite unserer jüdischen Bürgerinnen und Bürger“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Ähnlich äußerten sich auch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen sowie muslimische Vertreter.

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, twitterte, wer einen Stein werfe, zögere „auch nicht, eine Kugel abzufeuern“. Er erinnerte an den Angriff auf eine voll besetzte Synagoge in Halle (Saale) vor drei Jahren zu Jom Kippur. „Juden müssen sich in Deutschland sicher fühlen, besonders in ihren Gotteshäusern“, verlangte Prosor und schrieb: „Ich bin sicher, die Behörden werden die Täter schnell festnehmen.“

Bedrohung der freien Religionsausübung

Es sei unerträglich und nicht hinnehmbar „dass unsere jüdischen Schwestern und Brüder im Ausüben ihres Glaubens an ihrem heiligen Ort bedroht werden“, sagte der Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover, Christian Wirz.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte: „Jede Form der Gewalt gegen jüdisches Leben ist ein Anschlag auf unsere freiheitliche, offene und solidarische Gesellschaft in Niedersachsen.“

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) twitterte, er sei entsetzt, wütend und traurig. „Hannover steht an der Seite unserer jüdischen Mitmenschen.“ Auch zahlreiche Landtags-Bundestagsabgeordnete aller Parteien äußerten sich ähnlich.