Linz: Generalsanierter jüdischer Friedhof an Stadt übergeben

In Linz ist der erst kürzlich generalsanierte jüdische Friedhof am Donnerstag der Stadt zur weiteren Pflege übergeben worden. Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Linz, sprach vom „guten Gefühl zu wissen, dass jemand hinter uns steht“.

Bei der Instandsetzung und Übergabe zur Pflege habe man vertrauensvoll kooperiert. Das Ergebnis: „Wir brauchen uns nicht mehr schämen für unseren Friedhof“, so Herman vor den anwesenden Spitzen aus Religion und Politik, darunter Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Bischof Manfred Scheuer, Superintendentialkuratorin Renate Bauinger sowie Politikerinnen und Politiker.

Im Zuge der einjährigen, im Oktober 2022 abgeschlossenen Generalsanierung wurden die Grabsteine gesichert und mit den Gräbern verbunden. Es wurden neue Bäume gepflanzt, befindet sich der jüdische Friedhof doch am Gelände des St. Barbara-Friedhofs, der mit etwa 1.200 Bäumen dicht begrünt ist.

Bereits 2014 vereinbart

Vereinbart worden war die Instandsetzung bereits 2014. Ein Teil der dafür aufgewendeten Mittel stammt aus dem „Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich“, in den der Bund über 20 Jahre jährlich eine Million Euro einbringt.

Der sanierte jüdische Friedhof Linz
Kathpress/Michaela Greil
Der jüdische Friedhof Linz nach der Sanierung

Zwei größere Projekte warten noch auf die Finanzierung, erklärte die IKG-Linz-Präsidentin: Bei einigen Gräbern müssten noch Schriften nachgezogen werden, damit sie wieder gut erkennbar werden. Zudem hätten einst Bombeneinschläge Gräber unkenntlich gemacht, weshalb man diesen Gräbern nun „wieder einen Namen geben“ wolle, dürften doch im jüdischen Glauben Gräber nicht aufgelöst werden.

Weiters geplant ist auch die künstlerische Gestaltung von 116 „schwebenden“ Rohstahlplatten mit Inschriften des Künstlers Andreas Straus, der erst kürzlich mit Unterstützung von voestalpine-Lehrlingen 17 quer durch Linz aufgestellte Gedenkstelen für 144 jüdische Opfer des Nationalsozialismus produziert hat.

Aufrufe zur Wachsamkeit

Von einem „denkwürdigen und feierlichen Tag“ sprach Oberrabbiner Jaron Engelmayer. Ein jüdischer Friedhof sei ein für die Seele bestimmtes „ewiges Haus“ und eine „Liebestat“ an Verstorbenen ohne Gegenleistung. Grabsteine hätten im Jüdischen zudem lange Tradition, komme in ihnen doch die „Würde der Verstorbenen“ zum Ausdruck. Sie dienten „den Verstorbenen zur Ehre und den Lebenden zum Zeichen“.

Auf die mit der Pflege verbundenen Verantwortung des Friedhofs wiesen Vertreterinnen und Vertreter der Landes- und Stadtpolitik hin.

160 Jahre jüdische Bestattung in Linz

Seit 1862 ist eine jüdische Bestattung in Linz möglich. Heute beherbergt der Linzer jüdische Friedhof etwa 800 Grabstellen auf 5.405 Quadratmetern und gilt als denkmalgeschütztes „Juwel“ im katholischen St.-Barbara-Friedhof nahe der Westbahnstrecke. Dieser wiederum befindet sich im Eigentum der St. Barbara-Gottesackerstiftung, deren Vorsitzender der Linzer Stadtpfarrer ist. Die zuständige Aufsichtsbehörde dieser Bischöflichen Stiftung ist der Wirtschaftsrat der Diözese Linz.