Katholiken

Papst im Interview: Homosexualität „kein Verbrechen“

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) vom Dienstag hat Papst Franziskus Gesetze kritisiert, die Homosexualität kriminalisieren. Das sei „ungerecht“, so der 86-Jährige. „Homosexuell zu sein ist kein Verbrechen“, sagte der Papst. Gott liebe alle seine Kinder, so wie sie sind.

Er rief katholische Bischöfe dazu auf, LGBTQ+-Personen in der Kirche willkommen zu heißen. Gleichzeitig räumte er ein, dass katholische Bischöfe in einigen Teilen der Welt Gesetze unterstützen, die LGBTQ+-Personen kriminalisieren würden. Er selbst spreche über das Thema in Sinne von „Sünde“, so Franziskus.

Er sehe diese Ansichten in einen kulturellen Hintergrund eingebettet, Bischöfe im Besonderen müssten einen Veränderungsprozess durchlaufen, um die Würde eines jeden Einzelnen zu erkennen. Der Papst hatte schon bei früheren Gelegenheiten Ähnliches gesagt. „Die Bischöfe müssen einen Wandlungsprozess durchmachen“, und sie müssten das „bitte mit der Zärtlichkeit tun, die Gott für jeden von uns hat“.

In vielen Ländern strafbar

In 67 Staaten der Welt ist gleichgeschlechtlicher Sex strafbar, in elf davon kann dafür die Todesstrafe verhängt werden, zitierte AP den Human Dignity Trust, eine Organisation, die sich gegen diese Gesetze einsetzt. Expertinnen und Experten zufolge haben diese Gesetze, selbst wenn die Strafen nicht vollzogen werden, zu Diskriminierung, Stigmatisierung und Gewalt gegen LGBTQ+-Personen betragen.

Papst Franziskus im Interview mit AP
APA/AP/Domenico Stinellis
Die katholische Kirche solle sich gegen die Kriminalisierung von Homosexualität einsetzen, sagte Papst Franziskus

Indem sie solche Gesetze als „ungerecht“ benenne, könne und solle die katholische Kirche helfen, diese abzuschaffen, sagte Franziskus. „Sie muss das tun. Sie muss das tun“, wiederholte er. In dem Interview sagte er weiter, dass es betreffend die Homosexualität einen Unterschied geben müsse zwischen einem Verbrechen und einer Sünde.

„Aber es ist eine Sünde“

Homosexuell zu sein, sei „kein Verbrechen“, sagte der Papst. „Es ist kein Verbrechen. Ja, aber es ist eine Sünde. Gut, aber lasst uns zuerst zwischen einer Sünde und einem Verbechen unterscheiden.“ Er zitierte den Katechismus der katholischen Kirche dahingehend, dass Homosexuelle willkommen geheißen und respektiert werden müssten, und dass man sie nicht an den Rand drängen und diskriminieren dürfe.

Die katholische Kirche vertritt die Ansicht, dass homosexuelle Menschen zwar mit Respekt behandelt werden müssten, homosexuelle Sexualität hingegen in sich eine „Störung“ sei. Franziskus hat diese Lehre nicht geändert. Zugleich zeigte er sich gegenüber Hmosexuellen tolerant, angefangen mit seinem berühmten „Wer bin ich, sie zu verurteilen?“ im Jahr 2013.

Kritik kam 2021 seitens der katholischen LGBTQ+-Community, als es aus dem Vatikan hieß, gleichgeschlechtliche Verbindungen dürften von der Kirche nicht gesegnet werden, „weil Gott keine Sünde segnen“ könne.