Katze mit Buch auf einer Couch
Getty Images/EyeEm
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Literatur

Spirituelle Bücher für die ruhige Zeit

Sie sind philosophisch, theologisch, witzig und spirituell: Die Weihnachtsbuchtipps von religion.ORF.at sollen eine Anregung für Last-Minute-Geschenke, aber auch Einladung zu eigenem Innehalten sein. Literatur für den Gabentisch und die hoffentlich ruhigste Zeit im Jahr.

Buddhistische Praxis für mehr „Lebendigkeit“

Mit einem „buddhistischen Wegweiser für das 21. Jahrhundert“ will der Zen-Priester Christian Dillo Klarheit in buddhistisches Praktizieren bringen. Der Zeitpunkt dafür sei immer „jetzt“, so der Autor. Sehr detailreich und mit persönlichen Einblicken plädiert er dafür, die Gegenwart für ein freies und friedvolles Leben zu nutzen – und das beginnt bei jedem Menschen selbst. Behandelt werden in vier Teilen die Themen Transformation, Befreiung, Weisheit und Mitgefühl. (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Christian Dillo: Der tiefe Wunsch nach Lebendigkeit, Allegria, 458 Seiten, 23,70 Euro.

Maria in Bibel und Koran

Als „Immaculata“, als Makellose, die ohne Schuld und Sünde ist, wird Maria aus Nazareth im Christentum verehrt – gilt sie doch als Mutter des Messias, des Christus. Doch auch im Koran wird sie als Mutter des Messias, arabisch „Masih“, bezeichnet. Die Tatsache, dass über Maria/Marjam im Koran mehr und ausführlicher erzählt wird als im Neuen Testament der Bibel, hat die Wirtschaftswissenschaftlerin und evangelische Theologin Angelika Meirhofer veranlasst, ein Buch zu schreiben, das Maria als inspirierendes Vorbild in Christentum und Islam schildert. (Maria Harmer für religion.ORF.at)

Angelika Meirhofer: Maria, inspirierendes Vorbild – für wen? Zur Frage nach Maria in Bibel und Koran. LIT, 208 Seiten, 29,90 Euro.

Kein Cat Content in der Bibel

In gewohnt witziger Manier hat sich das Theologenpaar Claudia und Simone Paganini („Star Wars und die Bibel“) aufs Neue das Buch der Bücher vorgeknöpft und die uralten Texte diesmal auf ihren tierischen Gehalt abgeklopft. Und sie weisen nach: Das Einhorn ist ein durch und durch biblisches Tier. Schmerzlich vermisst hingegen wird die Katze, die nicht in der Bibel vorkommt, ebenso wie die treuen Haustiere Hund und Pferd. Eindrucksvoll hingegen der Auftritt der Insekten (Heuschrecken!) und eines mörderischen Rindviehs. „Die Biester der Bibel“ ist lustig, lehrreich und leicht zugänglich – trotz genauer Quellenkenntnis und theologischer Expertise. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Simone und Claudia Paganini: Die Biester der Bibel. Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt. Mit Illustrationen von Esther Lanfermann. Gütersloher Verlagshaus, 176 Seiten 16,50 Euro.

Ausbruch eines Rabbiners

In seinem Werk „Ultraorthodox – Mein Weg“ erzählt der Rabbiner Akiva Weingarten, wie er in der Satmarer-Gemeinschaft ultraorthodoxer Juden aufwuchs. Kritisch blickt er darin auf Regeln und Gesetze, die zunehmend zum Zwang für ihn wurden. Nach langem Zweifeln schaffte er einen Ausstieg – ohne alle Brücken hinter sich abzubrechen. Weingarten gibt Einblicke in die Satmarer-Gemeinschaft. Gespickt ist das Buch mit jüdischen Geschichten, Witzen und Zitaten aus heiligen Schriften, die dazu dienen sollen, ein Gefühl für jüdisches Denken zu vermitteln. Trotz des persönlichen Zugangs entfaltet „Ultraorthodox“ gesellschaftspolitische Fragen: von der Verantwortung Einzelner selbst in rigiden Gemeinschaften bis hin zu Machtmissbrauch und Geschlechterrollen. (Irene Klissenbauer, religion.ORF.at)

Akiva Weingarten: Ultraorthodox – Mein Weg. Gütersloher Verlagshaus, 255 Seiten, 20,60 Euro.

