Katholische Bischöfe in Österreich bei einer Messe zum Gedenken an die Novemberpogrome
Kathpress/Paul Wuthe
Kathpress/Paul Wuthe
Österreich

Bischöfe gedenken der Novemberpogrome von 1938

Österreichs Bischöfe haben in einer Messe am Mittwoch der Novemberpogrome von 1938 gedacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland und Österreich Jüdinnen und Juden terrorisiert, verfolgt und mehrere hundert Menschen getötet.

Synagogen wurden angezündet, Wohnungen und Geschäfte geplündert und zahlreiche Juden wurden verprügelt, beraubt, enteignet, inhaftiert, in Konzentrationslager verschleppt, verletzt oder ermordet, erinnerte der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt. Er sagte, es seien politische Naivität, Angst, eine fehlgeleitete Theologie, die über Jahrhunderte hinweg die Verachtung des jüdischen Volkes gelehrt hatte sowie mangelnde Liebe, gewesen, die viele Christen 1938 veranlasst hatte, gegenüber dem Unrecht und der Gewalt zu schweigen, „die jüdischen Menschen in unserem Land angetan wurden“.

„Wir Christen bekennen mit dem jüdischen Volk den Gott Israels. Wir erkennen heute beschämt, dass mit der Zerstörung der Synagogen, dass mit der Shoah der Name des Ewigen geschändet wurde, ohne dass viele unserer Vorfahren im Glauben dies gespürt hätten“, so Scheuer. Das Ausreißen der jüdischen Wurzel wäre aber ein Akt der Selbstzerstörung für die Kirche, warnte der Bischof. Wer sich von der Wurzel trennt, nehme sich nicht nur seine Herkunft, sondern, „sich selbst austrocknend, auch seine Gegenwart und Zukunft“.

Erinnern an Jägerstätter

Die Messe in der Stiftskirche Michaelbeuern war der liturgische Höhepunkt der Herbstvollversammlung der heimischen Bischofskonferenz, die noch bis einschließlich Donnerstag anberaumt ist. Dem Gottesdienst stand der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Franz Lackner, vor.

Bischof Scheuer verwies in seiner Predigt auch auf den seligen Franz Jägerstätter (1907-1943), der in seinen Briefen und Aufzeichnungen den Umgang der Nationalsozialisten mit kirchlichen Gebäuden und mit dem Glauben in den Seelen aufgegriffen hatte. Jägerstätter habe äußere und innere Gebäude sowie äußere und innere Zerstörungswerke verglichen: „Stillschweigende Kompromisse der Kirche mit den Nationalsozialisten, die erreichen, dass das kirchliche Leben weitergeht, sind schlechter als die Zerstörung oder Schließung der Kirchengebäude. Das listige Zerstörungswerk der Seelen ist schlimmer als das Abreißen der Kirchengebäude.“