Das Treffen mit dem Papst war der Höhepunkt des einwöchigen Ad-limina-Besuchs. Thematisch ist es dabei nicht nur um die Situation der heimischen Kirche gegangen, sondern auch um den synodalen Prozess sowie die Ukraine.
Der pastoralste und im Umgang der menschlichste Ad-limina-Besuch sei es bisher gewesen, resümierte Lackner. So habe der Papst angesichts der jüngsten Eskalation im Krieg Russlands gegen die Ukraine geweint. „Das soll uns betreffen und das muss uns betreffen“, so Lackner zum andauernden Konflikt. Auch Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zeigte sich „zutiefst bewegt“: „Es ist wirklich ein Klima, wie ich es in dieser Form nie erlebt habe.“
„Wir werden gehört“
Dieses Klima, das wohl von Papst Franziskus ausgehe, wirke sich auch in den Dikasterien im Vatikan aus. „Wir haben hier eine ungeheure Offenheit, Herzlichkeit und Bereitschaft zum Zuhören und zum Austausch erlebt. Das ist sicher ein Franziskus-Effekt“, so der Kardinal.
Lackner sagte: „Es war nicht schwer, das, was uns und die Menschen in Österreich bewegt, vorzubringen und wir hatten durchwegs den Eindruck: Es kommt an, wir werden gehört.“
Keine Zurechtweisung vom Papst
Einen „Rüffel“, wie dieser bei derartigen Treffen auch nicht auszuschließen ist, habe es nicht ansatzweise gegeben, berichtete Lackner weiter. Zuletzt hatte es unter den deutschen katholischen Bischöfen Missstimmung nach deren Visite Mitte November gegeben. Dabei ging es vor allem um deren Zugang zum synodalen Weg. Lackner deutete unmissverständlich an, dass man aber die österreichische Kirche sei.
Zur weiteren Entwicklung des synodalen Prozesses meinte Schönborn, der dem vatikanischen Synodenrat angehört: „Der Weg entsteht im Gehen.“ Auf die Frage, ob bei der Visite auch der Wunsch nach einem Papstbesuch in Österreich geäußert wurde, meinte der Kardinal, dass es nichts Schöneres geben würde. „Warten wir, hoffen wir!“ Sehr wahrscheinlich dürfte ein Papstbesuch allerdings nicht sein, hat der Papst bei der Auswahl seiner Ziele andere Prioritäten. „Österreich ist nicht gerade die Peripherie, auf die Papst Franziskus hinschaut“, so Schönborn.

Sachertorte und Ständchen
Die Bischöfe hatten den Papst zu Beginn des Treffens mit einer Sachertorte und einem musikalischen Geburtstagsständchen begrüßt. Papst Franziskus vollendet am Samstag sein 86. Lebensjahr. Franziskus begrüßte alle Mitglieder der Bischofskonferenz einzeln, bevor das gemeinsame Gespräch begann.
Kardinal Schönborn würdigte den Papst auch in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“ und wünschte dem Heiligen Vater „Happy Birthday“. Auch wenn nicht alles Zustimmung finde, gelte: „Vieles hat er in Bewegung gebracht.“
Treffen zwei Mal verschoben
Das Gespräch mit dem Papst war der Höhepunkt des Ad-limina-Besuchs in Rom, der seit Montag andauert. Zuletzt hat eine derartige Visite der katholischen Bischofskonferenz 2014 stattgefunden. Der jetzige Besuch musste aufgrund der Coronavirus-Pandemie bereits zwei Mal verschoben werden. Das Treffen mit dem Papst begann um 10.00 Uhr.
Der Besuch „ad limina limina“ („an den Schwellen“ der Apostelgräber) ist vom Kirchenrecht in regelmäßigen Abständen vorgesehen. Zur Bischofsdelegation unter dem Konferenz-Vorsitzenden und Salzburger Erzbischof Franz Lackner gehören alle neun Diözesanbischöfe, der Militärbischof, die vier Weihbischöfe, der Abt von Wettingen-Mehrerau sowie der Generalsekretär der Bischofskonferenz. Bereits seit Montag besuchen die Bischöfe die diversen vatikanischen Behörden, auch Dikasterien genannt.
Toast auf den Papst
Am Donnerstagabend feierten die Bischöfe in der Kirche Santa Maria dell’Anima eine Messe und besuchten die dortige deutschsprachige „Pfarrgemeinde“ Roms und das Priesterkolleg. In seiner Predigt ging Bischofs Ägidius Zsifkovics auf die mehr als 600-jährige Geschichte der kirchlichen Stiftung Santa Maria dell’Anima ein. Dabei deutete der Eisenstädter Bischof das Wappen der Anima auch im Blick auf das Amt von Bischöfen: Diese sollten mit Weitblick die Menschen – vor allem Arme und Ausgegrenzte – so wie Maria zu Christus, der Mitte des Glaubens, führen.
Bei der anschließenden Begegnung in der Bibliothek des Hauses erinnerte der aus der Erzdiözese Salzburg stammende Priester und Anima-Rektor Michael Max an die Verbundenheit der Anima mit den Päpsten. Einer Tradition folgend, wonach in Anwesenheit eines Kardinals – in diesem Fall war der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn gemeint – ein Toast auf den Papst ausgebracht wird, erhoben die anwesenden Bischöfe und Vertreter aus Kirche und Gesellschaft mit einem „Viva il Papa“ ihr Glas auf Papst Franziskus.
Durchschnittlich machen sich jedes Jahr rund 500 Bischöfe aus Bischofskonferenzen verschiedenster Länder auf den Weg in den Vatikan.