Holodomor-Gedenken in Kiew, Ukraine
Reuters/Gleb Garanich
Reuters/Gleb Garanich
Hungerkatastrophe

Österreichweites Holodomor-Gedenken

In zahlreichen österreichischen Diözesen finden am Samstag Gottesdienste mit den Bischöfen zum Gedenken an den Holodomor statt, berichtet Kathpress. Unter Holodomor versteht man die Hungerkatastrophe („Hungermord“) der Jahre 1932/33 in der Ukraine.

Diese wurde von den Sowjets absichtlich herbeigeführt, um die wohlhabenden ukrainischen Großbauern („Kulaken“) zu schwächen und zum Eintritt in die Kolchosen und Sowchosen zu zwingen. Nach Schätzungen forderten die Repressionen der Sowjets allein in der Ukraine rund acht Millionen Opfer. Jedes Jahr am 24. November oder auch rund um dieses Datum wird in der Ukraine und in vielen weiteren Länder der Opfer des Holodomor gedacht.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875–1955) war 1933 einer der ganz wenigen Vertreter des Westens, der sich für die Hungeropfer einsetzte. Zum Dank dafür und zur Erinnerung wurde im November 2019 von Kardinal Christoph Schönborn und dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, im Wiener Erzbischöflichen Palais eine Gedenktafel enthüllt.

Gedenkfeier im Stephansdom

In Wien laden Kardinal Christoph Schönborn, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der Botschafter der Ukraine in der Republik Österreich, Wassyl Chymynez, am Samstag, 26. November, um 18.00 Uhr zu einer ökumenischen Gedenkfeier in den Stephansdom.

An dem Gebet nehmen neben Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa und Dompfarrer Toni Faber auch Priester der ukrainischen orthodoxen und griechisch-katholischen Gemeinden sowie Vertreter der ukrainischen protestantischen Gemeinden in Wien teil. Im Anschluss an den Gottesdienst werden Kerzen im Gedenken an die Opfer angezündet.

Auch Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Regierung bzw. des Parlaments sowie des diplomatischen Corps werden laut Aussendung des Ostkirchenordinariats erwartet.

Kriegswinter steht vor der Tür

In Salzburg lädt Erzbischof Franz Lackner gemeinsam mit der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde um 17.00 Uhr zum „Gebet für die Opfer von einst und jetzt“ in die Markuskirche (Franz-Josef-Kai 21). „Millionen von Unschuldigen starben während des Holodomors, jener im vollen Bewusstsein von Stalin verursachten Hungerkatastrophe. 90 Jahre später hören wir erneut Schreckensnachrichten aus der Ukraine, wiederum sind gerade auch Kinder, Frauen, Alte und Kranke bedroht“, so Erzbischof Lackner.

Ein Kriegswinter stehe vor der Tür, wie man ihn seit Jahrzehnten in Europa nicht gesehen hat, warnt der Erzbischof und weiter wörtlich: „Das Fest der Geburt des Friedensfürsten steht bevor. Beten wir wieder und wieder um den Frieden, vergessen wir die Opfer von Krieg und Terror nicht.“

Gedenken auch in Linz und Innsbruck

In Linz lädt Bischof Manfred Scheuer um 19.00 Uhr in den Alten Dom (Ignatiuskirche, Domgasse 3). In Klagenfurt findet der Gottesdienst um 18.00 Uhr in der Kirche St. Annabichl statt (Thomas-Schmid-Gasse 10), wo die örtliche ukrainisch-katholische Gemeinde seit Kurzem ihren Standort hat.

In Innsbruck lädt Bischof Hermann Glettler um 17.30 Uhr in die Kirche der ukrainischen Gemeinde im Studentenheim Canisianum, (Tschurtschenthalerstraße 7). In Feldkirch schließlich findet der Gottesdienst mit Bischof Benno Elbs um 17.00 Uhr im Dom (Domplatz 6) statt.

Gedenken und Ausstellung in Graz

Im Grazer Dom findet ein Holodomor-Gedenken mit Diözesanbischof Wilhelm am Samstag um 15.00 Uhr statt. Das Gedenken an die Hungerkatastrophe („Hungermord“) der Jahre 1932/33 in der Ukraine sei auch verbunden mit Gebeten für die heutige Ukraine, heißt es vonseiten der Diözese Graz-Seckau. Im Anschluss findet demnach um 16.15 Uhr ein Umzug vom Dom zum Freiheitsplaz statt, wo neunzig Kerzen angezündet werden sollen.

Außerdem ist in der Grazer Stiegenkirche die Ausstellung „Holodomor und Krieg. Die Ukraine 1932-33 und 2022“ von 26. bis 30. November zu sehen. Die Schau zeigt Fotografien des österreichischen Ingenieurs und Fotografen Alexander Wienerberger (1891–1955). Während seiner Tätigkeit als Ingenieur in Charkiw erstellte er heimlich etwa hundert Fotografien, welche die Folgen des Holodomor in der Ukraine in den Jahren 1932 und 1933 zeigen. Wienerbergers Werke sind die einzigen fotografischen Zeugnisse des Völkermords in der Stadt Charkiw.