Menschen geschminkt und verkleidet als „Las Catrinas“. Mexico City, 2022.
AFP/Claudio Cruz
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Feiertag

Dia de Muertos: Der Tod mag es bunt

Der Dia de Muertos wird rund um Allerheiligen und Allerseelen begangen. Wie in katholisch geprägten Gegenden der Welt wird an diesen Tagen auch in Mexiko der Toten gedacht – allerdings bunt und fröhlich. Spätestens seit seinem Einzug in Hollywood ist der Tag der Toten zu einem weit verbreiteten kulturellen Phänomen geworden.

In Wien gab der Tod in Wolfgang Ambros’ Lied „Es lebe der Zentralfriedhof“ zum 100-jährigen Bestehen desselben ein Fest. „Dort hinten bei der Marmorgruft, dort stengan zwa Skelette, die stessen mit zwa Urnen z’samm und saufen um die Wette“, sang der Austropop-Musiker 1974. Dem ein oder der anderen mag das hierzulande makaber erschienen sein.

In Mexiko aber gehören tanzende, bunte Totenschädel (Calaveras) und Skelette (Calacas) wie selbstverständlich zum Tag der Toten dazu. Überhaupt wird der Tod dort als wichtiger Bestandteil des Lebens gesehen. So ist auch der Dia de Muertos keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren von verstorbenen Familienmitgliedern, Freunden und Freundinnen.

Mexiko feiert den Tag der Toten

Tausende Menschen haben sich auf den Straßen von Mexiko-Stadt versammelt, um die farbenfrohe Parade anlässlich des Tages der Toten zu sehen. Der Dia de Muertos wird rund um Allerheiligen und Allerseelen begangen. In Mexiko gedenkt man den Toten dabei auf bunte und fröhliche Art und Weise. Die Parade ist dem Umzug im James-Bond-Film „Spectre“ von 2015 nachempfunden und findet jährlich im Vorfeld des Feiertags statt.

Besuch aus dem Jenseits

Dem Glauben zufolge kommen am Dia de Muertos Angehörige aus dem Jenseits zu Besuch. Zu diesem Anlass werden in den Häusern, Wohnungen und auf Friedhöfen Totenaltäre aufgestellt. Sie werden mit Kerzen, Familienfotos und religiösen Zeichen geschmückt. Die Altäre bilden das Herzstück der Feierlichkeiten und sollen die Verstorbenen im Diesseits willkommen heißen.

Skelette in Mexico City, 2001.
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In Mexiko gehören tanzende, bunte Totenschädel und Skelette zum Tag der Toten dazu

Die Geister, so heißt es, sollen Wohlstand und Gesundheit bringen. Familien veranstalten auch Picknicks auf den Gräbern ihrer Vorfahren. Für die Kinder gibt es Totenschädel aus Zuckerguss oder Pan de Muerte. Das Brot der Toten und Lieblingsspeisen der Verstorbenen werden für die Wandelnden zur Stärkung nach dem Weg ins Diesseits zubereitet.

Der Dia de Muertos als Weltkulturerbe

Die Rituale um den Dia de Muertos finden ihren Ursprung in der Vermischung von katholischen Ritualen, die von den Spaniern nach Mexiko gebracht wurden, und dem Gedenken am Tag der Toten, den die Ureinwohner und Ureinwohnerinnen schon seit vorspanischen Zeiten gefeiert haben, wie es auf der Website der UNESCO heißt.

Frauen legen Cempasuchil-Blumen auf ein Grab. Am Friedhof von San Cristóbal de las Casas in Chiapas (Mexiko, 2019).
AFP/Agustin Paullier
Frauen legen Cempasuchil-Blumen auf ein Grab. Friedhof von San Cristobal de las Casas in Chiapas (Mexiko, 2019).

Die Rituale, die vor mehreren Tausend Jahren in den Kulturen der Azteken, Tolteken, der Nahua und anderer Indigener entstanden, nahm die Organisation 2008 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes auf.

Sendungshinweis

„Lebendiges Totengedenken in Mexiko“, im Ö1-Religionsmagazin Praxis, Mittwoch, 2.11.2022, 16.05 Uhr.

Zu diesen Bräuchen gehört etwa auch das Streuen von Cempasuchil-Blütenblättern. Entlang des Weges, der vom Haus zum Friedhof führt, sollen die traditionelle Blume des Feiertags, Kerzen und Opfergaben die Rückkehr der Seelen auf die Erde erleichtern.

