Israelitische Kultusgemeinde

Über 380 antisemitische Vorfälle im ersten Halbjahr gemeldet

Im ersten Halbjahr 2022 sind der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien insgesamt 381 antisemitische Vorfälle gemeldet worden. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres (562) ist das ein Rückgang um 32 Prozent.

Dieser Rückgang sei vor allem auf die Abnahme antisemitischer Vorfälle mit Coronavirus-Bezug zurückzuführen, heißt es in einem heute veröffentlichten Bericht. Von einer höheren Dunkelziffer ist auszugehen.

Mit 219 Meldungen handelte es sich bei dem Großteil der Vorfälle um „verletzendes Verhalten“, gefolgt von 82 Massenzuschriften, 61 Meldungen zu Sachbeschädigung, zwölf Bedrohungen und sieben Angriffen. Die meisten Vorfälle wurden im Jänner (91) gemeldet, danach sank die Zahl auf 50 bis 60 Meldungen pro Monat. Im Mai flackerte die Zahl erneut auf (72), was laut dem Bericht auf den palästinensisch-israelischen Konflikt zurückzuführen sei.

66 in Bezug zur CoV-Pandemie

Von den 381 gemeldeten Vorfällen standen 66 in Bezug zur CoV-Pandemie. Bei 96 handelte es sich um Schoah-Relativierung, 123-mal um israelbezogenen Antisemitismus. 56-mal waren antisemitische Verschwörungsmythen Anlass für eine Meldung bei der IKG.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, während einer PK der IKG mit dem Titel „Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle 2021“
APA/Roland Schlager
IKG-Präsident Deutsch, während einer PK der IKG mit dem Titel „Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle 2021“ im Vorjahr

Mehr als die Hälfte von rechter Seite

316 Fälle konnten ideologisch eindeutig zugeordnet werden, so der Bericht. Mehr als die Hälfte (201) der Vorfälle seien von politisch rechter Seite gekommen, 81 von linker, und 34 waren muslimisch motiviert. Vor allem bei Angriffen und Bedrohungen überwiegen muslimisch motivierte Täter, bei Sachbeschädigungen und verletzendem Verhalten hingegen Diskriminierung von rechts.

Der Rückgang der Gesamtzahl gemeldeter Vorfälle sei erfreulich, so IKG-Präsident Oskar Deutsch. „Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber besondere Probleme, denn die Zahl der Bedrohungen und physischen Übergriffe ist weiter auf dem hohen Vorjahresniveau.“