Jubiläum

Weihbischof Krätzl 45 Jahre Bischof

Der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl feiert am 20. November 45 Jahre Bischofsweihe. Am 20. November 1977 wurde Krätzl – gemeinsam mit Florian Kuntner – im Wiener Stephansdom von Kardinal Franz König zum Weihbischof der Erzdiözese Wien geweiht.

Dieser Tag war damals wie auch heuer der Christkönigssonntag. Zum Jubiläum findet am Sonntag, 20. November, um 10.15 Uhr im Stephansdom ein Fest- und Dankgottesdienst statt, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird. Die Festpredigt wird Dechant Josef Grünwidl, ein Mitglied von Krätzls „Priesterkreis“, halten.

Die Wiener Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer wird den Gottesdienst mit jenem Ordinarium gestalten, das auch bei der Liturgie der Bischofsweihe vor 45 Jahren gewählt wurde: Die missa brevis in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Stipendiatin des Institutes „Janineum“ wird für ihren langjährigen Präsidenten das „Ave Maria“ von Bach/Gounod singen.

Weihbischof Helmut Krätzl 2017 zu seinem 40. Bischofsjubiläum
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Weihbischof Krätzl 2017 anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums seiner Bischofsweihe

Krätzls bischöflicher Wahlspruch lautet: „In der Kraft Gottes“. Er entstammt dem Zweiten Timotheus-Brief, in dem Paulus seinen Schüler Timotheus ermutigt, standzuhalten in allen Prüfungen des Lebens und in seiner schweren Aufgabe.

Krätzl dazu: „Als ich gehört habe, dass ich Weihbischof werden soll, was ich mir nicht gewünscht habe und auch ein bisschen mit Angst entgegengesehen habe, da habe ich mir gedacht: Dort steht, dass Gott die Kraft gibt zu dieser Aufgabe des Timotheus. Das passt gut für meine Berufung, ich vertraue und verlasse mich auf die Kraft Gottes. Und diese Kraft Gottes habe ich sehr oft gespürt.“

An der Seite Kardinal Königs

Helmut Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien als Jüngster von vier Geschwistern geboren. Die Matura legte er 1949 am Wasa-Gymnasium ab und studierte infolge bis 1954 an der Universität Wien Theologie. Schon als Kind sei er von der Liturgie fasziniert gewesen, so Krätzl. Sehr früh sei in ihm der Wunsch erwacht, Priester zu werden. 1954 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

Nach zwei Jahren als Kaplan in Baden wurde Krätzl 1956 dem neuen Wiener Erzbischof Franz König als Zeremoniär zugeteilt. Seither war er mit Unterbrechungen in verschiedenen Funktionen immer an der Seite von Kardinal König. 1959 erwarb Krätzl in Wien sein erstes Doktorat in Theologie -1964 erfolgte das Zweite im Fach Kirchenrecht.

Kardinal Franz Koenig (l.) und Kardinal Helmut Kraetzl am Sonntag, 15. September 2002, im Rahmen der Festmesse anlaesslich des Doppeljubilaeums ihrer Bischofsweihen im Wiener Stephansdom.
APA/Roland Schlager
Kardinal Franz Koenig (l.) und Weihbischof Helmut Krätzl 2002 im Rahmen der Festmesse anlässlich des Doppeljubiläums ihrer Bischofsweihen im Wiener Stephansdom

1960 war Krätzl gemeinsam mit Kardinal König in Kroatien auf der Fahrt zum Begräbnis von Kardinal Stepinac in einen schweren Autounfall verwickelt. Die Genesung dauerte rund ein Jahr. Danach wurde er von König zum Spezialstudium für Kirchenrecht nach Rom geschickt. In diese Zeit fiel der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf dabei.

Es folgten von 1964 bis 1969 Jahre als Pfarrer in Laa an der Thaya. An der Wiener Diözesansynode von 1969 bis 1971 war Krätzl zuerst als Pfarrer, später als Kanzleidirektor, maßgeblich beteiligt. Unter anderem wurden auch dort die Grundsätze des Konzils über das Verhältnis zum Judentum in sehr deutlicher Weise für die Erzdiözese Wien angewandt.

Bischofsweihe 1977

1977 wurde Krätzl gemeinsam mit Florian Kuntner über Vorschlag von Kardinal König von Papst Paul VI. zum Weihbischof für Wien ernannt. Von 1981 bis 1985 war er zudem Generalvikar. Nach dem Rücktritt von Kardinal König aus Altersgründen im Jahr 1985 wurde er vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Diese Funktion erlosch 1986 mit der Weihe von Hans Hermann Groer zum neuen Wiener Erzbischof.

Krätzl blieb daraufhin weiter Weihbischof – zuerst unter Kardinal Groer, dann unter seinem Nachfolger Kardinal Christoph Schönborn. Zu seinem 75. Geburtstag reichte Krätzl 2006 dem Kirchenrecht entsprechend seinen Rücktritt ein. Erst zwei Jahre später, am 6. März 2008, nahm Papst Benedikt XVI. diesen an.

Seelsorger und Buchautor

Auch danach blieb der nunmehr emeritierte Weihbischof u.a. als Seelsorger und Buchautor noch viele Jahre sehr aktiv. Inzwischen lebt er altersbedingt zurückgezogen in Wien, nimmt aber am Geschehen in Kirche und Welt nach wie vor regen Anteil.

In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl 20 Jahre für Schulfragen, zudem auch für das Referat für das Gespräch mit den Weltreligionen zuständig. Er war Leiter der Kontaktstelle für Weltreligionen und Mitarbeiter im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die ihm u.a. ein besonderes Anliegen war.

Bildung und Ökumene

Weiters war er in der Bischofskonferenz zuständig für das Österreichische Katholische Bibelwerk, für die Ökumene (gemeinsam mit Kardinal Schönborn), das Seminar für kirchliche Berufe, den Theologischen Fernkurs und das Institut Janineum.

In der Erzdiözese Wien wurde Krätzl 1986 zum Domkapitular von St. Stephan ernannt, er war zudem von 1987 bis 2004 Bischofsvikar für Katholische Erwachsenenbildung und von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2008 Bischofsvikar für die ökumenischen Belange in der Erzdiözese Wien.

Letztes Buch 2016

Krätzl veröffentlichte insgesamt rund 15 Bücher, von denen etwa der 1998 erschienenen Band „Im Sprung gehemmt. Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt“ besondere öffentliche Beachtung fand. Sein letztes Buch „Meine Kirche im Licht der Päpste“ veröffentlichte er 2016.

Dem Wiener Weihbischof wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Auszeichnungen zuteil; so etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1991), das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1992), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996), das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2006), der Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien für das Lebenswerk (2013), die Julius-Raab-Medaille (2012) und der Kardinal-König-Preis (2015).