Teelichter auf einem Tablett in einer Kirche
Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
Ökumene

Kirchen begehen Tag des Judentums

Um an die Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum zu erinnern, begehen die christlichen Kirchen in Österreich jährlich am 17. Jänner den Tag des Judentums. Er wurde im Jahr 2000 vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRKÖ) eingeführt.

Dabei sollen sich Christinnen und Christen in besonderer Weise ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden. Zugleich soll auch das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte thematisiert werden. Dies erfolgt im Rahmen von Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen.

Die Initiative zum Tag des Judentums geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. Auch in Italien, Polen und den Niederlanden wird der Tag des Judentums begangen. Das Datum dafür wurde bewusst gewählt: So sollen die Kirchen den Geist dieses Tages in die anschließende weltweite „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ (18. bis 25. Jänner) weitertragen; denn bei allen Trennungen der Christenheit untereinander sei allen Kirchen gemeinsam, dass sie im Judentum verwurzelt sind, so die Veranstalter.

Zentraler Gottesdienst in Methodisten-Kirche

In Österreich wird der Tag mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten begangen. Der zentrale Gottesdienst des ÖRKÖ zum Tag des Judentums findet am Dienstag, 17 Jänner, um 18.00 Uhr in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Wien 15 (Sechshauserstr. 56) statt. Dem Gottesdienst wird u.a. der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs vorstehen.

Mit dabei ist u.a. auch der Präsident des Koordinierungsausschusses für Christlich-jüdische Zusammenarbeit, Martin Jäggle. Die Predigt hält der rumänisch-orthodoxe Theologe und Pfarrer Ioan Moga. Der Gottesdienst steht unter dem Motto „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.“ Das Motto ist dem biblischen Psalm 30 entnommen.

Sendungshinweis

Die Ö1-Sendung „Lebenskunst“ sendet am Sonntag, 15.1.2023, ab 7.05 Uhr, einen jüdischen Schwerpunkt.

2019 führte der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine Dreiteilung des Tages des Judentums ein; auf einen Tag des Lernens, einen Tag des Gedenkens und einen Tag des Feierns (am eigentlichen Tag des Judentums am 17. Jänner). Der Tag des Lernens wurde am Donnerstag begangen.

Tag des Gedenkens am Montag

Der Tag des Gedenkens am Montag, 16. Jänner ist heuer den Auschwitz-Deportationen vom Wiener Nordbahnhof ab 1943 gewidmet. Die Veranstaltung findet um 19.00 Uhr in der Bezirksvorstehung Wien 2 (Karmelitergasse 9/2. Stock) statt. Die Wiener Historikerinnen Martha Keil und Michaela Raggam-Blesch bereiten den historischen Hintergrund auf. Zum Thema „Geschwisterlichkeit statt Judenfeindschaft“ wird Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, sprechen.

Weitere Beiträge kommen u.a. vom Wiener Dechanten Ferenc Simon, dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic, Awi Blumenfeld von der Pädagogischen Hochschule Wien-Krems, Bezirksvorsteher Alexander Nikolai und Benjamin Nägele, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Eröffnen und abschließen wird die Veranstaltung Elisabeth Lutter von der „Vernetzten Ökumene Wien“, die den Tag des Gedenkens gemeinsam mit dem Koordinierungsausschuss veranstaltet.

Feiern in den Bundesländern

Am Tag des Feierns (17. Jänner) findet schließlich der ökumenische Gottesdienst des ÖRKÖ in Wien statt. In Graz findet am 17. Jänner um 19.00 Uhr in der Evangelischen Heilandskirche (Kaiser-Josef-Platz 9) ein ökumenischer Gottesdienst zum Tag des Judentums statt. Der Gottesdienst steht unter dem biblischen Thema „Meinen Bogen stelle ich in die Wolken“.

Die Predigt hält die methodistische Pastorin Esther Handschin. Veranstalter sind das Ökumenische Forum christlicher Kirchen in der Steiermark, die Evangelische Pfarrgemeinde Graz-Heilandskirche, die Katholische Stadtkirche Graz und das Grazer Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Studiennachmittag in Salzburg

Die Katholisch-Theologische Fakultät Salzburg lädt am 17. Jänner zu einem Studiennachmittag zum Thema „Der jüdische Jesus“ (Universitätsplatz 1, HS 101). Dass Jesus von Nazareth ein antiker Jude war, gehöre inzwischen zum Allgemeinwissen. Jedoch: „In der kirchlichen Öffentlichkeit, aber mitunter auch in der Forschung, ist es für viele immer noch ungewohnt, das Neue Testament und das entstehende Christentum (zumindest in weiten Bereichen) als Teil des vielfältigen Judentums seiner Zeit zu sehen“, heißt es in einer Ankündigung zur Veranstaltung.

Es referieren ab 15.00 Uhr der deutsche Experte für Neues Testament und antikes Judentum Lutz Doering und seine US-amerikanische Kollegin Prof. Amy-Jill Levine mit denselben Spezialgebieten; weiters die heimische evangelische Theologin Susanne Lechner-Masser. Veranstalter sind das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg, die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg, die Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Edith Stein Salzburg, die KPH Wien/Krems und die Erzdiözese Salzburg.

Bedeutung des Namens in Linz

In Linz findet schon am Sonntag, 15. Jänner, um 19.00 Uhr in der Ursulinenkirche (Landstraße 31) ein ökumenischer Gottesdienst zum Tag des Judentums statt. Die Predigt hält Gudrun Becker, Referentin für Ökumene und Judentum der Diözese Linz und Leiterin des christlich-jüdischen Komitees OÖ.

Am 17. Jänner lädt die Diözese Linz um 19.00 Uhr zu einer Veranstaltung zum Thema „Die Bedeutung des Namens in Judentum und Gedenkkultur“ in die Katholische Privatuniversität Linz (Bethlehemstraße 20). Referentinnen sind die Linzer Bibelwissenschaftlerin Susanne Gillmayr-Bucher und Barbara Staudinger, Direktorin des Jüdischen Museums Wien.

„Der Name des Menschen ist auch Ausdruck von Identität, Würde, Zugehörigkeit und Einzigartigkeit. Der Name von Menschen spielt daher in der Erinnerungs- und Gedenkkultur eine bemerkenswerte Rolle“, heißt es im Vorfeld der Veranstaltung. Nicht zuletzt die Entmenschlichung von Opfern durch „Nummerierung“ in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern lasse die existenzielle Bedeutung von Namen erahnen. Anlässlich des Tages des Judentums wolle man sich der Bedeutung des Namens aus der Perspektive der Bibel sowie der Gedenkkultur nähern.

Künstlerischer Ausklang

In Innsbruck referiert Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, am 17. Jänner im Haus der Begegnung (Rennweg 12) ab 18.30 zum Thema „Jüdische Diaspora – Jüdische Museen“. Zu diesem Vortrag laden auch Bischof Hermann Glettler und der evangelische Superintendent Oliver Dantine in besonderer Weise ein.

In der Wiener Pfarrkirche St. Erhard (1230 Wien) findet schließlich zum Gedenktag ein Konzert mit der Salzburger Sängerin Simone Pergmann und „The Jewish Art Trio“ statt (17. Jänner, 19.30 Uhr, Endresstraße 117, 1230 Wien).