Missbrauch

Elf französische Bischöfe im Visier der Justiz

Etwa ein Jahr nach der Veröffentlichung eines Missbrauchsberichts der römisch-katholischen Kirche in Frankreich befinden sich elf ehemalige und aktuell im Amt befindliche Bischöfe im Visier der staatlichen oder kirchlichen Justiz, wie die Kirche am Montag mitteilte.

Es gehe um „äußerst unterschiedliche Situationen mit Blick auf begangene Taten oder Vorwürfe“, sagte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, am Montag in Lourdes. Details nannte er nicht. Zu den Betroffenen zählt den Angaben zufolge auch der Ex-Bischof von Creteil, Michel Santier, der sexuellen Missbrauch von zwei Männern gestanden hatte.

Der Fall hatte in Frankreich Aufsehen erregt, weil erst kürzlich bekannt geworden war, dass der Vatikan Santier wegen seiner Vergehen stillschweigend sanktioniert hatte. Öffentlich war sein vorzeitiger Rücktritt zunächst mit gesundheitlichen Problemen begründet worden.

330.000 Minderjährige missbraucht

Vor rund einem Jahr hatte eine Untersuchungskommission geschätzt, dass seit 1950 in Frankreich etwa 330.000 Minderjährige von Priestern, Ordensleuten oder Mitarbeitern katholischer Einrichtungen sexuell missbraucht worden waren. Der Bericht hatte Schockwellen in der katholischen Kirche ausgelöst.

Die Bischofskonferenz hatte anschließend einen Fonds für die Entschädigung der Opfer eingerichtet, für den unter anderem Immobilien der Kirche veräußert werden sollten. Anfang des Jahres umfasste er etwa 20 Millionen Euro. Bis Ende September hatten etwa tausend Menschen Ansprüche angemeldet – es waren bis dahin allerdings lediglich 23 Opfer finanziell entschädigt worden. Opferverbände werfen der Kommission vor, zu langsam voranzugehen.