Diskurs

Buch zum Thema „Denken im Widerstand“ vorgestellt

Angesichts des Erstarkens totalitärer Ideologien und damit auch des Antisemitismus in der westlichen Welt muss Widerstand geleistet und unsere Demokratien verteidigt werden, damit sich der Holocaust nie wiederholen kann.

Das war der Grundtenor einer Buchpräsentation und Podiumsdiskussion zum Buch „Denken im Widerstand. Gegen Fake News und neue Ideologien“ im Wiener Otto-Mauer-Zentrum am Dienstagabend.

Die Veranstaltung des „Forum Zeit und Glaube“ – früher „Katholischer Akademiker/innenverband der Erzdiözese Wien“ – fand im Zuge der Gedenkwoche „Mechaye hametim“ am Vorabend des Gedenktages der Novemberpogrome 1938 am 9. November statt. Hauptredner war der Philosoph und Herausgeber des Buches Anton Grabner-Haider.

Immer noch Antisemitismus

In seinem Vortrag wies Grabner-Haider auf den immer noch vorherrschenden Antisemitismus in Österreich hin, der mit dem Erstarken der neuen Rechten in ganz Europa zunehme. Diese ideologischen Bewegungen würden aus Angst vor dem Fremden andere Kulturen und Religionen ablehnen und ausgrenzen – so auch das Judentum – und ideell gegen die Demokratie vorgehen.

Die Neuen Medien hätten dieses Problem noch einmal verschärft, weshalb Denken im Widerstand gerade so aktuell sei: „Denken im Widerstand heißt, wir alle müssen Widerstand gegen totalitäre Ideologien leisten und den Diskurs auf eine rationale Ebene heben.“

Weitergabe von kritischem Denken

Grabner-Haider forderte daher die Weitergabe von kritischem Denken im Ethik- und Religionsunterricht und in den Medien. Den Journalismus nahm er dabei besonders in die Pflicht: Er kritisierte, dass über andere Kulturen vorwiegend Negatives berichtet werde, nicht aber das, was Europa von diesen Kulturen lernen könne.

So dürfe Europa nicht nur auf die Menschenrechte achten, sondern müsste den Fokus auf Menschenpflichten legen, wie es sie etwa in China, Indien oder der islamischen Welt gebe: „Wir haben in Europa zu viele Gruppen, die nur egozentrisch und für sich leben“, bemerkte der Theologe und Philosoph.

Humor als Überlebensstrategie

Den zweiten Vortrag des Abends hielt Arnold Mettnitzer, Theologe, Psychotherapeut und Autor eines der sieben Beiträge im Buch. Er nutzte seinen Vortrag dazu, Mut zu machen: Die wirksamste Überlebensstrategie in Krisenzeiten ist für ihn der Humor, mit dessen Hilfe man Ausschau halten soll, „was uns miteinander einfallen könnte, um aus der Misere, in der wir stecken, gut herauszukommen.“ Nicht umsonst hätte das Judentum einen so feinen Humor entwickelt.

Buchhinweis

Anton Grabner-Haider (Hg.): Denken im Widerstand. Gegen Fake News und neue Ideologien. plattform Verlag, 190 Seiten, 20 Euro.

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Grabner-Haider und Mettnitzer mit der Präsidentin der Initiative Weltethos, Edith Riether, und Heinz Anderwald, dem Vertreter des Judentums in der Initiative Weltethos. Kernaussage der Diskussion war die Bedeutung des Dialogs für die zukünftige globale Zusammenarbeit.

Im Mittelpunkt des Dialogs solle immer das Gemeinsame stehen, das in der Ethik zu finden sei, wie es schon der Theologe Hans Küng, Gründer der Stiftung Weltethos, forderte. Im Hinblick auf den Gedenk- und Erinnerungstag an die Novemberpogrome luden die Diskutanten zum Denken im Widerstand ein: „Widerstand gegen solche Vorurteile – das ist heute ungemein dringlich. Wir müssen einfach etwas tun“, so Grabner-Haider.