Die Erschaffung Adams (ca. 1512), Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle in Rom, Michelangelo Buanarotti
Public Domain/Wikipedia
Was wissen wir über Gottes Körper? (Die Erschaffung Adams, ca. 1512), Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle in Rom, Michelangelo Buonarotti)

Wie Gott sein Körper abhandenkam

Gott „hatte einen Kopf, Haare und ein Gesicht mit Augen, Ohren, einer Nase und einem Mund. Er hatte Arme, Hände, Beine und Füße, eine Brust und einen Rücken. Er war ausgestattet mit einem Herzen, einer Zunge, Zähnen und Genitalien.“ Die moderne Vorstellung von Gott ist die eines unsichtbaren, körperlosen Wesens, das sich nur indirekt an die Menschen wendet. Die britische Bibelforscherin Francesca Stavrakopoulou skizziert in ihrem Buch „Gott. Eine Anatomie“ das Bild einer sehr greifbaren Gottheit. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Francesca Stavrakopoulou: Gott. Eine Anatomie. Der göttliche Körper im Wandel der Zeit. Piper, 656 Seiten, 32 Euro.

Judentum für Dummies

Der Judaist und katholische Theologe Gerhard Langer hat 2022 die Reihe „… für Dummies“ um einen wesentlichen Aspekt bereichert und „Judentum für Dummies“ vorgelegt. Es stellt das Judentum in allen seinen Facetten dar. Um Glaubensinhalte und Feste geht es da ebenso wie um die vielen unterschiedlichen Strömungen, die das Judentum aufweist – von extrem traditionsverbunden bis sehr liberal. Jüdische Geschichte von der Antike bis hin zur Verfolgung im Nationalsozialismus und zu Entwicklungen im Staat Israel sind ebenso Thema wie heiße Eisen. In verständlicher Sprache und gleichzeitig profund gelingt es Langer, das Judentum in seinen vielfältigen Aspekten auszuleuchten, von A wie Abraham bis Z wie Zionismus. (Brigitte Krautgartner, für religion.ORF.at)

Gerhard Langer: Judentum für Dummies. Wiley-VCH, 416 Seiten, 20,60 Euro.

Nackt und heilig durch die Kunstgeschichte

Durchaus humorvoll nähert sich der Theologe und Kunsthistoriker Markus Hofer dem „Heiligen und Nackten“. Sein Schluss: Der Versuch, Sexualität und heilige Orte bzw. Räume des religiösen Erlebens strikt voneinander zu trennen, scheitert. Hofers Streifzug reicht von der Venus von Willendorf aus der Altsteinzeit über die idealisierte Nacktheit der Griechen und dem „gar nicht so finsteren“ Mittelalter bis in die Neuzeit, die sich als „alles andere als liberal“ erweise. Zunehmendes Moralisieren rund um das Thema Sexualität mache die Sache erst recht interessant. Der Autor legt mit „Das Heilige und das Nackte“ einen reich bebilderten Streifzug durch die Kulturgeschichte vor. (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Markus Hofer: Das Heilige und das Nackte – eine Kulturgeschichte. Tyrolia, 192 Seiten, 28 Euro.

Tizians Maria Magdalena von 1533
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(Oft) nackt, aber heilig: Tizians Maria Magdalena von 1533

Ein Mann namens Jesus

Was wir über den historischen Jesus wissen, ist in Wahrheit so gut wie nichts. In „Jesus von Nazaret“ gelingt es Alois Prinz dennoch, ein lebendiges, von vielen Quellen unterlegtes Bild von der Welt des „wirklichen Jesus“ zu zeichnen. Das Buch, das der Gabriel Verlag heuer neu aufgelegt hat, schafft viel Atmosphäre und lässt historische Orte wie Bethlehem und Jerusalem greifbar werden. Dabei fließen auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ein, etwa rund um die Spekulationen darüber, wie Jesus ausgesehen haben könnte. Empfohlen wird das Buch ab 14 Jahren, und entsprechend leicht ist es konsumierbar, was aber erwachsene Leserinnen und Leser nicht davon abhalten sollte, mit diesem spannenden und lehrreichen Text etwas mehr über eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte zu erfahren. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Alois Prinz: Jesus von Nazaret. Gabriel, 240 Seiten, 16 Euro.

Bibelzitat und Koransure

Was Bibel und Koran heute zu aktuellen Themen zu sagen haben, haben sich die katholisch-theologische Ethikerin Angelika Walser und der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide angeschaut. Gewalt, Frieden, Gewissen, Schicksal und Schöpfung: Zu Schlagworten wie diesen wird anhand je eines Zitats aus den beiden heiligen Büchern analysiert. Dabei ergeben sich verblüffende Ähnlichkeiten, aber auch unterschiedliche Zugänge zu den einzelnen Themen – ein wichtiger, interessanter und obendrein gut lesbarer Beitrag zum christlich-muslimischen Dialog. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Angelika Walser, Mouhanad Khorchide: Bibel trifft Koran. Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens. Tyrolia, 144 Seiten, 19,95 Euro.

