Wie die an der Studie beteiligte Archäologin Karin Sczech am Freitag in Erfurt sagte, stammen die menschlichen Überreste von einem ehemaligen jüdischen Friedhof, der vermutlich nach 1453 in Erfurt angelegt worden war. Die Gräber waren nach Bauarbeiten im Jahr 2013 bei einer Rettungsgrabung freigelegt und 47 Skelette geborgen worden.
Gutachten wegen Störung der Totenruhe
Die Ergebnisse der Analysen des aus 33 Zähnen gewonnen Erbguts ließen Rückschlüsse über die früheren Wanderungsbewegungen zu, sagte Szech. Die Untersuchungen belegten, dass die damalige jüdische Gemeinde in Erfurt über einen größeren genetischen Pool verfügte als heutige aschkenasische Juden. So werden Juden und deren Nachfahren aus Mittel-, Nord- und Osteuropa bezeichnet.
Die genetische Analyse war laut Sczech erst nach einem theologischen Gutachten möglich, da das jüdische Gesetz die Störung der Totenruhe untersagt. Das internationale Forscherteam stand unter der Leitung von Wissenschaftern von der Hebrew University of Jerusalem und der Harvard University.