Katholiken

Deutscher Kardinal kritisiert Papst

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller übt in einem Buch heftige Kritik an Papst Franziskus. In dem Interviewband, von dem Ausschnitte am Wochenende in italienischen Medien erschienen, wirft der Kurienerzbischof dem Papst unter anderem Freunderlwirtschaft vor.

Franziskus sei im Vatikan umgeben „von einer Art magischem Zirkel, der aus Leuten besteht, die meiner Meinung nach theologisch nicht qualifiziert sind“, urteilte Müller, wie unter anderem „La Repubblica“ meldete. Der Papst ziehe den institutionellen Kanälen jene persönlichen vor, „die sogar für die Ernennung von Bischöfen oder Kardinälen genutzt werden“, fand Müller.

Müller ist einer von drei deutschen Kardinälen, die bei einem Konklave einen neuen Papst mitwählen dürften. Er war enger Vertrauter von Benedikt XVI., der ihn 2012 zum Präfekten der mächtigen Glaubenskongregation machte. 2017 wurde er von Franziskus nach nur einer Amtszeit von dem Posten abgezogen.

„Blitz aus heiterem Himmel“

„Wie ein Blitz aus heiterem Himmel“ habe ihn diese Entscheidung getroffen, erzählte Müller der Vatikan-Expertin Franca Giansoldati für das Buch, das in den nächsten Tagen unter dem Titel „In buona fede“ (In gutem Glauben) erscheint.

Der gebürtige Mainzer und ehemalige Bischof von Regensburg warf dem Papst darüber hinaus vor, befreundete Priester, die wegen Missbrauchs angeklagt oder verurteilt wurden, milder zu behandeln als andere. Andererseits sei der italienische Kardinal Giovanni Angelo Becciu „vor der ganzen Welt gedemütigt und bestraft worden, ohne Möglichkeit, sich zu verteidigen“, so Müller. Becciu steht derzeit im Vatikan wegen eines Finanzskandals um den schief gelaufenen Kauf einer Luxusimmobilie in London vor Gericht.

Aufregung über Gänswein-Buch

Vor diesem Buch hatte schon die Autobiografie von Georg Gänswein, dem langjährigen Begleiter und Privatsekretär des jüngst gestorbenen, emeritierten Papstes Benedikt, für Aufsehen gesorgt. Der Vatikan äußerte sich nicht offiziell zu den beiden Büchern. Beobachter aber erkannten in Aussagen von Franziskus eine Reaktion auf die Kritik.

„Manchmal genügt ein Wort, um einen Bruder oder eine Schwester zu verletzten oder zu töten“, sagte er etwa am Samstag bei einer Audienz. „Wir denken an Verleumdung, an Klatsch und Tratsch, die so üblich sind, so alltäglich, und die so sehr schmerzen und zerstören.“

Man müsse das Reich Gottes verkünden und sich nicht „in vielen Nebentätigkeiten oder vielen zweitrangigen Diskussionen verzetteln“, predigte Franziskus dann am Sonntag im Petersdom bei einer Messe – mehr dazu in Papst predigt gegen „unnütze Debatten“ in Kirche