Impulse, die Hoffnung machen

Wer in dieser Zeit der multiplen Krisen Impulse sucht, die Hoffnung machen, findet in Alexander Behrs Buch „Globale Solidarität“ gangbare Auswege. Die irreversiblen ökologischen Schäden, die von einer imperialen Lebensweise und einem Ressourcenraubbau verursacht werden, die sozialen Probleme, die durch Vermögensakkumulation und eine Ungleichheitsentwicklung entstehen, und die Krise der Demokratie: All das verknüpft der Politikwissenschaftler mit Einblicken in unterschiedliche Weltregionen von der Ukraine über den Nahen Osten bis Afrika. Behr zeigt, welche Umsetzungsstrategien für ein gutes Leben für alle und für ökologische Nachhaltigkeit möglich und sinnvoll sind. (Johannes Kaup, für religion.ORF.at)

Alexander Behr: Globale Solidarität. Wie wir die imperiale Lebensweise überwinden und die sozial-ökologische Transformation umsetzen. Oekom, 280 Seiten, 20 Euro.

Sprosse um Sprosse höher hinauf

Advent. Erwartung. Tag für Tag rückt das Weihnachtsfest näher. Und Sprosse um Sprosse könnte der Mensch auch die „Himmelsleiter“ erklimmen. Die Himmelsleiter als Sinnbild für den geistigen Aufstieg des Menschen in eine Seinsform, die bis in die Ewigkeit reicht. Die Anregung stammt aus einem im Jahr 1418 geschriebenen Buch, das bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. „De imitatione Christi“ (dt.: Die Nachfolge Christi) des Mystikers Thomas von Kempen gilt nach der Bibel als das meistgelesene Buch des Christentums. Der Mediziner und Theologe Johannes Huber legt diesen spirituellen Kern des Textes frei. „Wer sich selbst überwindet und sein Ego loslässt, überwindet und überragt die ganze Welt“, lautet Huber zufolge der Grundtenor in Thomas von Kempens Werk. (Maria Harmer, für religion.ORF.at)

Johannes Huber: Die Himmelsleiter. Der wahre Sinn unseres Lebens auf Erden. Edition a, 256 Seiten, 26 Euro.

Abzweigungen im Leben nehmen

Der Weg in den Orden sei absolut „keine g’mahte Wiesn“ für ihn gewesen, erzählt der Jesuitenpater Markus Inama. Und doch hat er nach Stationen als Model und Bademeister Laufsteg und Bademantel gegen Sozialarbeit und schließlich gegen das Kollar eingetauscht. Während einer USA-Reise als Jugendlicher begann Inama, in der Bibel zu lesen. Zurück in Europa führte sein Weg über die Sozialarbeit mit Obdachlosen und benachteiligten Jugendlichen in den Jesuitenorden. Das Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation Concordia Sozialprojekte möchte Menschen darin bestärken, Abzweigungen im Leben zu nehmen, ihren ganz individuellen Weg zu gehen und ihren Träumen treu zu bleiben. (Maria Harmer, für religion.ORF.at)

Markus Inama: Einen Atemzug über mich hinaus. Mein Weg zu den Jesuiten und in die Sozialarbeit. Tyrolia, 168 Seiten, 20 Euro.

Geschichte der Welt in Büchern

Die Geschichte der Welt in Büchern will die Antikenforscherin Irene Vallejo erzählen: „Papyrus“ folgt den Spuren der ersten Schriften und ihrer Trägermedien und nimmt dabei die Geschichte der Antike (und darüber hinaus) mit. Dazu fasziniert sie mit Details und Anekdoten – welches Buch hatte Alexander der Große unter dem Kopfpolster? -, und das „Buch der Bücher“ kommt natürlich auch vor. Ein Muss für alle, die Bücher und Geschichte lieben. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Irene Vallejo: Papyrus. Aus dem Spanischen von Maria Meinel und Luis Ruby. Diogenes, 752 Seiten, 28,95 Euro.

Das große Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil war die größte Bischofsversammlung des 20. Jahrhunderts, und es sollte eine „Verheutigung“ für die Kirche bringen und sie von den Verkrustungen der Geschichte befreien. Das schreibt der Jesuit Andreas R. Batlogg in „Aus dem Konzil geboren“. Das Buch widmet sich den Konzilstexten ebenso wie der Geschichte des Ereignisses selbst. So war etwa die Verurteilung von Antisemitismus und Antijudaismus überfällig, die theologische Frage des Verhältnisses der Kirche zum Judentum musste geklärt werden. „All das löste auf verschiedenen Ebenen Nervositäten aus, teils energischen theologischen Widerstand.“ (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Andreas R. Batlogg: Aus dem Konzil geboren. Wie das II. Vatikanische Konzil der Kirche den Weg in die Zukunft weisen kann. Tyrolia, 224 Seiten, 22 Euro.