Kind hält einen Luftballon
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Katholisch

Hilfswerke knüpfen Fördergelder an Missbrauchsprävention

Katholische Hilfswerke in Deutschland fordern wegen Missbrauchsfällen bei Projektpartnern im Ausland nun Schutzkonzepte ein. Wer keines vorweisen kann, soll keine Gelder mehr erhalten. Das Thema beschäftigt auch die Dreikönigsaktion in Österreich.

In der Vergangenheit kam es in mehreren Projekten im Ausland, die von deutschen katholischen Hilfswerken finanziell unterstützt werden, zu Missbrauchsfällen, wie BR24 am Montag berichtet. So war etwa ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Geistlicher, der allerdings aus dem deutschen Bistum Trier entsandt worden war, mehrere Jahre in der Ukraine tätig.

Dort war er in Projekte eingebunden, die das deutsche Osteuropa-Hilfswerk der katholischen Kirche, Renovabis, finanziell unterstützt. Der Sprecher des Hilfswerks, Matthias Dörr, sagte, „wer bis Mai kein eigenes Schutzkonzept vorliegen hat, das auch den Kriterien entspricht, wird nicht mehr gefördert“. Auch das katholische Missionswerk Missio in München habe Schutzkonzepte eingefordert, wie der BR berichtet. Das Hilfswerk habe seine rund 600 Partnerprojekte weltweit kontaktiert. Fristen wurden nicht gesetzt, doch im Zweifelsfall wolle auch Missio Projektpartnern Fördergelder entziehen.

Mit Schutzkonzepten „spät dran“

Im deutschsprachigen Raum sei man bei der Entwicklung solcher Schutzkonzepte grundsätzlich leider „spät dran“, anders als etwa in Großbritannien, sagt Ute Mayrhofer, Kinderschutzbeauftragte der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) im Gespräch mit religion.ORF.at. In Österreich beschäftigt sich die DKA seit einigen Jahren auch mit Kinderschutz in ihren Partnerorganisationen, sagt Mayrhofer. Es gäbe in dem Hilfswerk sogenannte „Child Safeguarding“-Richtlinien, man habe einen starken Fokus auf Prävention gesetzt.

Die Dreikönigsaktion unterstützt jährlich rund 500 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Man unterstütze Bischofskonferenzen sowie kleine zivilgesellschaftliche Bewegungen, sagt Mayrhofer. So unterschiedlich wie die Projekte, so individuell können auch die Zugänge und Strukturen sein, die es brauche, um Missbrauch zu verhindern.

Dreikönigsaktion: Schutzkonzepte in Arbeit

Das Hilfswerk der Katholischen Jungschar habe daher in den vergangenen Jahren in jedem Projektland mit Expertinnen und Experten gemeinsam vor Ort entwickelt, wie individuelle Schutzkonzepte in der jeweiligen Organisation umgesetzt werden können.

Alle Projektpartner befänden sich bereits in einem Prozess zur Entwicklung eines Schutzkonzeptes, manche hätten bereits eines, sagt Mayrhofer. Es gehe dabei auch darum, nicht-sexualisierte Gewalt zu verhindern sowie um die Einhaltung und Durchsetzung von Kinderrechten.

Groer als Anlassfall

Das Thema der sexualisierten Gewalt sowie der Umgang mit Nähe und Grenzen – all das habe bei der Katholischen Jungschar eine „lange Tradition“ und sei etwa ein Bestandteil von Schulungen von Gruppenleitungen, sagt Mayrhofer zu religion.ORF.at. Die Katholische Jungschar, die größte Kinderorganisation in Österreich, hat sich nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Erzbischof von Wien, Kardinal Herman Groer, 1995 sukzessive mit Missbrauchsprävention auseinandergesetzt.

Die Organisation habe sich stark in die Erarbeitung und Etablierung von Kinderschutzmaßnahmen in der römisch-katholischen Kirche eingesetzt, sagt Mayrhofer. In der Dreikönigsaktion selbst wurde 2018 nach einem mehrjährigen Entscheidungsprozess eine Kinderschutzrichtlinie beschlossen. Es sei klar gewesen, sagt die Kinderschutzbeauftragte, dass hier dann auch die Partnerorganisationen eingebunden werden müssen.