Faszination für den bunten Tod weltweit

Seinen Ursprung hat der Dia de Muertos zwar in Mexiko, wo er nach wie vor traditionell begangen wird. Mittlerweile wird er aber in ganz Lateinamerika und auch in anderen Ländern gefeiert. Sich selbst als Skelett zu verkleiden und Kostüme und buntes Make-up im Stil der Catrina zu tragen ist allerorts beliebte Praxis geworden.

Eine Frau verkleidet als „La Catrina“ auf der „Dia de Muertos“ Parade in  Fort Lauderdale (Florida), November 2021.
AFP/Giorgio Viera
Eine Frau verkleidet als La Catrina auf der Dia-de-Muertos-Parade in Fort Lauderdale (Florida, 2021)

Laut „National Geographic“ ist die Calavera Catrina, der elegante Schädel, das allgegenwärtige Symbol des Dia de Muertos. Die Catrina geht auf den mexikanischen Karikaturisten und Kupferstecher Jose Guadalupe Posada zurück. Der Tod in Frauengestalt mit großem Hut sei vor allem durch Diego Riveras Wandgemälde „Dream of a Sunday Afternoon in Alameda Park“ bekannt geworden, so „National Geographic“.

Santa Muerte

Ebenso bekannt wie die Catrina ist Santa Muerte, der „Heilige Tod“ in Frauengestalt. Sie wird als Skelett dargestellt, das Kutten oder Frauenkleidung trägt und eine Sense in der Hand hält. Sie wird von Anhängern und Anhängerinnen um Glück, Geld und Liebe gebeten.

Ein Anhänger von Santa Muerte hält eine Figur der Heiligen des Todes in den Händen.  In Tepito, einer der gefährlichsten Gegenden von Mexico City. 2012.
AFP/Yuri Cortez
Ein Anhänger von Santa Muerte trägt zum Fest 2012 eine Figur der Heiligen über den Markt von Tepito, eine der gefährlichsten Gegenden von Mexico City

In Mexiko gilt die Schutzheilige als Patronin der Kriminellen, Drogenhändler und auch der Mörder. Die größte Anhängerschaft findet sich in der mexikanischen Hauptstadt in den Problemvierteln Tepito und Ecatepec, wo die Kriminalitätsrate besonders hoch ist.

Parade nach James-Bond-Vorbild

Nicht nur geografisch hat sich der Dia de Muertos ausgebreitet. Er ist mittlerweile auch in der Populärkultur angekommen, die wiederum das Stadtbild von Mexico City geprägt hat. Im Jahr 2016 wurde dort eine neue Tradition nach Filmvorbild geschaffen: Die Parade ist dem Umzug im James-Bond-Film „Spectre“ von 2015 nachempfunden und findet nun jährlich im Vorfeld des Feiertags statt.

Die erste große, von einem James-Bond-Film inspirierte, Parade zum Tag der Toten in Mexico City am 29. Oktober 2016
AFP/Maria Calls
Die erste große, von einem James-Bond-Film inspirierte Parade zum Tag der Toten in Mexico City am 29. Oktober 2016

Im Film zieht der britische Geheimagent mit einer Frau durch eine Parade, bei der etwa eine große Skelettmarionette mit Zylinder und Zigarre zu sehen ist. Weil Touristen und Touristinnen in der Hoffnung kommen würden, einen solchen Umzug wie im Film zu sehen, habe ein Karneval zum Tag der Toten erfunden werden müssen, sagte der mexikanische Tourismusminister Enrique de la Madrid vor der Parade im Jahr 2016.

Der bunte Tod im Hause Pixar

2017 hieß man den bunten Tod auch im Hause Pixar willkommen. Pünktlich zum Tag der Toten kam der Animationsfilm „Coco“ in die Kinos. In diesem wird der Tod nicht als großes Aus behandelt.

Verstorbene Familienangehörige, deren Fotos auf den Altären der Familien im Diesseits stehen, können über eine von Cempasuchil-Blütenblättern gesäumte Brücke gehen, um ihre Verwandten im Diesseits zu besuchen.

Der bunte Tod in Wien

Ein Altar de Muertos, auch Ofrenda genannt, kann auch im Weltmuseum in Wien besucht werden. Für den mit Gaben bestückten Totenaltar in der Säulenhalle zeichnet die mexikanische Künstlerin Stephany Daphne Rodriguez Cabanas verantwortlich. Bis zum 8. November 2022 zeigt das Museum rund um den Feiertag einen Veranstaltungsreigen in Zusammenarbeit mit mexikanischen Künstlern und Künstlerinnen.