Frau sitzt bei Kondolenzbuch für Papst emer. Benedikt XVI.
APA/AFP/Jam Sta Rosa
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Trauerzeremonie

Benedikt XVI.: Könige und Staatschefs bei Beisetzung erwartet

Könige und Königinnen, Adelige, Staatsspitzen und führende Geistliche aus der ganzen Welt werden zur Trauerzeremonie von Benedikt XVI. am Donnerstag im Vatikan erwartet, die vom amtierenden Papst Franziskus zelebriert wird.

Benedikts XVI. Beerdigung gilt als beispiellos in der Kirchengeschichte. Erstmals zelebriert ein Papst die Trauerzeremonie für einen Vorgänger. Die Protokollexperten arbeiten noch an der Liturgie des Ritus, Franziskus wird dabei das letzte Wort haben. Bisher haben die italienische Delegation unter Leitung von Staatspräsident Sergio Mattarella und die deutsche Delegation ihre Teilnahme offiziell angekündigt.

Aus Deutschland kommen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, wie aus dem Vatikan verlautete. Gerüchten zufolge sollen auch der belgische König Philippe sowie Spaniens Ex-Königin Sofia in Begleitung einer Gruppe spanischer Prälaten, angeführt von Episkopatschef Kardinal Juan Jose Omella, an der Trauerfeier teilnehmen. Österreich wird durch Altbundespräsidenten Heinz Fischer vertreten, der während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. Bundespräsident war, ebenso wie bei Benedikts XVI. Amtseinführung und dessen offiziellem Besuch in Österreich 2007.

Zahlreiche prominente Gäste und Geistliche erwartet

Erwartet werden auch der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda sowie eine Delegation des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel. Zur Trauerfeier für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. haben auch mehrere österreichische Bischöfe ihre Teilnahme zugesagt. Neben dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, werden auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl nach Rom reisen.

Vorschau: Aufbahrung von Papst Benedikt

ORF-Korrespondent Alexander Hecht meldet sich aus Rom.

Ebenso teilnehmen werden der Salzburger Alterzbischof Alois Kothgasser, der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan und der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). An der Seite des Papstes, der wegen seiner Knieprobleme wahrscheinlich während der Trauerzeremonie sitzen bleiben wird, dürften der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, oder der Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Pietro Parolin, stehen.

Neuntägige Trauerzeit entfällt

Anders als bei dem Begräbnis eines amtierenden Papstes entfällt bei der Beerdigung Benedikts XVI. die neuntägige Trauerzeit, die den lateinischen Namen „Novemdiales“ trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Das entfällt im Falle Benedikts XVI., der am 11. Februar 2013 als erster Papst seit mehr als sechs Jahrhunderten von seinem Amt zurückgetreten war und Platz für seinen Nachfolger Franziskus gemacht hatte.

Benedikt XVI. aufgebahrt im Petersdom
AFP/Andreas Solaro
Drei Tage ist Benedikt XVI. im Petersdom aufgebahrt

Noch unklar ist, ob das traditionelle weiße Seidentuch beim Schließen des Sarges auf das Gesicht des Verstorbenen gelegt wird, wie das bei Papst-Begräbnissen üblich ist. Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Der emeritierte Papst wünschte sich eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. im Petersdom. Nach der Seligsprechung von Johannes Paul 2011 war dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet worden.

70.000 Personen bei Trauergottesdienst erwartet

Am Dienstag und Mittwoch wird der Leichnam Joseph Ratzingers, bekleidet mit der roten Mitra und den liturgischen Gewändern und mit einem Rosenkranz in den Händen, zur Verabschiedung durch die Gläubigen aufgebahrt bleiben. Um die Sicherheit der Pilger zu gewährleisten, sind seit Montag mehr als 1.000 Polizeibeamte im Einsatz.

Sendungshinweis

Der ORF überträgt die Trauerfeier für Benedikt XVI. live und bringt Analysen und Hintergrundberichte sowie Schaltgespräche nach Rom und Berlin. Der Livestream des Trauergottesdienstes wird auch in news.ORF.at verfügbar sein.

Auf dem Petersplatz wurde bereits der Altar aufgebaut, von dem aus Papst Franziskus den Ritus zelebrieren wird. Ebenso wurden Stühle für die Gläubigen aufgestellt und mehrere Großbildschirme installiert, um ihnen zu ermöglichen, die Zeremonie zu verfolgen.

Am Montag pilgerten allein bis 19.00 Uhr rund 65.000 Personen zu Benedikts XVI. Leichnam, doppelt so viel wie ursprünglich erwartet. Und auch am zweiten Tag der Aufbahrung von Benedikt XVI. bildete sich am Dienstag vor dem Eingang des Petersdoms im Vatikan eine lange Schlange Trauernder, die dem früheren Oberhaupt der katholischen Kirche die letzte Ehre erweisen wollen.

Gläubige stehen an, um Benedikt XVI. die letzte Ehre zu erweisen
AFP/Filippo Monteforte
Am Montag pilgerten rund 65.000 Personen zu Benedikts XVI. Leichnam

Bis zu 70.000 Personen werden bei der Trauerzeremonie am Donnerstag erwartet, hieß es in Rom. Der emeritierte Papst war am Samstag im Alter von 95 Jahren im Kloster Mater Ecclesiae, in dem er seit seinem Amtsverzicht im Februar 2013 lebte, gestorben.